Wohnen in Wachtberg Sozialwohnungen sind Mangelware

Wachtberg · In vier Wachtberger Ortsteilen gibt es geförderten Wohnraum für Geringverdiener und Flüchtlinge. In der Köllenhofsiedlung läuft das Belegungsrecht ab.

Wer in den zurückliegenden Jahren versucht hat, sich im Drachenfelser Ländchen anzusiedeln, weiß: Wohnraum ist knapp. Und bezahlbarer erst recht. So wurde das Thema „Sozialwohnungen“ unter anderem kürzlich im entsprechenden Ausschuss diskutiert.

Warum es in Wachtberg besonders dringlich ist, hatte vergangene Woche der Fall einer anerkannten syrischen Flüchtlingsfamilie gezeigt. Die sogenannte Wohnsitznahme verpflichtet sie, für drei Jahre in der Gemeinde zu leben. Wie berichtet, hatte sie auf eigene Initiative hin keine Mietwohnung, die ihr vom Jobcenter bezahlt würde, gefunden.

In der Zwischenzeit ist hier zwar eine Lösung in Sicht, allerdings wird es in den kommenden Monaten immer mehr anerkannte oder geduldete Flüchtlinge geben. Sie müssten dann eigentlich aus den Notunterkünften ausziehen und eine Wohnung suchen. Doch wo? Auf Nachfrage sagte Wachtbergs Pressesprecherin Margrit Märtens, es gebe keine gemeindeeigenen Sozialwohnungen.

„Sozial geförderter Wohnraum von privaten Anbietern findet sich in Niederbachem, Oberbachem, Pech und Berkum“, so Märtens. In Berkum halte die gemeindenahe Limbach-Stiftung in ihrer Siedlung in Berkum Wohnungen vor, die für Menschen mit Wohnberechtigungsschein vorgesehen seien. 21 dieser Scheine für insgesamt 30 Personen wurden allein 2016 beim Kreis neu beantragt.

59 Wohnungen besitzt zwar die Wohnungsbaugesellschaft Vonovia in der Ließemer Köllenhofsiedlung: „Aber die Förderung ist inzwischen ausgelaufen, sodass es eine schrittweise Anpassung an den Mietspiegel gibt“, sagte auf Anfrage Vonovia-Pressesprecher Max Niklas Gille.

Wie viele Sozialwohnungen es aktuell in Wachtberg gibt, scheint schwierig zu eruieren. Der Kreis nannte Zahlen der NRW-Bank für Ende 2015: Da waren es 92 geförderte Wohneinheiten. Angaben der NRW-Bank besagen auch, dass der Anteil eben jener Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern 2016 bei rund vier Prozent lag. Nur Bad Honnef hat von den 19 Kreiskommunen eine geringere Quote, Swisttal ist Spitzenreiter mit rund 24 Prozent.

Ein Grund für den Mieterbund Bonn/ Rhein-Sieg, Alarm zu schlagen. „Es ist Aufgabe der Kommunen zu sehen, wo man noch Grundstücke erschließen könnte“, meinte Vorsitzender Bernhard von Grünberg. Wachtberg habe zum Beispiel immer darauf geschielt, dass möglichst reiche Bonner ins Gebiet zögen, für mittlere und untere Einkommensgruppen aber nicht viel getan.

Der Mieterbund habe schon früh gewarnt, dass sich die Situation auf dem knappen Wohnungsmarkt in Bonn und der Region durch die Flüchtlinge noch verschärfen werde. „Und Kommunen wie Wachtberg müssen bedenken, dass kommunale Unterkünfte auf Dauer sehr teuer sind“, so von Grünberg.

Seine Forderung nach einer verstärkten Zusammenarbeit von Kreis und Kommunen teilt Landrat Sebastian Schuster: „Natürlich können wir nicht in die Planungshoheit der Kommunen und die dortigen politischen Entscheidungsprozesse eingreifen. Aber wir können – und das liegt mir sehr am Herzen – gemeinsam die Weichen stellen, um den Anteil an sozial gefördertem Wohnraum im Rhein-Sieg-Kreis auch perspektivisch zu steigern.“

Laut Pressestelle erhält der Kreis vom Land jährlich ein Fördermittelkontingent von 22 Millionen Euro. Nach Wachtberg flossen davon im vergangenen Jahr 251.000 Euro; 2014 waren es 88.000 Euro, 2015 schon 116.400 Euro. Für den Mieterbund hier wie anderswo zu wenig: „Geförderter Wohnungsbau ist durch zinsgünstige Darlehen und Tilgungsnachlässe lukrativ für Investoren“, betonte der Vorsitzende.

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