Überflutungsschutz in Werthhoven Neuer Kanal soll Wachtberg vor Hochwasser schützen

Wachtberg-Werthhoven · Nach den Starkregenfällen und deren teilweise verheerenden Folgen hat die Gemeinde Wachtberg eine Reihe von Schutzmaßnahmen auf den Weg gebracht. Der GA lädt zu Podiumsdiskussion mit Tipps für Bürger.

Nach drei katastrophalen Starkregenereignissen innerhalb von sechs Jahren – 2010, 2013 und zuletzt im Juni 2016 – hat die Wachtberger Gemeindeverwaltung die Auswirkungen von Unwettern und Starkregen genauer untersucht. Eine Erkenntnis lautet: In Werthhoven, einer der Orte, die regelmäßig und besonders stark betroffen waren, müssen jene verhängnisvollen Hangabflüsse, die so viele Keller im Ort geflutet hatten, effektiver als bislang abgeleitet werden.

Genau das soll nun eine erste große Baumaßnahme angehen, die seit Mitte Februar läuft und voraussichtlich ein Jahr dauern wird. Während die Arbeiten in vollem Gange sind, erklären Volker Strehl, Vorstand der Abwasserwerke AöR, und seine neue rechte Hand, Katharina Hark, die im vergangenen Jahr eigens als Expertin für den Überflutungsschutz eingestellt wurde, bei einem Baustellenbesuch, was in den nächsten Monaten umgesetzt werden soll.

Am 14. Februar wurde die Baustelle rund um einen besonders neuralgischen Punkt in der Topografie des Ortes eingerichtet: im Kreuzungsbereich Ahrtalstraße/ Zum Rheintal/Birresdorfer Straße. Laut Strehl wird sich auf diesen Bereich auch der erste von zwei geplanten Bauabschnitten konzentrieren. Denn aus Sicht des Abwasserexperten besteht hier dringender Handlungsbedarf: „Vor allem auf der Ahrtalstraße strömten bislang Hangabflüsse nach den Unwettern talwärts, stauten sich dann aber im Kreuzungsbereich Ahrtalstraße/Zum Rheintal/Birresdorfer Straße, weil es hier eine erhöhte Stelle gibt.“ Genau die soll nun beseitigt werden. „Ziel ist es, eine oberirdisch durchgängig abschüssige Abflussstrecke in Richtung Fraunhoferstraße und Mehlemer Bach zu schaffen“, so Strehl.

Allerdings setzen die Abwasserexperten der Gemeinde nicht allein auf eine Verbesserung der Abflusssituation an der Oberfläche. Zu den Baumaßnahmen in dem Bereich gehört auch ein neues unterirdisches Abwassersystem. Das dient allein dem Zweck, „um im Unwetterfall große Teile der abfließenden Regenmengen aufzunehmen und abzuführen“, so Strehl.

Dafür wird der Abwasserkanal in einem letzten Stück in einer Art Tunnel unter der Fraunhoferstraße geführt, wo die Wassermassen dann ebenfalls in den Mehlemer Bach abfließen solle. Dabei ist Abwasserfachmann Strehl klar, „dass dieser Kanal möglicherweise eines Tages auch über einen längeren Zeitraum ohne Funktion sein könnte, weil es keinen Starkregen mehr gegeben hat.“ Allerdings rät er, das Ganze als eine präventive „Deichbaumaßnahme“ für den Fall der Fälle zu begreifen. Die Gemeinde geht von einer Bauzeit von einem Jahr und Kosten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro aus.

Allerdings soll in absehbarer Zeit noch ein zweiter Bauabschnitt folgen, und zwar oberhalb der Straße Im Tal. Geplant ist hier eine Straßenabsenkung, mit deren Hilfe das Wasser kontrollierter als bislang ablaufen kann. Zum einen soll der neu angelegte Kanal bis an den Rand der Bebauung in dem Bereich verlängert werden. Darüber hinaus will die Gemeinde – wie zwischen Fritzdorf und Adendorf – ein Grabensystem in den Wiesen und Feldern reaktivieren beziehungsweise neu anlegen, das helfen soll, Starkregen geordnet abzuführen. Auch dieser Bauabschnitt soll möglichst zeitnah im Anschluss an die jetzige Maßnahme umgesetzt werden.

Zum besseren Hochwasserschutz haben die Gemeinde Wachtberg und die Stadt Bonn bereits mehrere Millionen Euro in den Ausbau des Mehlemer Bachs investiert. Auf Bonner Stadtgebiet steht vor Beginn der nächsten Unwettersaison der neue Entlastungskanal zur Verfügung. Gerade beim Schutz vor Starkregen, dessen Auswirkungen punktuell auftreten und schwer vorherzusagen sind, sollten sich die Bürger auch darüber informieren, was jeder Einzelne tun kann.

Ausführliche Informationen über die aktuelle Baumaßnahme in Werthhoven gibt die Gemeinde Wachtberg bei der nächsten Sitzung der Ortsvertretung an diesem Donnerstag ab 19 Uhr im Pössemer Treff, Weißer Weg. Außerdem ist geplant, die Anwohner durch Aushänge in einem Schaukasten im Bereich Ahrtalstraße/Zum Rheintal/Birresdorfer Straße über den Fortgang der Arbeiten auf dem Laufenden zu halten.

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