Vortrag: "Äußerer Reichtum - Innere Armut" Bischof Tebartz van Elst steht für Verschwendung im negativen Sinn

ALFTER · Kann Verschwendung eigentlich positive Auswirkungen haben? Diese Frage stellte sich Montagabend Julian Stech, Leiter der Wirtschaftsredaktion des Bonner General-Anzeigers, in seinem Vortrag über "Die Theorie der Verschwendung" in der Alanus Hochschule in Alfter.

Wenn Überschuss verfeiert und nicht reinvestiert werde, gebe es kein Wachstum. Trotzdem könne in anderer Hinsicht ein Nutzen entstehen: "Man kann materiellen Überschuss auch in soziale Energie beziehungsweise Bindungen umwandeln - zum Beispiel auf Festen." Wie das aussehen kann, zeige eine alte Tradition amerikanischer Indianer an der nordwestlichen Pazifikküste. Sie feierten rauschende Feste und ruinierten sich dabei komplett. Ein Ritual, das als "Potlatch" bezeichnet werde.

Außerdem sei die Sonne ein Paradebeispiel für gute Verschwendung: "Sie gibt seit Milliarden Jahren so viel Energie, hat selbst davon aber nichts. In diesem Kontext nimmt die Verschwendung altruistische Züge an", so Stech. Bedingungslosigkeit, Opferbereitschaft oder auch Dankbarkeit seien Begriffe, die in der Gesellschaft eine solche Form der Verschwendung bezeichneten.

Verschwendung setzt voraus, dass die vorhandenen Ressourcen effizienter eingesetzt werden können. Dieses Prinzip habe der Mensch verinnerlicht. "Wir sind für uns selbst die schlimmsten Chefs. Die Ausbeutung findet in uns selbst statt." Der Mensch sei getrieben von einem Effizienzwahn, der letztlich zu psychischen Krankheiten wie Burnout führe. Die innere Armut komme davon, dass der Mensch von ökonomischen Prinzipien abhängig sei. Innerer Reichtum bedeute, sich davon zu lösen.

Die Ringvorlesung "Äußerer Wohlstand - Innere Armut" wird von der Alanus Hochschule gemeinsam mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, der Universität Bonn und dem General-Anzeiger ausgerichtet. Die Teilnahme ist kostenfrei. Nächsten Montag, 3.11, ab 18.15 Uhr: "Psychologische Theorien der Arbeitsmotivation und -zufriedenheit", Andreas Ley und Thomas Krickhahn, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Campus Rheinbach, Hörsaal 3, Von-Liebig-Str. 20.

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