"NordArt" Kinetikkünstler Willi Reiche aus Pech präsentiert Kunstmaschine

WACHTBERG-PECH · Bereits zum fünften Mal reist der Kinetikkünstler Willi Reiche, aufgewachsen in Bonn und seit vielen Jahren in Wachtberg in Atelier und Werkstatt künstlerisch aktiv, zu den "NordArt"-Ausstellungen.

 Die Kunstmaschine Holy Prong von Willi Reiche auf der NordArt 2015 am Tag der Eröffnung. Der Künstler filmt das bewegte Schattenspiel, das die Abendsonne auf die Wand wirft.

Die Kunstmaschine Holy Prong von Willi Reiche auf der NordArt 2015 am Tag der Eröffnung. Der Künstler filmt das bewegte Schattenspiel, das die Abendsonne auf die Wand wirft.

Foto: TANIA BEILFUSS/WILLI REICHE

In der kleinen schleswig-holsteinischen Stadt Büdelsdorf findet seit 1999 jedes Jahr im Sommer die so genannte "NordArt" statt, eine der größten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa. Die internationale Ausstellung präsentiert namhafte Künstler und Newcomer und hat sich mit mittlerweile 70 000 Gästen jährlich als kulturelles Highlight etabliert. Und bereits zum fünften Mal mit dabei: der Kinetikkünstler Willi Reiche, aufgewachsen in Bonn und seit vielen Jahren in Wachtberg in Atelier und Werkstatt künstlerisch aktiv.

Kinetische Kunst, eine künstlerische Ausdrucksform, in der die Bewegung als integraler ästhetischer Bestandteil des Kunstobjekts Beachtung findet, bildet einen Schwerpunkt von Reiches künstlerischem Schaffen. Seine Objekte wurden bereits 2006 erstmalig auf der "NordArt" präsentiert. Mit der Kunstmaschine "Holy Prong", heiliger Zacken, für den Außenbereich der diesjährigen "NordArt", ist der Künstler aus Pech zum ersten Mal im Skulpturenpark präsent.

Das 6,30 Meter hohe, motorbetriebene Kinetikobjekt mit einem Durchmesser von 3,60 Metern - entstanden 2014 und in seiner Konstruktion sichtbar beeinflusst von den Eindrücken eines Aufenthalts im buddhistisch geprägten südostasiatischen Staat Myanmar - ist pagodenartig angelegt.

Der "Holy Prong" kann durch Druck auf einen "Push-Button" in Betrieb gesetzt werden und läuft dann für ein Zeitintervall von drei Minuten. Je nach Sonnenstand zeichnet sich auf der rückseitigen weißen Giebelwand der Wagenremise ein bewegtes Schattenspiel ab. Die einzelnen Bestandteile - Honigschleuder, Felgen, Geräte aus der Landwirtschaft - kreisen in ruhigen Umdrehungen nahezu meditativ um die eigene Achse, angetrieben durch einen Motor und von der Mittelachse. "Insbesondere in der Ansicht von unten in Richtung Himmel wird die geometrisch korrespondierende Anordnung der grafisch ausgewogenen Module sichtbar", erläutert der Künstler.

Reiche ist seit 1990 ausschließlich künstlerisch aktiv, hat aber bereits zuvor parallel zu seiner unternehmerischen Tätigkeit in seiner Grafikwerkstatt Objekte und Installationen in der Köln/Bonner Region ausgestellt. Seit 1998 widmet er sich kontinuierlich der kinetischen Kunst und kreiert absurde Maschinen mit skurriler bis poetischer Anmutung. "Bei deren Konstruktion greife ich, zumeist an bestimmten Themen orientiert, auf meinen Fundus anachronistischer Relikte zurück. Die einzelnen Bestandteile, die bereits alle für sich eine eigene Geschichte erzählen, werden sozusagen in dem neu geschaffenen Kontext humorvoll inszeniert und 'wiederbelebt'", berichtet Reiche.

Seine Kunstmaschinen stellte er unter anderem im Jahr 2000 anlässlich der Einweihung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am Standort Sankt Augustin und 2012 im Forschungszentrum Caesar in Bad Godesberg aus. 2013 kaufte die High-Tech Gründerfonds Management GmbH in Bonn die interaktive Kunstmaschine "(S)Low Tech" für ihr Büro an der Schlegelstraße.

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