Wachtberger Originale: Frank Fongern König Fußball als Türöffner

Wachtberg · Schwarz, Weiß und Grün sind für Jugendpfleger Frank Fongern besondere Farben. Das zeigt schon der erste Blick in den Aufenthaltsraum im Berkumer Jugendtreff, in dem Fongern seit rund 25 Jahren arbeitet.

 Schwarz, Weiß und Grün: Frank Fongern legt seine Lieblingsfarben auf dem Billardtisch zusammen.

Schwarz, Weiß und Grün: Frank Fongern legt seine Lieblingsfarben auf dem Billardtisch zusammen.

Foto: Axel Vogel

Die Stühle: schwarz, weiß und grün, die Kaffeetasse, die er benutzt natürlich auch, ein bisschen verziert mit Raute und einem großen „B“. Das steht für Borussia Mönchengladbach, den Traditionsverein vom Niederrhein und fünfmaligen Deutschen Meister.

Fongern ist quasi mit der Borussia aufgewachsen, er ist 1963 in Mönchengladbach geboren, der Weg zum berühmten Bökelberg war nicht weit. „Ich bin sozusagen mit Netzer und Heynckes großgeworden, es gab keine andere Wahl“, lacht er. Mit Freude erinnert er sich noch an selige Kindheitstage, als er als Neunjähriger einfach so ins Vereinshaus marschierte, auf der Suche nach Autogrammkandidaten. In einem Büro traf er auf Trainer-Legende Hennes Weisweiler, der gerade telefonierte.

„Als er mich sah, hat er das Telefonat extra unterbrochen und mir ein Autogramm gegeben“, erzählt Fongern. Obwohl er heute als Gladbach-Fan in Wachtberg „eher belächelt“ werde, ist das Thema Fußball in der Arbeit mit Jugendlichen natürlich immer ein Türöffner. Ähnlich wie der große Billardtisch, der im Hauptraum des Jugendtreffs steht. „Der ist ein optimales Medium, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.“

Mit Anfang 20 zog Fongern vom Niederrhein nach Bonn, um Erziehungswissenschaften zu studieren, Nebenfächer Kriminologie und Psychologie. Kriminologie? „Ja, ich hatte immer ein Faible für das Thema Jugendstrafrecht, deshalb habe ich auch noch zwei Semester Jura eingeschoben.“ Das Gespräch mit ihm findet zwei Tage, nachdem in Bad Godesberg zum zweiten Mal in diesem Jahr wieder ein Jugendlicher bei einem Gewaltverbrechen zu Tode kam, statt.

„Schon während des Studiums hat mich die Frage bewegt: Wie gehen wir mit jugendlichen Straftätern um?“ Glücklicherweise stellt sich die Lage von Jugendlichen in Wachtberg im Gegensatz zu Bad Godesberg ganz anders dar: „Im Vergleich haben wir hier paradiesische Zustände, auch wenn sich die Zeiten geändert haben, Stichwort: Respektlosigkeit.“

Oft geht es in der Arbeit mit Jugendlichen auch um Chancen. Als Fongern selbst noch jung war, meldete er sich zwei Tage nach der Konfirmation vom Religionsunterricht ab. „Ich habe nicht an Gott geglaubt.“ Seine erste berufliche Chance erhielt er kurz nach dem Studium in einer Gemeinde in Kessenich. „Dort bin ich in der Probezeit krachend gescheitert.“

Eine weitere Chance erhielt er dann 1990 in Wachtberg in der evangelischen Gemeinde mit einer Schwangerschaftsvertretung. „Ich wollte immer mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Dass ich in Berkum dann eine zweite Chance erhielt, gab mir das Gefühl, dass nicht alles im Leben Zufall ist. So habe ich zum Glauben zurückgefunden.“

Apropos Glauben: Ehefrau Elke, die er während des Studiums kennenlernte, ist katholisch: „Und auch noch Fan vom 1. FC Köln.“ Friedlich und harmonisch sitzen die Vereinsmaskottchen „Jünter“ und Geißbock „Hennes“ bei dem kinderlosen Ehepaar im Wohnzimmer in Wachtberg. Und wenn es nicht gerade um Fußball geht, geht der Hobby-Koch gerne mit seiner Frau essen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort