Weiberfastnacht in Wachtberg Wenig Gleichberechtigung

WACHTBERG · In fünf von sechs Sälen des Ländchens haben an Weiberfastnacht die Frauen die Hosen an.

 Pünktchen sind in: Fritzdorf im Petticoat-Fieber.

Pünktchen sind in: Fritzdorf im Petticoat-Fieber.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Draußen fegte noch ein wenig der Regen über die Felder, und durch die Säle des Drachenfelser Ländchens fegten die jecken Wiever. Gleich an sechs Schauplätzen wurde gefeiert, gelacht, getanzt, gesungen und geschunkelt.

In Adendorfstanden – zuverlässigen Angaben zufolge – die ersten feierwütigen Damen schon um 12 Uhr vor der noch geschlossenen Schützenhalle. Als um 14.11 Uhr der Einmarsch, Vorsitzende Heidi Medow an der Spitze, erfolgte, hatten Kuchentheke und Bar bereits den ersten Ansturm überstanden, alle konnten sich im Trubel fallen lassen, während die auffallend viril anmutende „Hanseline“ Wolf mit Verve durch die Sitzung führte.

In Fritzdorfscheinen die Vereine sich mit dem erzwungenen Umzug in die Mehrzweckhalle arrangiert zu haben. Dort ließen gestern die Wiever der KG Grün-Gelb die Puppen tanzen. Ihr Motto: „Petticoat and Rock’n’Roll, all Wiever he senn radedoll“. Auf der Bühne ging es Schlag auf Schlag: Die „Happy Feeds” heizten die Stimmung an, sodass das Villiper Dreigestirn bei den Fritzdorfern kurz darauf leichtes Spiel hatte. Völlig außer Rand und Band gerieten die Jecken beim Auftritt der Gruppe „Jeckeditz“.

Obermöhn Karin Hermann hatte derweil als Sitzungsleiterin im BerkumerLimbachstift alles im Griff. Dort sah der Saal zu Beginn aber erst einmal nichts als Grün: Mit einer riesigen Entourage der Stadtsoldaten war das Bad Godesberger Prinzenpaar Joachim I. und Godesia Martina I. zu einer Stippvisite bei den Berkumer Möhne gekommen. Und mit den Jodesberger Junge sorgte später noch ein weiteres Importprodukt für Schunkelstimmung in Wachtberg.

Bei der katholischen Frauengemeinschaft in Villipführte Helene Vershoven durch das unterhaltsame Nachmittagsprogramm – so gut das trotz ihrer hörbar lädierten Stimme möglich war. Ihre „Villiper Jecke Fraue“ überraschten als Lappen, bevor die Bühne – wie gewohnt – den Sketchen aus den eigenen Reihen gehörte. Ein absolutes Heimspiel hatte in Villip natürlich das Dreigestirn Prinz Thomas II., Bauer Thomas und Jungfrau Baptista, die im Saal des Hotels Görres gebührend empfangen wurden.

Im benachbarten Villiprottwaren die jecken Wiever in ein eigens aufgestelltes Festzelt auf dem Gelände des Landhauses Kremmel umgezogen. Auch da wirkte die Sitzungspräsidentin Stefan(ie) Stratmann, die für die eigentlich vorgesehene Obermöhn eingesprungen war, merkwürdig maskulin, was sie jedoch mit hoher Stimmlage und gekonntem Umgang mit dem Staubwedel zu kompensieren wusste. So sorgte in Villiprott schon die Moderation für gute Laune, da hatte das Programm noch gar nicht richtig begonnen.

Bei der KG Rot-GoldNiederbachem, die mit dem Programm als Letzte in den Tag startete, wurde der Karneval ausdrücklich koedukativ ausgeübt. Heißt: Männer durften gleichberechtigt mitfeiern und sich im Takt von „Der & Ich“ und den „Jeckeditz“ durch den Henseler Hof schieben. Die Hafengarde aus Oberwinter zeigte den Anwesenden, was guter Gardetanz ist, sodass sich zu fortgeschrittener Stunde manch einer zum Nachahmen bemüßigt fühlte. Kurzum: In den Wachtberger Sälen wurde an Weiberfastnacht buchstäblich das Letzte an guter Laune herausgeholt.

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