Wachtberger Originale Rudi Knorr, der Adendorfer Cineast

Adendorf · Seine gute Laune wirkt ansteckend. Schon als Rudi Knorr die Tür seiner Agentur für Filmwerbung in der Töpferstraße 17-19 öffnet, verbreitet er eine erfrischende Heiterkeit. Der Mann, der letztes Jahr 60 wurde, hat in Adendorf alles zusammengebracht, was ihm wichtig ist: seinen Job, seine Familie, sein Hobby.

Auch das Gespräch mit ihm beginnt heiter und hoffnungsvoll. Ob die 60 Jahre irgendein Problem darstellen? „Nein. Ich hab schön mit meiner Familie und Freunden gefeiert.“ Angst vorm Älterwerden? „Mein christlicher Glaube – von Hause aus bin ich evangelisch – gibt mir die Hoffnung, dass mit dem Leben nicht alles vorbei ist.“

Und wo die Religion ins Spiel kommt, ist die Philosophie meist nicht weit. „Ehrlichkeit im Unternehmen und gegenüber Kunden ist für mich eine grundlegende Lebensphilosophie“, sagt Knorr.

Gelernt hat der gebürtige Meckenheimer aus Lüftelberg Industriekaufmann, 1982 startete er nach einem kürzeren Intermezzo beim Bonner Zeitschriftenvertrieb Hover bei der Heinefilmwerbung in der Bonner Zitelmannstraße. Knorr wurde freier Handelsvertreter.

Und weil das allein nicht ganz ausreichte, machte er sich noch mit einem Büroservice in Bad Godesberg selbstständig, mit seiner Ehefrau Elisabeth „Ille“ und einigen Angestellten. Als ihm Heinefilm immer mehr Gebiete übertrug, verkaufte er 1989 den Büroservice und baute in Niederbachem ein Haus.

Anfang der 90er Jahre schossen dann die Multiplexkinos wie Pilze aus dem Boden. Die Kinobranche startete noch einmal durch. Die Gebiete für die freien Handelsvertreter wurden neu aufgeteilt. 1999 machte sich Knorr mit seiner Agentur selbstständig – mit Heinefilm arbeitet er aber heute noch zusammen. „Das Geschäft wird immer schwieriger“, sagt er.

„Es hat eine hohe Unternehmenskonzentration stattgefunden. Für die Kunden gibt es ganz viele Möglichkeiten, Werbung zu machen. Aber wir sind gut aufgestellt.“ Mit „wir“ meint er seine Agentur, die er mit seinem ältesten Sohn Thomas und acht Mitarbeitern betreibt.

Und dann ist da ja noch das Kulturzentrum Drehwerk, das er mit seiner Familie vor rund zehn Jahren in der alten Töpferei Söndgen aufgebaut hat. „Das Drehwerk war ja nicht geplant“, erinnert er sich. „Wir sind mit unserer Agentur von Niederbachem nach Adendorf gezogen, 2006/2007 waren wir mit dem letzten Bauabschnitt hier fertig.

Geplant waren dann noch Wohnungen. Aber dann haben wir uns gefragt: Wer will hier eigentlich wohnen? Wir sind doch Kino!“ Nachdem Familie Knorr eine Marktforschung in Auftrag gegeben hatte und die Ergebnisse stimmten, entschloss man sich anstelle der Wohnungen für ein Kulturzentrum mit Kino, Gastronomie und auch einer Bühne. „Heute schreibe ich am Ende des Jahres eine gute schwarze Null“, sagt Rudi Knorr zufrieden.

Die Kundschaft kommt vor allem aus Wachtberg und Meckenheim sowie aus Rheinbach und der Grafschaft. Drei Kinovorstellungen am Tag, zehn bis 15 Auftritte im Monat auf der Bühne – all das stemmt ein Team von acht Festangestellten und fünf Aushilfen, darunter Knorrs Kinder Philipp, 34, der als Chefkoch die Gastronomie betreut und seinen jüngeren Bruder Samuel, 23, zum Koch ausgebildet hat. Die Komplimente und das Lob gelten aber vor allem Ehefrau „Ille“, mit der Kinomann Knorr seit 40 Jahren verheiratet ist. „Sie betreut vor allem das Bistro und unsere Kunden.“

Hat man mit so einem Leben noch ein Hobby? „Ich bin Cineast.“ Natürlich ist er fürs Filmprogramm im Drehwerk zuständig. Sein Lieblingsfilm der letzten Jahre ist die französische Komödie “Ziemlich beste Freunde„. „Die lief anfangs gar nicht so gut, mauserte sich dann durch Mund-zu-Mund-Propaganda zum Hit.“

In Adendorf, auf das er nichts kommen lässt, unterstützt Knorr die Fußballer von Alemannia Adendorf, im Verein der Adendorfer Gewerbetreibenden ist er Kassenwart. Kürzlich habe ihm der Briefträger gesagt: „Rudi, bleib bloß hier, sonst ist in Adendorf nichts mehr los.“

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