Nach NRW-Koalitionsvertrag Windräder in Wachtberg vorerst passé

WACHTBERG · Änderungen im NRW-Koalitionsvertrag zum Landesklimaschutzplan machen es so gut wie unmöglich im Drachenfelser Ländchen Windräder zu errichten.

 Der Blick wird wohl so bleiben: Zwischen Adendorf und Eckendorf durfte es bislang zum Bau von Windrädern kommen.

Der Blick wird wohl so bleiben: Zwischen Adendorf und Eckendorf durfte es bislang zum Bau von Windrädern kommen.

Foto: Schmelzeisen

Der neue Koalitionsvertrag, den CDU und FDP vor Beginn der Regierungsübernahme im Düsseldorfer Landtag vereinbarten, hat auch Auswirkungen auf das Drachenfelser Ländchen. Immer wieder gab es hier Absichtserklärungen, Windräder zur Energiegewinnung auf Wiesen oder in Obstplantagen errichten zu wollen. Die Pläne waren soweit gediehen, dass sie nach der Diskussion im Wachtberger Planungsausschuss in die Bürgerbeteiligung starten sollten. Der bisherige Landesklimaschutzplan, der eine Verringerung der CO2-Emissionen zum Ziel hatte, soll dagegen in der jetzigen Form abgeschafft werden, die schwarz-gelbe Koalition sieht Einschnitte beim Ausbau von Windrädern vor.

Ursula Perkams, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft für den Schutz der Landschaft in Wachtberg und Umgebung, hatte mit ihren Mitstreitern schon lange gegen die Windradplanungen zwischen Adendorf, Arzdorf, Fritzdorf und Grafschaft-Eckendorf votiert. Die Aktionsgemeinschaft hatte zudem bereits 2008 von der Uni Bonn ein Gutachten erstellen und dies jährlich fortschreiben lassen. Der Schutz der Tier- und gerade der Vogelwelt sowie die Bedenken der Anwohner in nächster Nähe führte die Aktionsgemeinschaft jeweils als Argument an, vom Windradprojekt in Wachtberg Abstand zu nehmen.

Einen besonderen Schutz gab es bislang schon wegen der Radaranlage im Werthhovener Radom – hier ist ein Mindestabstand von vier Kilometern einzuhalten. Gemäß der Koalitionsvereinbarung in Düsseldorf wird der Mindestabstand von Windkraftanlagen zu Wohnsiedlungen künftig bei 1,5 Kilometern liegen. Damit verringern sich die für Windkraftanlagen zur Verfügung stehenden Flächen um 80 Prozent.

Wirtschaftsforscher kritisieren Koalitionsvereinbarung

Die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft in Wachtberg freuen sich jetzt, dass die Gemeinde Wachtberg nicht bereits eine Konzentrationszone gebildet und Windradstandorte genehmigt hat. Denn bei genehmigten Anlagen bleibt es nach aktuellem Stand beim entsprechend geplanten Windenergieausbau. „Das bedeutet für uns ein riesiges Glück, was wir noch nicht fassen können – aber man muss ja auch mal ein ungeplantes Geschenk bekommen“, resümierte Perkams bei der Mitgliederversammlung der Aktionsgemeinschaft. Die Dörfer rund um Adendorf liegen mit ihrer Bebauung teilweise nur 1000 Meter voneinander entfernt.

Wäre die neue Koalitionsvereinbarung in der vorliegenden Form nicht geschlossen worden, hätte die Gefahr bestanden, dass man beispielsweise von der Burg Adendorf aus in Zukunft auf fünf große Windräder hätte blicken können oder müssen.

Undenkbar, wie die Optik des Landschaftsbildes eingeschränkt worden wäre, betonten die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft. Die finanziellen Mittel, die die Aktionsgemeinschaft bereits für den Kampf gegen den Windradausbau gesammelt hatte, wolle sie jetzt zur Aufwertung des Naturschutzes in Wachtberg nutzen, ergänzte Perkams.

Bei Wirtschaftsforschern stößt die Wende hingegen auf Kritik. „Die Pläne sind erstaunlich rückwärtsgewandt, insbesondere die Beschränkung der Windkraft. Es wirkt, als ob sich die neue Landesregierung der Braunkohle und dem Atomzeitalter verpflichtet fühlt“, sagte Gustav A. Horn, wissenschaftlicher Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).

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