Serie Wachtberger Originale Frank Liczner ist Ur-Villiper und Brandoberinspektor

Wachtberg-Villip · Als am 4. Juni die Unwetterkatastrophe mehrere Wachtberger Ortschaften mit aller Wucht traf, saß Frank Liczner mit zehn Feuerwehrkameraden irgendwo in Hessen bei einer Landesmeisterschaft für die Feuerwehren. Noch am gleichen Abend war die Truppe rund um den 46-jährigen Brandoberinspektor zurück in Villip und übernahm die Einsatzstelle Im Bruch.

 Kann viele Auszeichnungen in seinem Ehrenamt als Feuerwehrmann vorweisen: Frank Liczner aus Villip.

Kann viele Auszeichnungen in seinem Ehrenamt als Feuerwehrmann vorweisen: Frank Liczner aus Villip.

Foto: Axel Vogel

. „Wir waren um 21 Uhr zu Hause“, erinnert sich Liczner, „es galt in der Nacht, rund 60 bis 70 Einsätze für die gesamte Feuerwehr zu koordinieren. Das heißt: Keller leerpumpen, verkehrssichernde Maßnahmen übernehmen, psychologische Betreuung für die Betroffenen anzubieten.“ Großeinsätze wie in dieser Nacht gibt es glücklicherweise nicht so oft, erzählt Liczner. Der ehrenamtliche Einsatz bei der Feuerwehr ist für den Ur-Villiper vor allem verbunden mit „viel Ausbildung“, der Arbeit am Standort und zum Beispiel der Teilnahme an Wettbewerben, so wie Anfang Juni. Mit 16 ist der Zwei-Meter-Mann zur Feuerwehr gekommen, der Grund: „Ich hatte keine Lust mehr auf den Chor.“ Mit dem Chor meint er den früheren Bad Godesberger Jugendkantor, wo er als jugendlicher Solist das Singen lernte. Denn seine große Leidenschaft gilt bis heute der Musik und der Musikbranche.

Mit ein paar Freunden gründete Liczner kurz nach seinem Abitur am Pädagogium 1991 die in Szenekreisen legendäre Punkrock-Band „Aso Pauer“. Als Frontmann der Truppe, mit dem Künstlernamen „Herr OB“, bespielte die Gruppe bis 1997 viele kleine und auch größere Bühnen zwischen Koblenz und Düsseldorf. „Nur in Köln haben wir nie gespielt“, lacht Liczner beim Gespräch in seinem Elternhaus, das er vor einigen Jahren nach dem Tod der Eltern für seine Familie um- und ausgebaut hat. Dass die Band damals die Domstadt weiträumig links liegen ließ, hatte auch damit zu tun, dass es Bands wie Bap und Brings bereits gab.

Doch auch so erspielte sich die Gruppe eine kleine Fangemeinde, zu der damals auch Liczners heutige Frau Jesica gehörte. „Punkrock ist vermutlich nicht die richtige Bezeichnung, wir haben das immer als Schweine-Rock bezeichnet. Eine Mischung aus AC/DC, ein bisschen Punk und belanglosen Texten.“ Nach sechs Jahren machten die „Schweine-Rocker“ noch eine letzte „Welttournee“ und gaben Karneval 1997 drei Konzerte auf Bonner Bühnen und eines in Oberpleis. „Wir haben dann ohne Stress aufgehört, jeder ging seines Weges, so wie beispielsweise Holger Jan Schmidt, der mit den Dirty Deeds bis heute unterwegs ist. Letzten Endes ging es uns um nichts, wir haben uns bunt angezogen, geblödelt und viel gelacht.“

Während seiner Schulzeit, die er bis zur zehnten Klasse in der Godesberger Carl-Schurz-Realschule verbrachte, war er in seiner Freizeit vor allem als DJ unterwegs, damals noch mit einem Plattenspieler und zwei Boxen unterm Arm. Mit 20 meldete er das Gewerbe an, tingelte durch die Dörfer, beschallte Schützenfeste und runde Geburtstage oder die Auftritte seines älteren Bruders Herbert, der damals als Bassist der Bonner Band „Subversion 23“ agierte. Dass er nach seiner Ausbildung zum Pharmakanten beim Godesberger Arzneimittelhersteller Dolorgit und „ein bisschen Maschinenbaustudium an der FH“ doch in der Musikbranche landete, hatte mit einem Praktikum bei der Godesberger Concert Cooperation Bonn (CCB) zu tun, wo Ehefrau Jesica drei Jahre lang die Buchhaltung machte.

Er wechselte zur von Burkhard Schmoll und Martin Nötzel gegründeten „Kult Factory“, machte dort noch einmal eine Ausbildung zum Bürokaufmann und arbeitete dann als Projektleiter für die Godesberger Eventagentur. „Die ganze Musikszene in Godesberg war damals besetzt mit Leuten, die im oder rund um den Verein Bonner Rockmusiker agierten.“ Ja, so war das damals. Liczner ist der Branche treu geblieben. Heute arbeitet er bei der Firma „Insynergie“ in Rheinbreitbach als Leiter der kaufmännischen Abteilung – ein Unternehmen, das unter anderem multimediale Steuerungssysteme in großen Museen oder Hallen installiert.

Aber aus seinem Lebensmittelpunkt Villip ist er nie weggekommen. Die Familienvorfahren leben dort seit Ende des 18. Jahrhunderts. „Tanti“ Gertrud gleich nebenan im alten Fachwerkhaus aus anno dazumal. „Alter Villiper Adel eben“, meint Liczner mit einem Augenzwinkern, während Ehefrau Jesica, übrigens gebürtige Godesbergerin, den beiden Söhnen Emil (10) und Felix (7) einen kleinen Imbiss auftischt. Was die Feuerwehr angeht, sagt sie: „Das ist schon eine tolle Truppe.“ Und die Musik? „Das ist schon der große Schwerpunkt der Familie.“ „Mit unseren Jungs wollten wir dieses Jahr zu Rock am Ring, leider war das Wetter zu schlecht.“ Und Frank, ganz Familienmensch, ergänzt: „Am wichtigsten ist die Familie, dann erst kommt die Feuerwehr.“

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