Kanalbau in Villip Nach 278 Metern ist der Bohrkopf am Ziel

WACHTBERG · Da soll einer sagen, bei Kanalbauarbeiten ist allein Muskelkraft mit Schippe und Hacke sowie simples Ausbaggern gefragt. Wie jetzt auf der Villiper Hauptstraße in Höhe des großen Parkplatzes an der Kirche zu erleben war, kommt es oft auf Fingerspitzengefühl, Erfahrung und Geduld an.

 Mit einem Vortriebsverfahren wird der Kanal in Villip erneuert. Polier Jürgen Kiefer (vorne) überwacht die Arbeiten.

Mit einem Vortriebsverfahren wird der Kanal in Villip erneuert. Polier Jürgen Kiefer (vorne) überwacht die Arbeiten.

Foto: Axel Vogel

Schließlich galt es dort in einer Baugrube einen etwa 15 Tonnen schweren Bohrkopf freizulegen und ihn mit einem Schwerlastkran auf einen Tieflader zu heben. Mit der Aktion fand ein aufwendiges Stück Kanalbau im Villiper Ortskern nach dem sogenannten Vortriebsverfahren seinen Abschluss. Zwar wird dort jetzt nach Auskunft der Gemeinde bis März in offener Bauweise weiter gearbeitet. Dann soll das komplette, etwa 300 Meter lange Teilstück erneuert sein. Doch die unterirdischen Arbeiten sind erfolgreich beendet. Allerdings können Anwohner wie Andreas Schumacher und seine Frau Inge mit der Baustelle kaum noch leben: Der fast fortwährende Lärm tagsüber unmittelbar vor ihrer Haustür von einer Maschine setzt ihnen zu.

Polier Jürgen Kiefer hatte gegen 7 Uhr einiges zu tun, damit der Bohrkopf freikam. Zwar standen Schwerlastkran und Tieflader bereits in Position. Doch das Problem lag in der Baugrube: Kiefer und seine Leute mussten den tonnenschweren Bohrkopf freibekommen. Denn der saß auf der Muffe eines Kanalrohrstücks, so erklärte es Kiefer. Schließlich funktioniert der Vortrieb so: Eine Hydraulikpresse am anderen Ende der Baugrube, Ecke Villiper Hauptstraße/Gimmersdorfer Straße, drückte mit großer Kraft Stück für Stück Rohrstücke mit einem Querschnitt von 1,40 Metern in den Tunnel, während sich vorne der Bohrkopf durch das Erdreich fraß. Auf die Weise wurden 278 Meter Kanal unterirdisch verlegt, so Kiefer, dessen Hunsrücker Firma sich auf das Vortriebsverfahren spezialisiert hat.

Jetzt galt es, den Bohrkopf von der Muffe zu bekommen. Mit einem eingespielten Verfahren zwischen Kiefers Arbeitern und dem Kranführer wurde das Spezialgerät förmlich freigeruckelt. Dazu hob der Kran diesen leicht an, sodass im Innern des Bohrkopfs an der Schnittstelle zur Muffe ein Spalt entstand, in den ein Arbeiter Keile trieb. Beim Ablassen rutschte der Bohrkopf daraufhin ein paar Zentimeter nach vorne. Mehrfach musste das Verfahren wiederholt werden, dann lag das schwere Gerät frei. Doch beim Anheben signalisierte ein Warnsystem dem Kranführer: Die Last war noch zu schwer. Jürgen Kiefer kletterte in einen Bagger und entfernte noch Erdreich in der Grube. Kurz nach 8 Uhr war es vollbracht: Der Bohrkopf schwebte am Haken des Krans.

Zwischenzeitlich hatte es Ärger auf der Baustelle gegeben: Wegen der Lärmbelastung. Andreas Schumacher, der praktisch genau vis-à-vis der Baugrube an der Ecke Villiper Hauptstraße/Gimmersdorfer Straße wohnt, machte seinem Ärger lautstark Luft. „Seit Wochen leide ich unter dem tagsüber fast permanten Wummern des Stromaggregates vor der Haustür selbst samstags. Ich bin davon richtig krank geworden.“ Das Fass zum Überlaufen gebracht, gabe dann so Schumacher weiter, "dass das Stromaggregat am Dienstag schon um 6 Uhr statt um 7 Uhr in Betrieb genommen wurde". Laut Gemeinde habe man bereits Kontakt mit Schumacher aufgenommen.

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