Deutsche Post Bonner Konzern will Umsatz in Schwellenländern stark ausweiten

FRANKFURT · Den Börsianern gefallen die Zukunftspläne der Deutschen Post DHL gut. Kaum hatte Vorstandschef Frank Appel in Frankfurt die "Strategie 2020: Focus. Connect. Grow" vorgestellt, schnellte die Aktie der Deutschen Post auf ein Allzeithoch. Sie war Tagessieger im Dax.

Den Handel schloss die Aktie gelb gestern mit 28,43 Euro um 4,6 Prozent höher als am Vortag. "Die für 2020 ausgegebenen Ziele sind eine positive Überraschung und weit über unseren Erwartungen", sagt Jochen Rothenbacher, Analyst bei Equinet.

Im Mittelpunkt der Zukunftsstrategie stehen der weitere Ausbau des Logistikgeschäfts in Schwellenländern sowie die internationale Expansion des erfolgreichen Paketgeschäfts, um auch außerhalb Deutschlands noch stärker vom Erfolg des Internethandels zu profitieren.

Dabei soll der Fokus auch in den kommenden Jahren auf Wachstum von innen heraus liegen. "Wir haben den klaren Anspruch, bis 2020 weltweit die treibende Kraft in der Logistik zu werden und die Maßstäbe in unserer Branche zu definieren", sagte Appel. Dass die Post ihre neue Strategie anderthalb Jahre vor Ablauf der "Strategie 2015" veröffentlicht, habe einen Grund: "Wir entwickeln uns ganz bewusst genau zu der Zeit weiter, in der unsere bisherige Strategie ihre volle Wirkung entfaltet".

Das Unternehmen werde sein organisches Wachstum beschleunigen, indem es die globale Plattform des Unternehmens nutze. "Am Ende der Reise soll es so sein, dass jeder, der auf dieser Erde lebt und online ist, jedes Produkt kaufen kann, das online angeboten wird", sagte Pep-Vorstand Jürgen Gerdes. Die Post habe beispielsweise ihre Plattform Allyouneed, über die online Lebensmittel bestellt werden können, ins Chinesische übersetzt, aber noch nicht beworben. Trotzdem komme von dort bereits Nachfrage, weil die Chinesen deutsches Milchpulver bestellen wollten. Er sei sich sicher, dass das Bestellen von Lebensmitteln über das Internet auch in Deutschland ein großer Trend werde. Dazu müsse er sich nur die Altersverteilung der Bevölkerung anschauen.

Auch in die USA wagt sich die Post wieder vor. Dort hatte sich der Logistiker vor einigen Jahren eine blutige Nase geholt, weil die Expansion in das nationale Expressgeschäft sich nicht wie erhofft entwickelte. "Wir gehen nicht in das Express-Segment zurück", betonte Appel. Statt dessen will die Post ihre Erfahrung in der Logistik des Internethandels einsetzen. "Es gibt interessante Nischen, da sind wir sehr erfolgreich", meinte Gerdes.

In den kommenden Jahren dürfte das Paketgeschäft der Post allerdings weiter vom Versand innerhalb Deutschlands dominiert werden. Seit kurzem gehören aber auch die Benelux-Staaten, Polen und Tschechien zu der Sparte, jetzt kommen die USA und Indien hinzu. In Indien besetzt das Unternehmen seit 2005 bereits Blue Dart Express. Das Unternehmen mit Sitz in Bangalore ist Marktführer bei Expressdienstleistungen innerhalb Indiens.

Festhalten will die Post an ihrer Dividendenpolitik. Danach sollen weiterhin 40 Prozent bis 60 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden, erläuterte Finanzvorstand Larry Rosen. Überschüssige Liquidität soll nach wie vor für die weitere schrittweise Ausfinanzierung der Pensionsverpflichtungen der Beamten sowie für Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden genutzt werden.

Die Konzernzentrale soll künftig nicht im gleichen Umfang wachsen wie das Geschäft. "Wir wollen schlank bleiben", meinte Appel. In der Zentrale werde man sich auf Steuerungsfunktionen beschränken. Im vergangenen Jahr sei 0,8 Prozent des Umsatzes für die Konzernzentrale ausgegeben worden. Künftig sollen es lediglich noch 0,5 Prozent sein. Das solle aber vor allem durch Umsatzwachstum erreicht werden. Appel hatte bereits auf der Bilanzpressekonferenz vor drei Wochen gesagt, dass an Stellenabbau in der Zentrale nicht gedacht sei.

Die Post begreift sich nicht als integrierter Konzern, sondern als Familien von Divisionen. Das bedeute nicht, dass die Möglichkeit geschaffen werden solle, sich von einer Sparte zu trennen. Das habe die Vergangenheit gezeigt, so Appel: "Es war richtig, diesen Konzern zusammen zu halten."

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