GA-Serie Wachtberger Originale: Volker Gütten Von der Theaterbühne aufs politische Parkett

Liessem · „Leute zu unterhalten und auch Spaß zu bereiten, hat mir schon immer viel Freude gemacht.“ Volker Gütten ist ein bekanntes Gesicht, auch über Wachtbergs Grenzen hinaus – er war lange Zeit Mitglied im Laienspiel-Kreis Oberbachem und sitzt seit 2008 im Gemeinderat.

Volker Gütten mit Hündin Joey.

Volker Gütten mit Hündin Joey.

Foto: Martina Sondermann

Zum Laienspiel-Kreis Oberbachem, dessen Gründung mit Güttens Geburtsjahr zusammenfällt, kam der 55-Jährige eher zufällig. Als er im Rahmen eines Geburtstages einen kleinen Vortrag hielt, wurde der damalige Vorsitzende und Regisseur des Laienspiel-Kreises Dr. Josef Schneider auf sein Talent aufmerksam und sprach ihn an.

Seinen ersten Auftritt auf der Dorfbühne hatte Gütten 1997 als Richter in dem Schwank „Der Hahnekrech“. Es folgten viele Nebenrollen, die vom Publikum oft als Hauptrollen empfunden wurden und stets große Aufmerksamkeit erregten. „Man kann selbst aus der kleinsten Rolle viel machen“, weiß Gütten. „Denn der König kann nicht wirken, wenn der Bettler nicht gut spielt.“

Seinen letzten Auftritt krönte Volker Gütten, der auch Zweiter Vorsitzender des Laienspiel-Kreises war, 2010 in dem Schwank „Kohle, Moos und Mäuse“ mit einer eigenen Idee – als er als Dorfpolizist halbbekleidet auf die Bühne kam, sich umdrehte und auf der Rückseite der langen Unterhose die „110“ stehen hatte: „Dat einzije, wat isch mir nit merke kann, sin Nummern. Und die schriev isch mir immer irjendwo up.“ Niemand wusste etwas von dieser Einlage, nicht einmal der Regisseur. Und das Publikum kreischte vor Begeisterung.

Das zweitbeste Wahlergebnis in Wachtberg

„Das Theaterspiel hat mir viel geholfen, mich geprägt und mir auch im beruflichen Sinne viel gegeben“, betont Gütten. 1998 spielte er in „Der Tyrann“ ein Gemeinderatsmitglied. Zehn Jahre später wurde aus der Rolle Realität, als man Gütten bat, in Adendorf zu kandidieren, und er zum Ortsvertreter gewählt wurde. „Mit dem zweitbesten Ergebnis der Gemeinde Wachtberg“, fügt er hinzu.

Zwar lebte der gebürtige Adendorfer mittlerweile der Liebe zu Ehefrau Marita wegen in Ließem, hatte aber durch seine Mutter, die noch in Adendorf wohnte, und seinen Bruder, der dort sein Geschäft hat, stets eine enge Bindung zu seinem Geburtsort.

Zur Politik kam Volker Gütten durch seinen Schwiegervater. „Ich kann doch nicht immer nur ertragen und diskutieren, wenn ich nicht selber bereit bin, mich auch einzubringen“, war dessen Devise. Das überzeugte Gütten.

Er besuchte die Ortsvertretungssitzungen und wurde gefragt, ob er sich nicht dafür interessiere. „Aber ich wollte nicht in irgendeine Partei eintreten, um da mitzuarbeiten“, berichtet er. Als Gütten später für Adendorf kandidieren sollte, blieb ihm jedoch nichts anderes übrig. Da Parteilosigkeit damals noch ein K.o.-Kriterium war, trat der bis dato Parteilose in die ihm nahestehende CDU ein.

Fürs Schützenfest zu kaputt

Auch als Gemeinderatsmitglied spielte Gütten zunächst noch im Theaterensemble mit, bis es sein Zeitplan nicht mehr zuließ. „Beides gleichzeitig kollidiert mit der Menge an Freizeit und Terminen“, so Gütten, der in verschiedensten Ausschüssen und Arbeitskreisen sitzt. „Das ist abendfüllend.“ Und die Familie habe natürlich auch ihre Rechte.

So begleitet Gütten seine 15-jährige Tochter Alena am Wochenende gern regelmäßig zu Reitturnieren, von denen er erst abends wieder heimkehrt. „Da müsste ich eigentlich noch aufs Schützenfest, bin aber einfach kaputt“, gesteht er. Stimmen behaupten, er sei zu wenig präsent in Adendorf. „Das mag sein“, räumt Gütten ein. „Aber ich bin immer da, wenn es irgendwo ein Problem gibt.“

Volker Gütten ist überzeugter Wachtberger. „Ich halte Wachtberg für eines der attraktivsten und interessantesten Gebiete rund um Bonn“, stellt er fest. „Ich möchte gar nicht woanders leben.“ Viele, die als Kinder und Jugendliche hier gelebt hätten, würden irgendwann wieder zurückkehren und in Wachtberg ansässig werden. „Auch der großzügigen Landschaft wegen“, so Gütten.

Die Familie blieb Wachtberg treu

Seine vier Geschwister sind mit ihren Familien ebenfalls in der Nähe geblieben. „Weihnachten sitzen wir schon mal mit 20 Leuten zusammen“, erzählt Gütten, der nach dem Abitur bei seinem Vater eine Lehre als Elektriker gemacht hat und dann als Elektrikermeister zu Klöckner Möller ins Qualitätsmanagement ging.

„Ich war europaweit und auch in Afrika unterwegs“, berichtet er, „aber immer wieder froh, wenn ich nach Hause, nach Wachtberg kam.“ Auch in seinem Job als Außendienstler bei der Firma Kentenich hat er von seinen Erfahrungen in Theater und Politik profitiert. „Das war einfach persönlichkeitsbildend“, so Gütten.

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