Strompreise Änderungen zum Jahreswechsel - Ruinöser Preiskampf am Markt

BONN/DÜSSELDORF · Die zum Jahreswechsel bevorstehende Strompreiserhöhung wirft ihre Schatten voraus. Im Kampf um wechselwillige Verbraucher ist in Deutschland ein ruinöser Preiswettbewerb entbrannt. Versorger aus der Region berichten von zunehmender Abwerbung von Kunden. Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor Fallstricken beim Anbieterwechsel.

Ein Jahr nach der Pleite des seinerzeit größten unabhängigen Stromanbieters Teldafax buhlten Discountanbieter mit Kampfpreisen um private Haushalte, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf eine Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Die Preise lägen dabei in vielen Fällen "so deutlich unter den Kosten, dass die Anbieter ein enormes Risiko eingehen", sagte Energieexperte Hanjo Arms von A.T. Kearney.

Der Analyse zufolge profitieren die Unternehmen von der steigenden Bereitschaft der Deutschen, ihren Energieanbieter zu wechseln. Die Berater gingen davon aus, dass die Zahl der Haushalte, die mindestens einmal ihren Stromanbieter gewechselt haben, von sieben Millionen in diesem Jahr auf zwölf Millionen im Jahr 2016 steigen wird. Die Zahl der unabhängigen Stromanbieter verdoppelte sich in den Jahren von 2009 bis 2011 von 25 auf 50.

Dass neue Anbieter zunehmend mit zweifelhaften Methoden auf Kundenfang gehen, bestätigt Peter Blenkers, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW. Beschwerden von Verbrauchern häuften sich, vor allem über Flexstrom und mit diesem Anbieter verbundene Unternehmen, aber auch über Stromio und Extraenergie. Häufig gehe es darum, dass Boni nicht ausgezahlt würden. "Unsere Energie-Rechtsberatung ist auf Monate ausgebucht", sagte Blenkers.

Viele Verbraucher äußerten bei der Verbraucherzentrale auch ihren generellen Unmut über die steigenden Strompreise. "Die Empörung ist groß, teilweise herrscht auch blanke Not." Die Verbraucherschützer werten derzeit rund 3000 Preiserhöhungsschreiben aus, die ihnen von Verbrauchern zugeschickt wurden. "Wir stellen fest, dass einzelne Versorger ihre Kunden in Tarife locken, die nicht ganz koscher sind", kritisierte Blenkers. So gebe es "Festpreis"-Tarife, die aber gerade Preistreiber wie Netzkosten und Öko-Umlage von der Festpreis-Zusage ausnähmen.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt, generell bei Tarifen mit Vorkasse oder Kaution vorsichtig zu sein. Wichtig sei außerdem, dass der Vertrag nicht länger als ein Jahr laufe und dann monatlich zu kündigen sei.

Die Stadtwerke Bonn spüren nach eigenen Angaben den zunehmenden Wettbewerb. "Leider sind einige Lieferanten mit nicht wirtschaftlich darstellbaren Rabatten und Preisen im Markt, die die Kunden anlocken sollen. Preiserhöhungen finden dann in der Regel später statt, fallen dann aber deutlich höher aus. Man spielt hier mit dem Vertrauen der Kunden. Wir lehnen diese Geschäftspolitik ab", so SWB-Vertriebschef Robert Landen.

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