Hochwasserschutz in Oberbachem Züllighovener Bach zieht um

OBERBACHEM · Kosten: 230.000 Euro. Bauzeit: Zwei Monate. Erdbewegung: 3500 Kubikmeter. Personalaufwand: Zwei Mann. Dies sind, arg verkürzt dargestellt, die Eckdaten einer Baumaßnahme, bei der es zurzeit um nicht weniger als die Verlegung eines Bachlaufs geht.

 Mächtige Erdbewegungen: Arbeiter haben den Züllighovener Bach etwa 20 Meter von den Wohnhäusers "weggerückt".

Mächtige Erdbewegungen: Arbeiter haben den Züllighovener Bach etwa 20 Meter von den Wohnhäusers "weggerückt".

Foto: Ronald Friese

Im südlichen Teil Oberbachems hatten Anwohner des Werthhovener Wegs in den vergangenen Jahren regelmäßig Angst ausgestanden, als ihnen der nahe gelegene Bachlauf bedenklich nahe kam. So etwa bei den Starkregenereignissen der Jahre 2010 und 2013. Nahe Oberbachem und Kürrighoven fließen gleich mehrere Bachläufe zusammen und vereinigen sich in Höhe der Landstraße mit dem Mehlemer Bach.

Und all diese Wassermassen gemeinsam hatten bekanntlich auch im weiteren Verlauf, vor allem in Niederbachem und Mehlem, verheerende Schäden an privaten Häusern und Grundstücken verursacht. Lautstark riefen deren Eigentümer nach wirksamen Schutzmaßnahmen.

Ein spektakuläres Projekt zur Entschärfung der Hochwassergefahr ist zurzeit hinter den Wohnhäusern am Werthhovener Weg zu beobachten. Gemeinsam mit einem Kollegen und mit Hilfe schweren Geräts hat Bauunternehmer Jörg Böwingloh aus dem westfälischen Verl dort mächtige Erdmassen aufgeschüttet. Sie mussten dem Bachlauf weichen, den die Arbeiter in Höhe der Wohnhäuser etwa 20 Meter von diesen "weggerückt" haben.

"Wir hatten es hier mit einer sehr steilen Böschung zu tun, die zudem eng an der Wohnbebauung lag", erklärt Jörg Ostermann, der Technische Beigeordnete der Gemeinde, die Gefahr, die bei einer Erosion durch Hochwasser für die Privathäuser bestehen würde, zumal es bei den jüngsten Fällen bereits zu Abbrüchen der Böschung gekommen war.

Auch Bürgermeisterin Renate Offergeld ist vor Ort erschienen, um sich ein Bild von den Arbeiten zu machen. Indem einerseits die Böschungen abgeflacht und andererseits der Bach in Richtung der rückwärtigen Wiesenflächen verlegt wird, werde die Situation insgesamt deutlich entschärft, sind auch Volker Strehl und Sebastian Wortha von den Gemeindewerken Wachtberg als "Bauherr" von der Wirksamkeit des Umbaus überzeugt. "Ein positiver Nebeneffekt ist der Umstand, dass wir im oberhalb der heutigen Baustelle zusätzlichen Retentionsraum schaffen", sagt Wortha.

Zurzeit haben die Arbeiten, mit denen Anfang Juli begonnen wurde, ihren Höhepunkt erreicht. "Angesetzt hatten wir neun Wochen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir drei Wochen früher fertig sind", sagt Jörg Böwingloh. Um überhaupt beginnen zu können, musste die Gemeinde einen Teil der Wiesenflächen kaufen. "Glücklicherweise waren die Privateigentümer kooperativ und zum Verkauf bereit", sagt Volker Strehl.

Den Gemeindehaushalt belastet das Projekt in überschaubarem Maße: 80 Prozent der Kosten können über ein Förderprogramm des Landes bestritten werden, sodass an der Gemeinde knapp 50.000 Euro hängen bleiben werden. "Eigentlich wollten wir bereits im vergangenen Herbst beginnen", erzählt Strehl. Aber dann habe sich erst das Antragsverfahren für die Fördermittel hingezogen, und schließlich kam den Arbeitern ein Mäusebussardpärchen dazwischen, die sich die nahen Baumwipfel zur Familiengründung auserkoren hatten.

Nun, da der Bussardnachwuchs "angekommen" ist, darf gebaggert werden. "Eine ähnliche Situation haben wir an der Austraße in Niederbachem, wo wir ja ebenfalls Retentionsraum schaffen wollen", sagt Beigeordneter Jörg Ostermann. Hier ist es der Eisvogel, dessen Brutzeit den Bauarbeitern Aufschub gebietet. Im Idealfall werden die Menschen entlang der Bäche künftig gleich zweifach Anlass zur Freude haben: Die gesunde Fauna mit Bussard und Eisvogel - und die höhere Sicherheit bei Hochwasser.

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