Lebenserinnerungen einer Wachtbergerin Heidi Rusnak gründete Schulen in Nicaragua

Wachtberg-Niederbachem · Die 77-jährige Niederbachemerin hat viel zu erzählen aus ihrer Diplomatenzeit in den 1970er bis 1990er Jahren. Derzeit plant sie ihre nächste Reise nach Nicaragua und sucht noch Mitstreiter.

Wer mit Heidi Rusnak an ihrem runden Holztisch in Niederbachem sitzt, landet schnell in Costa Rica, Hongkong, Toronto oder Nicaragua. Sieht sich Rebellen gegenüber, erlebt den Kalten Krieg noch einmal und stellt mit ihr oder besser gesagt ihren Schäferhunden Einbrecher in Brasilien. Die mehr als rüstige Seniorin blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück, zunächst selbst als Inspektorin im Auswärtigen Dienst, dann als Diplomatengattin.

Zu jeder ihrer dienstlichen Stationen kann die 77-Jährige abendfüllend und spannend erzählen. Besonders am Herzen liegen ihr aber jene Jahre, die sie ab 1984 in Nicaragua verbrachte. Denn infolge dessen gründete sie bei Chinandega einen Kindergarten und zwei Schulen, die sie bis heute unterstützt. „Mein Mann Josef war dort Botschafter von Westdeutschland, es herrschte Bürgerkrieg, Enteignungen waren an der Tagesordnung, die Produktion lag still und der Strom fiel ständig aus“, beschreibt sie die Situation vor Ort. Immerhin konnte Rusnak ihr geliebtes Spanisch sprechen, das sie an der Volkshochschule Detmold zu Abizeiten freiwillig montags abends gepaukt hatte.

Sie war Präsidentin der Diplomatenfrauen

Die Mangelwirtschaft, „manchmal gab es tagelang nur Sardinen aus Russland“, bereitete ihr vor allem deshalb Probleme, weil sie als Botschaftergattin viele Empfänge ausrichten musste. „Ich habe mir dann mein eigenes Netzwerk im Land aufgebaut“, erzählt sie stolz. Jeden Monat ließ sie sich die Zeitschrift „Essen und Trinken“ aus der Heimat schicken. „Ich lese Kochrezepte wie andere Krimis“, sagt sie mit einem Lächeln. Noch heute veranstaltet die mittlerweile verwitwete Frau regelmäßig französische Kochabende für den Partnerschaftsverein Wachtberg.

Als Präsidentin der Diplomatenfrauen erreichte sie schließlich Mitte der 80er Jahre der Hilferuf eines italienischen Paters aus Nicaragua. „Er saß dort mit 160 Jungen, alles Kriegswaisen, die hungerten“, so die gelernte Justizinspektorin. Gemeinsam mit den anderen Frauen beschloss sie: „Wir schicken nix, wir fahren hin.“ Mit Kuchen, Tennisbällen und vielem mehr begab sich die Karawane auf die fünfstündige Tour. Der Anfang einer Erfolgsgeschichte. Denn von da an organisierte Rusnak Tanzfeste, internationale Essen oder Benefizkonzerte, meist in der Amerikanischen Botschaft. Das Geld floss in Form von Waren an den Pater.

Eine zweite Karriere als Köchin

Ihr Veranstaltungstalent hatte in den 60ern auch ihren Mann auf sie aufmerksam werden lassen, denn als Leiter der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft in Toronto war Josef Rusnak ihr Chef. 1973 gingen sie gemeinsam nach Bonn, behielten seitdem bei allen Auslandsstationen ihr Haus in Niederbachem. Drei Jahre später machte sich das Ehepaar nach Costa Rica auf, wo es aber nur kurz blieb. Es fand sich niemand, der ins brasilianische Recife wollte. Die Rusnaks schon. Und hier gab es zwei Initialzündungen. Denn als ein italienischer Diplomat meinte, die Deutschen könnten nicht kochen, war Heidi Rusnaks Ehrgeiz gepackt und sie startete eine zweite Karriere. „Ich hab mir für 52,50 Mark das 'Kochbuch der französischen Küche' gekauft.“ Mit diesem Talent treibt sie heute noch über Kochabende Gelder für die Kinder in Chinandega ein.

Da sie am Rande einer Favela wohnte, kümmerte sie sich zudem um die Kinder dort – und insbesondere um Romero Britto. Sie führte den Slumjungen in „bessere Kreise“ ein und er nutzte die Chance: Heute ist er ein weltweit bekannter Neo-Pop-Künstler.

2020 möchte Heidi Rusnak wieder nach Nicaragua aufbrechen, ihre Bildungseinrichtungen „Casita Heidi Rusnak“sowie vieles mehr besuchen. Über Mitreisende würde sie sich freuen. Interessierte daran oder an ihrer Arbeit können sich melden unter Rusnak.Heidi@t-online.de.

Und vielleicht stellt sie ja doch noch einmal ein Großprojekt wie in den 2000ern auf die Beine. Damals machte der nicaraguanische Chor, den der Pater in den Schulen gegründet hatte, auf seiner Europatournee auch Station in Wachtberg. „Damals haben wir insgesamt 65.000 Dollar für die Kinder und Jugendlichen gesammelt“, erzählt sie. Und vielleicht stellt sie ja doch noch einmal ein Großprojekt wie in den 2000ern auf die Beine. Damals machte der nicaraguanische Chor, den der Pater in den Schulen gegründet hatte, auf seiner Europatournee auch Station in Wachtberg. „Damals haben wir insgesamt 65.000 Dollar für die Kinder und Jugendlichen gesammelt“, erzählt sie.

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