Regionale Landwirtschaft Runder Tisch diskutierte über Bodennutzung in Wachtberg

Berkum · Beim Runden Tisch „Geschützter Anbau“ haben Landwirte, Naturschützer und Politiker über die Bodennutzung diskutiert. Man dürfe nicht nur immer Rücksicht auf die Belange der Bürger nehmen, forderte Birte Kümpel von den Wachtberger Grünen.

In einem Punkt sind sich Wachtberger Landwirte und Naturschützer einig: Sie können nicht allen Ansprüchen der Menschen gerecht werden. Frische Erdbeeren das ganze Jahr über, aber bitte keine hässlichen Folientunnel? Insektenfreundliche und naturnahe Begrünung am Wegesrand, aber bitte schön zurückgeschnitten, damit es nicht unordentlich wirkt? Es werde Zeit, dass man nicht immer nur Rücksicht auf die Belange der Bürger nehme, forderte Birte Kümpel von den Wachtberger Grünen am Donnerstag beim Runden Tisch zum Thema „Geschützter Anbau“.

Im Berkumer Ratssaal saßen, wie schon im vergangenen Jahr, Kommunalpolitiker, Landwirte und im Naturschutz aktive Bürger mit Verwaltungsmitgliedern der Gemeinde zusammen. Auf der Tagesordnung standen unter anderem Vorträge von Meike Fritzen von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft über Niederwild wie Rebhühner und Kaninchen auf Landwirtschaftsflächen sowie von Monika Hachtel vom Naturschutzbund, die über ökologischen Obstanbau und das Projekt Pro Planet referierte.

Ein Kernthema, das ursprünglich zur Gründung des Runden Tisches geführt hatte, waren die Folientunnel. Sie sehen nicht schön aus, aber dass sie in den Starkregenjahren 2010, 2013 und 2016 zu den Überschwemmungen beigetragen hätten, konnte der Erste Beigeordnete Swen Christian nach bisherigen Erkenntnissen nicht bestätigen. Ob man sie nicht trotzdem reduzieren könne, fragte ein Teilnehmer. Eine gesetzliche Handhabung gebe es nicht, antwortete ihm Moderator Jan Freese von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

An dieser Stelle kamen die Landwirte zu Wort, die Edeka und Rewe beliefern. Man habe natürlich ein Interesse daran, dass auch die nächsten Generationen die Böden nutzen können, sagte Joachim Heinen. Man müsse aber auch wirtschaftlich denken. Stefan Schneider verdeutlichte die Problematik: Viele Menschen würden nicht darüber nachdenken, dass Obst und Gemüse nicht im Supermarkt wachsen. Und wer im Winter Obst essen wolle, müsse auch die Konsequenzen hinnehmen. Man stehe auch unter dem Druck der Supermarktkonzerne, die zwar regionale Produkte anbieten wollen, aber zweite Wahl nicht verkauft bekämen. Damit aber das Obst keine Druckstellen hat, muss es geschützt werden.

Und weil daran nicht viel zu rütteln ist, konzentrierte sich die Veranstaltung eher auf Blühstreifen und Hecken, die die Landwirte teils schon angelegt haben, sowie um so genannte „Eh-da-Flächen“:Die Gemeindeverwaltung hatte Anfang des Jahres den Auftag erhalten, ihre ungenutzten Grünflächen insektenfreundlich zu gestalten. Dafür benötige man Spezialisten aus dem Naturschutz, forderte Roswitha Schönwitz von der SPD.

Imkerin Dorothea Axtmann schlug vor, erst mal eine Erhebung der Flächen durchzuführen, auf denen man so etwas durchführen könne. Das will man auch für den Heckenbestand machen: Für die müsse es etwas geben, das dem Bodenkataster entspricht, um Vitalität und ökologischen Wert festzustellen, so Christian. Außerdem wurde über das Netzwerk Blühende Landschaften diskutiert, man fand es wichtig, Gruppierungen wie den Streuobstwiesenverein einzubeziehen. Axtmann forderte, nicht nur Blühstreifen für Honigbienen einzurichten, sondern auch den gefährdeten bodennistenden Insekten Brachflächen anzubieten.

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