Unterkunft Flüchtlingshilfe in Wachtberg setzt weiter auf die Wiesenau

Wachtberg · Die Gemeinde Wachtberg möchte die Miete für das ehemalige Hotel Wiesenau für ein Jahr verlängern. Dort wohnen weiterhin Flüchtlinge.

 Immer noch als Flüchtlingsunterkunft dient die Wiesenau

Immer noch als Flüchtlingsunterkunft dient die Wiesenau

Foto: Axel Vogel

Die Flüchtlingshilfe in Wachtberg steht weiter vor großen Herausforderungen, auch wenn der Gemeinde in diesem Jahr bisher weder neue Asylbewerber noch anerkannte Flüchtlinge mit einer Wohnsitzauflage zugewiesen wurden. Kurt Zimmermann vom Ökumenischen Arbeitskreis appellierte im Sozialausschuss an die Politik, die Unterkunft Wiesenau aufrecht zu erhalten. „Hier sind die besten Voraussetzungen für eine effektive Betreuung der Neuankömmlinge eingerichtet worden. Wir brauchen die Wiesenau, um unsere Arbeit zu machen“, sagte er. Die Verwaltung sieht das ähnlich. Die Entscheidung, ob der Mietvertrag um ein Jahr verlängert wird, fällt der Hauptausschuss.

Laut Verteilstatistik der Bezirksregierung Arnsberg ist die Gemeinde Wachtberg verpflichtet, noch 91 Personen mit einer Wohnsitzauflage aufzunehmen. Zimmermann glaubt deshalb nicht an die Ankündigung von NRW-Minister Joachim Stamp, die Städte und Gemeinden würden entlastet. „Auf die Kommunen kommt die Arbeit zu. Im Moment bereitet uns vor allem die Wohnraumbeschaffung Bauchschmerzen“, so Zimmermann. Außerdem fange jetzt die wirkliche Integrationsarbeit an.

Gerade junge Männer brauchten eine Ausbildung, damit die geduldeten Flüchtlinge bei einer Rückkehr in die Heimatländer etwas mitnehmen könnten. „Das betrifft Afghanen, aber auch afrikanische Männer“, berichtete Zimmermann. Der künftige Schwerpunkt der Arbeit müsse jedoch auf der Arbeit mit anerkannten Flüchtlingen mit Bleibeperspektive liegen. „Sie müssen Ziele für ihr Fortkommen in unserer Gesellschaft entwickeln“, sagte Zimmermann, der bereits mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit hat.

Um unangekündigte, meist nächtliche Abschiebungen zu verhindern, setzen die Akteure der Wachtberger Flüchtlingshilfe darauf, betroffene Familien zu beraten und zu einer freiwilligen Ausreise zu bewegen. Hier gibt es Fortschritte: Im März ist bereits eine sechsköpfige Familie nach Serbien zurückgekehrt, laut Verwaltung haben außerdem drei weitere Familien, unter anderem aus Albanien, einen Antrag auf freiwillige Rückreise gestellt. Hendrik Heimbach, Rektor der Hans-Dietrich-Genscher-Schule, bat darum, auch die Schulen im Vorfeld zu informieren, „in erster Linie aus pädagogischen Gründen, um für die Kinder eine Verabschiedung in den Klassen zu organisieren“. Schüler, die mit ihren Eltern ins Heimatland zurückkehren, bekommen außerdem ein Zeugnis oder einen Bericht über ihre Leistungen mit, der im Idealfall bereits übersetzt ist.

Ohne Sprache funktioniert es nicht

Tülün Kahlenberg vom Deutschen Roten Kreuz berichtete im Ausschuss, dass in Wachtberg inzwischen fast alle Flüchtlinge an Alphabetisierungskursen und Deutschkursen teilgenommen haben. „Die schriftliche Prüfung B 2 ist für die meisten noch zu schwierig, aber es fällt auf, dass viele realisiert haben: Ohne Sprache funktioniert es nicht“, sagte Kahlenberg. Die Flüchtlinge sollten möglichst selbstständig werden, und da sehe es auch gut aus, „außer bei der Bürokratie“.

Bei den Samstagstreffs sitzen regelmäßig ehrenamtliche Helfer und Flüchtlinge zusammen, um Anträge auszufüllen und offizielle Schreiben zu beantworten. Auf die Frage aus dem Ausschuss, wo sie mehr Leute brauche, antwortete Katja Ackermann, Ehrenamtskoordinatorin der Gemeinde Wachtberg: „Die Integration ist eine Aufgabe der Gesellschaft.“ Für die Motivation der Ehrenamtlichen sei es jedoch wichtig, klare Strukturen zu schaffen und die Aufgaben klar zu verteilen. Daran arbeitet die Gemeinde, auch um auf weitere Neuankömmlinge vorbereitet zu sein.

Bürgermeisterin Renate Offergeld hat mit der Bezirksregierung Arnsberg vereinbart, dass derzeit keine weiteren Personen mit Wohnsitzauflage zugewiesen werden. Anders als die Menschen im Asylverfahren erwarten die anerkannten Flüchtlinge, in eine Wohnung zu ziehen, statt erneut in ein Übergangsheim. Für Offergeld steht fest: „Bevor ich nicht adäquate Unterkünfte habe, kann ich niemanden mehr aufnehmen.“

Für die Betreuung wäre die Gemeinde formal nicht mehr zuständig, was jedoch blanke Theorie ist. „Die Menschen, die hier neu ankommen, sprechen kein Deutsch, haben kein Geld in der Tasche und wissen nicht, wo das Rathaus ist“, sagte Offergeld. Ihr Fazit: „Die Kommunen werden alleine gelassen.“ Deshalb werden die drei Säulen der Flüchtlingshilfe – Ökumenischer Arbeitskreis, DRK und Gemeinde – noch einige Aufgaben gemeinsam tragen müssen.

Wer mithelfen möchtewendet sich per E-Mail an katja.ackermann@wachtberg.de

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