Überschwemmungen befürchtet Starkregen versetzt Mehlemer in Alarmbereitschaft

Bonn/Wachtberg · Obwohl der Entlastungskanal am Mehlemer Bach noch nicht fertig ist, hat laut Stadt alles funktioniert. Dennoch waren viele Anwohner nach dem Gewitter am Freitag alarmiert.

Die Gewitter vom Freitag haben bei den Anwohnern des Mehlemer Bachs die schlimmsten Befürchtungen geweckt. Wie berichtet, werden die Bauarbeiten rund um den neuen Entlastungskanal erst in einigen Monaten beendet. „Wir standen da nachts mit 20 Leuten, um die Häuser zu sichern, und an der Baustelle tut sich gar nichts“, ärgert sich ein Mehlemer. Am Einlauf an der Bachemer Straße habe sich das Wasser erst an der Spundwand gestaut und sei dann in die Baustelle gelaufen.

Laut Peter Esch, Leiter des Tiefbauamts der Stadt Bonn, war das so beabsichtigt: „Am Mehlemer Bach hat alles exakt so funktioniert wie geplant. Wir haben den Durchlass unter der Bachemer Straße eingeengt, damit dort nur noch so viel Wasser durchpasst, wie weiter unten schadlos abfließen kann“, teilte Esch auf GA-Anfrage mit. Komme mehr Wasser, staue es sich an dieser Stelle auf und laufe in den Entlastungskanal.

„Da das Einlaufbauwerk noch nicht fertig ist, haben wir letzte Woche die Spundwand, die die Baugrube umgibt, ein wenig gekürzt, damit das Wasser im Hochwasserfall in die Baugrube fließen kann, in die ja bereits der Entlastungskanal mündet. Tatsächlich hat der Kanal heute Morgen zum ersten Mal Wasser geführt“, berichtete Esch. Die letzten 20 bis 30 Zentimeter könnten nicht abfließen, sondern müssten abgepumpt werden.

"Rückhaltung hat gut funktioniert"

Ein weiterer Anwohner hat sich nach der „Generalprobe“ für das Schutzbauwerk an der Bachemer Straße zu Wort gemeldet: „Ergebnis heute Morgen: Unrat-Schutzgitter so zu, dass sich das Wasser rechts am Gitter vorbei einen neuen Weg gesucht hat. Sollte eigentlich nicht sein“, meint er. Der Tiefbauamtsleiter erklärte dazu, der Grobrechen etwas oberhalb der Baustelle habe seine Aufgabe erfüllt.

„Hier soll später Treibgut zurückgehalten werden, damit das Gitter, das am Einlaufbauwerk montiert wird, sich nicht zusetzt. Diese Rückhaltung hat gut funktioniert“, so Esch. Seine persönliche Einschätzung lautet: Wären der Grobrechen, die Baugrube und der Entlastungskanal nicht vorhanden, hätte das Treibgut möglicherweise den Durchlass verlegt und zum Aufstau geführt. „Ich kann nicht ausschließen, dass es schon wieder zu Überschwemmungen gekommen wäre. Insofern: Ein voller Erfolg“, sagte Esch.

Am frühen Freitagmorgen hatten auch zwei Alarmpegel am Godesberger Bach hohe Werte gemeldet, um 5.22 Uhr an der Messstelle Pecher Straße, um 6.15 Uhr an der Messstelle Marienforster Steinweg. „Auch dieses System arbeitet also einwandfrei, allerdings müssen wir an den bislang ja nur errechneten Schwellenwerten hier und da noch etwas nachregeln, denn die Alarmierung kommt augenscheinlich etwas zu früh“, erklärte Esch. Das System müsse über mehrere Hochwasserereignisse kalibriert werden.

Die Unwetter, die seit 5 Uhr über das Stadtgebiet gezogen waren, hatten an verschiedenen Stellen für Probleme gesorgt. Die Bonner Feuerwehr war laut Presseamt seit den frühen Morgenstunden 16 Mal im im Einsatz, um einzelne vollgelaufene Keller leer zu pumpen und die Bachläufe in Mehlem und Bad Godesberg zu kontrollieren. Die Bevölkerung wurde vorsorglich über die Warn-App Nina informiert, um 8.18 Uhr nahm die Feuerwehr die Überflutungswarnung wieder zurück.

Wasser im Straßentunnel

Um 5.41 Uhr hatte die Einsatzleitung den Godesberger Straßentunnel aus Sicherheitsgründen kurzfristig geschlossen, weil Kanaldeckel aufgespült worden waren. „Nach Befahrung des Straßentunnels und Beseitigung dieser Hindernisse konnte der Tunnel dann aber wieder für den Verkehr freigegeben werden“, berichtete das Presseamt der Stadt. In der Kirche St. Josef in Beuel hat offenbar ein Blitz dafür gesorgt, dass die Orgel außer Betrieb ist. Das für Sonntag geplante Orgelkonzert kann deshalb nicht stattfinden.

In Wachtberg hatte die Feuerwehr nur kleinere Einsätze, die laut Feuerwehrchef Markus Zettelmeyer nicht in der Nähe der Bachläufe stattfanden. Durch die starken Regenfälle stand auch hier Wasser in Kellern oder es waren Gullydeckel wieder einzusetzen. Am Godesberger Bach gab es zwar höhere Wasserstandsmeldungen, die aber laut Zettelmeyer nicht im kritischen Bereich lagen. „Die erste Gewitterfront ist durch“, sagte er. Angesichts der Wetterlage gebe es aber keine Entwarnung. „Man kann nie genau sagen, wo es herzieht“, so der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Wachtberg.

Die Feuerwehr warnt bei Starkregen generell davor, geflutete Keller zu betreten. Nasse Steckdosen sind gefährlich und der Wasserdruck kann dazu führen, dass sich Türen nicht mehr öffnen lassen.

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