Vollgas in den 1950er Jahren Motorradrennen führten rund um die Villiper Windmühle

Wachtberg-Villip · Die Motorradrennen rund um die Villiper Windmühle in den 1950er Jahren sind inzwischen legendär. Benzingespräche und Erinnerungen an gewagte Überholmanöver erwachten jetzt im Villiper Erzählcafé zum Leben.

 Gruppenbild der Fahrer des Motorsportclubs Villip aus den 1950er Jahren.

Gruppenbild der Fahrer des Motorsportclubs Villip aus den 1950er Jahren.

Foto: Privat

„Ich weiß noch genau, wie wir als Kinder im Winter Sand vor die Räder des Motorrads gekippt haben.“ Das schildert eine Besucherin des Erzählcafés in Villip. In schillernden Farben beschreibt sie, was los war im Ländchen, wenn es Winter wurde und die Väter auf den Motorrädern zu ihren Arbeitsplätzen aufbrachen. Weil das Gelingen der Fahrt für die Familie einkommenssichernd und somit überlebenswichtig war, half die gesamte Familie, den Vater auf seinem Gefährt trotz Eis und Schnee erfolgreich auf den Weg zu bringen.

Den Sand brauchte man, damit die Reifen Grip bekamen und der knatternde Untersatz Fahrt aufnehmen konnte. Werbeslogans aus der Nachkriegszeit wie „Wochentags zur Arbeit – sonntags zum Vergnügen“ verdeutlichten jedoch seinerzeit schon den allmählichen Wandel der späteren Kultfahrzeuge vom Gebrauchsgegenstand zum Freizeitgefährt.

Legendär waren die Motorradrennen, die der Motor-Sport-Club Villip in den 1950er Jahren organisierte und für die der Club als Schirmherrn den Deutschen Meister 1951 und 1952 in der 250 ccm-Klasse, Hein Thorn-Pricker, gewann. „Das könnte man heute gar nicht mehr machen“, bemerkt Karl-Josef Hoffmann. Heute würden Sicherheitsauflagen einen solchen Wettbewerb verhindern. Die Strecke führte rund um die Villiper Windmühle, über den Ölbach und wieder zurück.

Geschicklichkeit war auch gefragt

Für das Ereignis wurde der Bach aufwendig gestaut, um den Schwierigkeitsgrad für die recht robusten Zweiräder zu erhöhen. Über das Wasser hinweg baute man damals eine Wippe, die es geschickt zu überqueren galt, wenn man nicht im gestauten Nass landen wollte. An anderer Stelle mussten die Fahrer und – für diese Zeit ungewöhnlich – zwei Fahrerinnen während der Fahrt ein Glas Wasser auf einem Pfahl einsammeln. Mit dem in der Hand mussten die Räder möglichst ruhig über eine Wippe gelenkt werden, um das – hoffentlich noch gefüllte – Glas dahinter auf einem Tisch abzustellen.

Gewertet wurden auf dem Parcours die Geschwindigkeit, in der die Hindernisse überwunden wurden ebenso wie der Erfolg und die Geschicklichkeit während der Bewältigung der Aufgaben. Wie bei vielen Kirmesveranstaltungen gab es damals einen Zacheies, der auf ein Motorrad gesetzt und mit demselben an einem Seil in mehrere Meter Höhe über den Platz „Op de Lenn“ am Vereinslokal Henseler gehievt wurde.

Allerdings gelang es zwei pfiffigen jungen Männern, den Fahrer des Postbusses zu überreden, mit ihnen auf dem Dach genau unter die begehrte Beute zu fahren, sodass der Zacheies schließlich geraubt wurde und freigekauft werden musste. Innerhalb des Clubs, der der Erinnerung nach ausschließlich in den 1950er Jahren existierte, wurden auch Familienausflüge bis an die Ahr oder den Nürburgring organisiert.

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