Regeln für mehr Freiheit im Job Auf Fachmesse "Zukunft Personal" stellt die Microsoft-Personalchefin Strategie vor

KÖLN · Der Personalchefin von Microsoft Deutschland ist es völlig egal, wer wann im Büro anwesend ist: "Der Arbeitsort ist dort, wo sich der Mitarbeiter befindet", erklärt Elke Frank ihre Einstellung. Bei Microsoft gibt es seit kurzem eine neue Betriebsvereinbarung, die das flexible Arbeiten regelt.

 Arbeit überall: Eine Geschäftsfrau mit Laptop.

Arbeit überall: Eine Geschäftsfrau mit Laptop.

Foto: dpa-Zentralbild

Ob die Arbeitnehmer ihre Arbeit im Büro, zu Hause oder im Café erledigen, bleibt ihnen selbst überlassen. Feste Arbeitsplätze wird es bei dem Softwareunternehmen künftig nicht mehr geben: Also, auch "keine Kakteen und Bilder" mehr auf den Schreibtischen, so Frank.

Über die neue Betriebsvereinbarung und das Thema "Vertrauensarbeitsort" sprach Frank gestern am ersten Tag der Fachmesse "Zukunft Personal" in Köln. Bei Microsoft heißt das konkret für jeden Mitarbeiter: "Jeder hat eine persönliche Zielvereinbarung mit quantitativen oder qualitativen Zielen". Denn: "Für Mitarbeiter und Führungskräfte muss es klare Regeln geben", erklärte Frank.

Dazu gehört auch, dass sich die Mitarbeiter immer wieder persönlich treffen. "Feedback-Gespräche müssen vor Ort stattfinden", sagte Frank. "Das darf nicht verloren gehen." Microsoft habe für die Betriebsvereinbarung ein ausführliches Regelwerk entworfen.

Rahmenbedingungen zu vereinbaren hält auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) für das entscheidende Kriterium beim Thema Vertrauensarbeitszeit und Vertrauensort. Denn: "Es besteht immer die Gefahr der Selbstausbeutung, wenn die Beschäftigten sich die Arbeitszeit selbst einteilen oder von zu Hause aus arbeiten", kommentiert die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. "Gerade beim Home Office verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatem, weil beides nicht mehr räumlich getrennt ist." Aber grundsätzlich sei es zu begrüßen, wenn Arbeitnehmer mehr Souveränität bekämen. "Viele wünschen sich das auch, um Beruf und Familie besser unter einen Hut zu kriegen."

Dass nicht jeder Chef von einer dezentralen Arbeitsweise begeistert ist, zeigt das Beispiel des Internetkonzerns Yahoo. Auch dort konnten die Mitarbeiter zeitweise selbst bestimmen, wo sie ihre Arbeit machen. Doch die neue Geschäftsführerin Marissa Mayer machte diesen Vorstoß im vergangenen Jahr wieder rückgängig. Sie nannte Zusammenarbeit und Kommunikation als Gründe dafür, dass sie ihre Mitarbeiter an den Schreibtisch zurückrief.

Die Entscheidung der Yahoo-Chefin habe "keine empirische Basis", erklärte Professor Dr. Torsten Biemann vom Lehrstuhl für ABWL, Personalmanagement und Führung der Universität in Mannheim gestern auf der Messe "Zukunft Personal". Er betonte, dass mobiles Arbeiten nicht so schlecht sei, wie sein Ruf und nannte positive Effekte: "Die Mitarbeiter werden zufriedener und schätzen ihre Leistung höher ein." Allerdings solle die frei verfügbare Zeit 40 Prozent nicht übersteigen. "Man kann also ruhig zwei Tage pro Woche zu Hause arbeiten ohne, dass die Leistung darunter leidet." Natürlich komme es immer stark auf den Job an. Im Vertrieb sei es natürlich einfacher als in einem Team, dass stark interagieren müsse. "Nicht jede Persönlichkeit und auch nicht jede Stelle eignet sich für flexibles Arbeiten", fügte Frank hinzu. Das Thema werde für Personaler die "Herausforderung der nächsten Jahre".

Fachmesse "Zukunft Personal" in Köln

Bei der 15. Ausgabe Europas größter Fachmesse für Personalmanagement "Zukunft Personal" vom 14. bis 16. Oktober in Köln stellen in diesem Jahr 635 Aussteller aus dem In- und Ausland ihre Innovationen vor - vor allem in den Bereichen Talentmanagement, Weiterbildung, Personal-Software, Recruiting und Personalmarketing.

Dabei hat sich der Anteil der ausländischen Aussteller nach Angaben des Veranstalters Spring Messe Management aus Mannheim seit 2010 verdoppelt. Mittlerweile kommen 13 Prozent aus dem Ausland. Die "Zukunft Personal" l richtet sich ausschließlich an Personalentscheider und Führungskräfte aus Unternehmen, Verwaltungen und Non-Profit-Organisationen.

In diesem Jahr gehören zu den wichtigen Themen unter anderem Arbeitgeberattraktivität, aber auch Social Media im Personalwesen. Vorgestellt werden auch neue Produkte wie Fachmagazine, Systeme zur Zeiterfassung, Bewerber-Management-Systeme oder Weiterbildungsmethoden.

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