Antrag für den Hauptausschuss Wachtberger Bürger wollen Fachkraft für Umweltschutz

Wachtberg · Eine Gruppe von Bürgern aus Wachtberg fordert von der Gemeinde die Einstellung eines Beauftragten für Umwelt- und Naturschutz. Doch die Verwaltung sieht die Prioritäten woanders.

 Ein Wirtschaftsweg im Ländchen: Der Bürgerantrag beschäftigt sich unter anderem damit, wie sich die Interessen der Landwirtschaft und des Umweltschutzes miteinander verbinden lassen.

Ein Wirtschaftsweg im Ländchen: Der Bürgerantrag beschäftigt sich unter anderem damit, wie sich die Interessen der Landwirtschaft und des Umweltschutzes miteinander verbinden lassen.

Foto: Axel Vogel

Wenn es um die Umwelt geht, wird in Wachtberg an der falschen Stelle gespart: Diese Meinung vertreten Birte Kümpel und einige Mitstreiter, die in einem Bürgerantrag fordern, dass die Gemeinde wieder einen Umwelt- und Naturschutzbeauftragten in Vollzeit einstellt. Das Thema wird im Haupt- und Finanzausschuss am 14. März behandelt.

Derzeit sei eine nicht spezialisierte Verwaltungskraft in Teilzeit Ansprechpartner für Naturschutz- und Umweltfragen, sagt Kümpel. „Umweltthemen können deshalb nur unzureichend oder gar nicht bearbeitet werden. Vieles wird an den Kreis delegiert, der personell ausgelastet ist und Schwerpunkte setzen muss.“ Dabei habe Wachtberg bis 2012 mehr als 20 Jahre lang eine qualifizierte Umweltfachkraft gehabt und sei dabei auch Vorreiter gewesen. „Angesichts wachsender Herausforderungen im Umweltbereich wird hier an falscher Stelle gespart“, denken Kümpel, Ursula Gollub, Sabine Killmann, Karin Kosiewski und Volker Bartholdy.

Es kommt zu Interessenkonflikten

„Es gibt viele Anlässe, die deutlich machen, wie überfällig eine qualifizierte Umweltfachkraft für Wachtberg ist“, findet Kümpel. Zerstörung und Verdrängung natürlicher Landschaftsstrukturen wie Hecken sowie unsachgemäße Pflege durch die Gemeinde und das verbotswidrige Überpflügen von Ackerrändern seien die Themen. „Solche naturschutzrelevanten Handlungen werden selten oder zu spät geahndet, da die Verwaltung vor Ort vor allem personell überfordert, die zuständige Untere Naturschutzbehörde in Siegburg weit weg ist und für solche Kleinigkeiten weder Personal noch Zeit hat“, so die Wachtbergerin. Es komme häufig zu Interessenkonflikten zwischen Bürgern, Naturschützern und Landwirten.

Als Missstände erwähnt sie zudem die Ausbreitung von Schottergärten und Plastikzäunen sowie die Missachtung von Bebauungsplänen, die etwa grüne Eingrenzungen vorschreiben. Ein Fachmann im Amt soll das Bewusstsein der Öffentlichkeit für Klima- und Umweltschutz vor der eigenen Haustür schärfen und ein Umdenken anstoßen.

Der Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft stelle für Wachtberg einen wichtigen Standortfaktor dar, heißt es in dem Antrag. Die Einwohner seien bei Umweltthemen sensibel und hätten einen Informationsbedarf. Außerdem stelle der Klimawandel die Gemeinde vor neue Herausforderungen, Kümpel erinnert da an die Überschwemmungen bei Starkregen. Man brauche neue Handlungsstrategien und die Kenntnis ökologischer Zusammenhänge.

Die Antragsteller halten die Aufstellung eines Landschaftsplans für Wachtberg durch den Rhein-Sieg-Kreis für überfällig. In ihren Augen könne eine Fachkraft auch Geld sparen, weil dann Ausgaben für Gutachten wohl häufig unnötig seien. Sie könne Fördermittel beantragen und Kollegen entlasten, die sich mit den Umweltthemen derzeit nebenbei beschäftigten.

Gemeinde gibt sich zurückhaltend

Wachtbergs Beigeordneter Swen Christian hatte schon im Zuge der Haushaltsberatungen gesagt, dass die Gemeinde durchaus mehr speziell qualifiziertes Personal benötige. Wenn man sich intensiver mit Dingen auseinandersetze, „ist die Frage, ob eine eigene Fachkraft vielleicht tatsächlich günstiger ist“, sagt Christian. Denn: „Wo detailliertes Fachwissen gebraucht wird, müssen wir derzeit auf Externe zurückgreifen.“

In Sachen Naturschutz sei die Gemeinde bei klassischen Verwaltungsaufgaben gut aufgestellt, etwa wenn es um Verwaltungsverfahren gehe. Ein Beispiel seien Ausgleichsflächen bei Bauprojekten. Darüber hinaus könne man bei der Daueraufgabe Umweltschutz besser aufgestellt sein, obwohl man sich da schon mehr als andere Gemeinden engagiere. Drängender ist für ihn aber die Digitalisierung. „Wir müssen die Verwaltungsprozesse für die Zukunft fit machen“, so der Beigeordnete. Auch die Vergabe sei ein Minenfeld – bei Anschaffungen wie Fahrzeugen oder bei Planungsleistungen. Er wünscht sich eine juristische Instanz im Rathaus, „die es im Moment nicht gibt“. Am Ende sei neues Personal allerdings eine politische Entscheidung.

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