Wachtberger Originiale: Karin Kleinen Viele Schnellhefter spiegeln ihr Engagement

Niederbachem · Die Niederbachemerin Karin Kleinen engagiert sich seit 25 Jahren für die Senioren in ihrem Ort. Jeden einzelnen Programmpunkt und jede Reise hat sie in Schnellheftern festgehalten.

Eine Woche hat sie nachgedacht. Vor- und eventuelle Nachteile gegeneinander abgewogen, dann zum Hörer gegriffen und gesagt: Ich gehöre nicht in die Zeitung. Diese kleine Episode beschreibt schon ganz gut, was Karin Kleinen auszeichnet: Bescheidenheit. Mit etwas liebevollem Nachdruck hat die Niederbachemerin schließlich doch eingewilligt mitzumachen. Warum sie ein Original ist, obwohl sie doch „nur“ seit 25 Jahren ehrenamtlich den Seniorennachmittag im Ort leitet, will ihr aber immer noch nicht einleuchten.

Dem inneren Wunsch der 72-Jährigen, für andere da zu sein, stand lange Zeit der Beruf „im Wege“. Die gelernte Kontoristin arbeitete beim früheren Haushaltswarengeschäft Sonntag in Bad Godesberg. „Die Sechs-Tage-Woche war Usus“, betont sie. Jugendarbeit in der Kirche gab es kaum, so traf sie sich mit Freundinnen, ging zum Kirmes- und Karnevalsball in Niederbachem. „Als ich aus der Schule entlassen wurde, hatten wir hier 800 Einwohner“, beschreibt sie die Situation. In der restlichen Freizeit half Karin, damals noch Thielen, im Obstbaubetrieb der älteren Schwester.

In den Sechzigern dann begab es sich, dass ein gewisser Hans-Josef Kleinen aus Köln zu Besuch bei ihrer Cousine war. So wechselte Karin 1969 ihren Nachnamen und Hanse-Josef seinen Wohnsitz. Fortan zählte die eigene Familie, die um einen Sohn erweitert wurde – und der Beruf, der sie immer öfter auf Messen unterwegs sein ließ. 1983 übernahm sie nach dem Tod der Mutter deren Mitgliedschaft in der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd). „Das war mir wichtig, wir hatten einen engen Kontakt, ich war eine Nachzüglerin“, erzählt sie etwas leiser. 1990 wurde sie als Kassiererin in den Vorstand gewählt.

Hier sei der kleine Exkurs gestattet, dass sie auch die Kassen zweier Gymnastikgruppen sowie der Canasta-Damenrunde betreut. Wie aber kam sie zu den Senioren? „Ich hatte immer viel und gerne mit älteren Menschen, meist Tanten, zu tun und als im September 1991 eine neue Leitung für den Seniorennachmittag gesucht wurde, habe ich nicht lange überlegt“, sagt Kleinen, die im Übrigen nur drei Jahreszeiten kennt. Zumindest was die Deko angeht. „Bis Mariä Lichtmess stehen die kleinen beleuchteten Häuschen, dann kommen die Clowns und danach die Hasen- und Hühnerfiguren“, erzählt die Rentnerin schmunzelnd.

Ganzjährig Saison haben dagegen die Marienfiguren. Sei ist gläubig, geht regelmäßig in die Kirche, verehrt die Mutter Gottes. Jeder dritte Dienstag im Monat ist für die Senioren reserviert. Ab 14.30 Uhr treffen sich meist um die 40 Teilnehmer im Haus St. Gereon, Mehlemer Straße 10, trinken Kaffee, gucken Dia-Filme von Reisen, spielen Bingo. Blieben noch die Ausflüge in die nähere, aber auch weitere Umgebung. „Wir verreisen einmal pro Jahr alle zusammen für drei bis vier Tage.“ Kleinen wird dann im Vorfeld zur Reisekauffrau, arbeitet Ziele und Programm aus. Lieblingsziel der Senioren, auch gerade wieder, ist die Rhön. „Manche hatten sich beklagt, niemanden mehr zum Verreisen zu haben.“ So entstand 1998 die Idee, deren Früchte wie vieles andere aus 25 Jahren Seniorenarbeit Kleinen in Schnellheftern im Keller aufbewahrt.

Wird ihr das nicht alles zu viel? „Ich habe ein tolles Team um mich herum und mit Maria Steinhauer eine wundervolle Stellvertreterin“, so die Antwort. Wobei sie doch zugibt, dass gerade die Reisen und das beaufsichtigen einer großen Gruppe mühsamer werden. Sie hält dagegen – mit regelmäßigem Schwimmen in Bad Breisig. Ihr Mann hatte nie etwas gegen ihr Engagement: „Er war aktiver Schütze, da bin ich auch immer mitgegangen.“ Fast 50 Jahre sind sie verheiratet, es gibt keine Grabenkämpfe. Außer beim abendlichen Würfelspiel.

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