Vortrag in Wachtberg Vereint im Widerstand gegen die Nazi-Diktatur

Wachtberg-Pech · Pater Klaus Mertes spricht in der Pecher Gnadenkirche über Reformation und Christen im Nationalsozialismus. Bundesweit bekannt wurde er als Rektor des Berliner Jesuitengymnasiums Canisius-Kolleg.

 Pater Klaus Mertes spricht in der Pecher Gnadenkirche.

Pater Klaus Mertes spricht in der Pecher Gnadenkirche.

Foto: Ronald Friese

„Im Widerstand gegen die Nazi-Diktatur fanden Protestanten und Katholiken zusammen, mehr als sie es je für möglich gehalten hätten“, sagte Pater Klaus Mertes bei seinem Vortrag über die Ökumene der Märtyrer in der evangelischen Gnadenkirche Wachtberg-Pech. Der Heimatverein Pech hatte zu der Veranstaltung anlässlich des Reformationsjubiläums eingeladen.

Vor der Hinrichtung durch die Nazis beteten die verurteilten Christen beider Konfessionen gemeinsam und feierten sogar gemeinsam das Abendmahl. Sie ließen Vorurteile übereinander hinter sich und begriffen auf dem Weg zum Schafott den schweren Schaden, den eine gespaltene und zerstrittene Christenheit für die Glaubwürdigkeit des Evangeliums anrichtete. Mertes erklärte: „Sie öffneten sich füreinander und legten so im Land der Reformation die Grundlage für Versöhnung und Einheit der Christen. Diese Einheit kann heute von unten weitergelebt werden.“

Der Jesuit wies wiederholt darauf hin, dass in den Widerstandskreisen und besonders in der Begegnung des Potestanten Helmut James Graf von Moltke mit dem Katholiken Alfred Delp eine der Wurzeln für die Ökumene nach dem Zweiten Weltkrieg liege. Delp und Moltke wurden gemeinsam vor dem Volksgerichtshof am 10. Januar 1945 zum Tode verurteilt. Blutrichter Freisler begründete sein Todesurteil damit, dass sie als Christen über die Zukunft Deutschlands gesprochen hätten. „Ich bin nicht als Protestant, nicht als Adliger, nicht als Preuße, nicht als Deutscher, sondern als Christ verurteilt worden“, schrieb Moltke in einem aus dem Gefängnis geschmuggelten Brief an seine Frau.

Es sei seine Bestimmung gewesen, die Konfessionsgrenzen zu überwinden. Auch die Christenmörder unserer Zeit machten, so Klaus Mertes, keinen Unterschied zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen: „Sie sind weiter als wir. Sie haben erkannt, wie gefährlich ihnen die gemeinsame Botschaft Jesu ist.“ In der sich anschließenden Diskussion rief Mertes dazu auf, Trennendes zwischen den Konfessionen zu überwinden, ohne die eigene Identität und Tradition aufzugeben.

Der linke Verteidiger und das Zölibat

Angesprochen auf die aktuelle Diskussion über den Zölibat, reagierte er mit Zurückhaltung: „Ich persönlich lebe zölibatär und sehe darin einen tiefen religiösen Sinn. Das war aber nur möglich durch Menschen, die mich losgelassen haben.“ Der gebürtige Bad Godesberger hat von 1966 bis 1977 in Pech gelebt.

„Besonders schöne Erinnerungen habe ich an meine Fußballzeit beim 1. FC Pech. Als linker Verteidiger hatte ich einen großen Offensivdrang und habe so manches Tor geschossen“, erzählte Mertes. Seine erste heilige Messe zelebrierte der Jesuit in der Pecher Michaelskirche, als erster Geistlicher der Gemeinde seit 200 Jahren. Dreimal im Jahr kehrt er in seine alte Heimat zurück, um seinen Bruder Michael zu besuchen.

Heute leitet Mertes das Kolleg St. Blasien, wo er unter anderem Sprachen unterrichtet und einen Austausch mit Partnerschulen in China fördert. Bundesweit bekannt wurde er als Rektor des Berliner Jesuitengymnasiums Canisius-Kolleg, wo er die Aufklärung des Missbrauchsskandals auslöste. Die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche sieht der 62-Jährige noch lange nicht aufgearbeitet: „Das bleibt alles aktuell.“

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