Huma-Neubau in Sankt Augustin Christoph-Konrad Machens vom Verkehrsverein sieht Siegburg bedroht

SIEGBURG · Christoph-Konrad Machens, der Vorsitzende des Verkehrsvereins, wirkt ein wenig ratlos. Nachdem der Neubau des Huma-Einkaufszentrums in Sankt Augustin beschlossene Sache ist, vermisst er eine Reaktion aller Siegburger, denen die Zukunft der Stadt nicht gleichgültig ist.

Sorgt sich: Christoph-Konrad Machens.

Sorgt sich: Christoph-Konrad Machens.

Foto: Axel Vogel

Immerhin werde in der Nachbarstadt eine Shoppingmall mit 140 Geschäften, mit zahlreichen Restaurants, kostenlosen Parkmöglichkeiten und guter Erreichbarkeit auf 39.000 Quadratmetern errichtet. Dem stünden in Siegburg 296 Geschäfte mit einer Gesamtfläche von 36.600 Quadratmetern gegenüber.

Der Verkehrsverein schickte den Einzelhändlern einen kurzen Fragebogen zu, auf dem Ja/Nein angekreuzt werden konnte, ob der Neubau ihrer Meinung nach eine Bedrohung für die Einkaufsstadt Siegburg ist und die Stadt dagegen klagen soll. Eine Auswertung liegt noch nicht vor. "Mit der Befragung wollte ich die Geschäftsleute für das Thema sensibilisieren", so Machens, denn manch einem sei der Ernst der Lage nicht bewusst.

Er warnt ausdrücklich vor der Annahme, in dem Einkaufspark zögen "nur Billigketten und Ein-Euro-Läden" ein, die für die Fachgeschäfte in der Kreisstadt keine Gefahr darstellten. "Wunschdenken und Überheblichkeit können wir uns nicht leisten", so seine Einschätzung. Er fürchtet einen Kundenschwund, wenn keine Gegenmaßnahmen in der Kreisstadt ergriffen werden und fordert eine enge Zusammenarbeit von Verwaltung, Stadtmarketing und Händlern. Sein Verein könne wenig Einfluss nehmen, setze aber alles daran, Veranstaltungen zu optimieren und neue zu kreieren, um Menschen in die Stadt zu holen.

[kein Linktext vorhanden]In dem Zusammenhang fragt er, was aus den Ankündigungen der Bürgerinitiative Siegburg geworden sei, die nach Ablehnung des ECE-Einkaufszentrums Vorschläge zu dezentralen Lösungen bieten wollte. "Bis heute hat man von denen nichts mehr gehört", bemerkt Machens. Immer noch ungewiss sei etwa die Nutzung des Allianz-Parkplatzes, dem "Filetstück" im Zentrum der Stadt. Er fordert zukunftsfähige Konzepte für Siegburg, um es als die Einkaufsstadt der Region zu behaupten. Wichtig sei, möglichst schnell Chancen und Möglichkeiten auszuloten, damit "etwas passiert". Immer nur zu sagen, "ist nicht machbar", lasse er ohne Überprüfung nicht gelten.

Das Argument, große Marken wären nur mit großen Verkaufsflächen zu ködern, widerlegt er anhand der holländischen Stadt Haarlem. Dort sind attraktive internationale Ketten vertreten und zwar in kleinen Läden. Das Shopping-Angebot hat Haarlem mehrmals den Titel "Beste Einkaufsstadt der Niederlande" eingebracht. "Wieso sollte in Siegburg nicht etwas Ähnliches funktionieren?", fragt Machens. Dazu müsse aber die Bereitschaft bestehen, etwas ändern zu wollen, nachzufragen und in Verhandlungen zu gehen, fügt er hinzu.

Überlegenswert findet Machens auch das Modell des "Business-Improvement-District" (BID), das in der hessischen Stadt Gießen mit großem Erfolg umgesetzt wird. Dabei handelt es sich um den Zusammenschluss aller Hauseigentümer eines genau abgegrenzten Bereiches (in Gießen der Seltersweg), der sich für die Attraktivität seines Distrikts einsetzt. Der Handel soll die Aktivitäten ergänzend unterstützen. Der Seltersweg ist zum "Boulevard der Marken" geworden. Nutznießer seien vor allem die Kunden, die ein unvergleichliches Angebot vorfänden, so Machens, der hofft, dass jetzt ein Denkprozess einsetzt: "Wenn wir nicht gegensteuern, was wird dann aus Siegburg?"

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