Flüchtlingsunterbringung in Wachtberg Flüchtlinge sollen in Alter Berkumer Schule unterkommen

Wachtberg · Im November läuft der Pachtvertrag für die Flüchtlingsunterkunft Wiesenau in Pech aus. Dann spätestens müssen die Flüchtlinge anderswo untergebracht werden - an erster Stelle in der Alten Berkumer Schule.

 Die Alte Schule in Berkum soll nach dem Wegfall der Wiesenau wieder als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden.

Die Alte Schule in Berkum soll nach dem Wegfall der Wiesenau wieder als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden.

Foto: Axel Vogel

Die Flüchtlingshilfe in Wachtberg steht in diesem Jahr vor großen Herausforderungen. Das erklärten Katja Ackermann, Ehrenamtskoordinatorin der Flüchtlingshilfe in der Gemeinde, Kurt Zimmermann vom Ökumenischen Arbeitskreis und sein Kollege von der evangelischen Kirche, Gero Nölken, in der jüngsten Sitzung der Pecher Ortsvertretung. Die ausführlichen Schilderungen der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer war eine Premiere in diesem Gremium: „Die Pecher Ortsvertretung war die erste, die uns eingeladen hat“, betonte Ackermann. Im Mittelpunkt der Ausführungen stand eine neues, von der Gemeinde ausgearbeitetes Unterbringungskonzept. Das ist nötig geworden, weil die Wiesenau in Pech, die sehr wichtig für die Betreuung und Unterbringung der Flüchtlinge ist, nur noch bis Ende des Jahres zur Verfügung steht: „Im November läuft der Pachtvertrag aus“, erklärte Kurt Zimmermann. Doch halbwegs Ersatz ist bereits gefunden: Die Alte Schule in Berkum soll reaktiviert werden.

So viel vorweg: Auch wenn das Thema Flüchtlinge in den vergangenen Monaten in der öffentlichen Wahrnehmung von anderen Themen etwas in den Hintergrund gedrängt wurde, gibt es für die Gemeinde, das DRK und die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer viel zu tun.

Die Wiesenau fällt weg

258 Flüchtlinge leben derzeit im Ländchen, wie Ackermann ausführte, davon ist die Mehrzahl, 153, „anerkannt“, das heißt rechtlich ausgestattet mit einer Bleibeperspektive. 76 Personen befinden sich noch im Verfahren, 29 seien abgelehnt und nur „geduldet“, wobei Bürgermeisterin Renate Offergeld in der Sitzung der Ortsvertretung darauf hinwies, dass die Zahl im vergangenen Jahr insbesondere durch intensive Rückkehrergespräche der Flüchtlingshelfer mit geduldeten Personen deutlich gesenkt werden konnte. Zudem gab es sieben neue Zuweisungen.

Egal, ob ein Flüchtling nur geduldet ist oder eine längerfristige Wohnsitzauflage hat, elementar wichtig für die Flüchtlingshelfer ist die Frage der Unterbringung. 103 Flüchtlinge kommen derzeit in Einrichtungen der Gemeinde unter, wobei in Pech die Wiesenau und die Einrichtung am Nachtigallenweg eine zentrale Rolle spielen: Hier sind zusammen 41 Flüchtlingen untergebracht, 26 wohnen privat. Auch sei die Wiesenau wegen ihrer großzügigen Räumlichkeiten ein idealer Standort in Sachen Betreuung, so Nölken – für Sprachunterricht, pädagogische Angebote etwa für heranwachsende Jugendliche und vor allem als Begegnungsort für den bestens genutzten „Samstagstreff“, der auch im Berkumer Familienzentrum angeboten wird.

Da die Wiesenau Ende des Jahres wegfällt, „mussten wir ein neues Konzept für zur Unterbringung haben“, erklärte Zimmermann den Ortsvertretern. Grundsätzlich gebe es auch schon einen Fahrplan. „Als erster Schritt soll die Alte Schule in Berkum wieder in Betrieb genommen werden“, führte Zimmermann aus. Zur Erinnerung: Die Einrichtung war zu Hochzeiten der Flüchtlingskrise eigens für eine Unterbringung hergerichtet worden. Schritt zwei: Die Unterkunft an der Raiffeisenstraße in Fritzdorf könnte aufgestockt werden. Dann stellt sich aus Sicht von Zimmermann als dritte Alternative die Frage: „Was wird aus dem Gereonshof 2?“ Hier stehe das Feldhaus des Aussiedlerhofes bei Berkum leer, und es sei zu überlegen, wie das genutzt werden könnte.

Wachtberger Modell

Darüber hinaus steht für den Vorsitzenden des Ökumenischen Arbeitskreises fest, „dass wir einen neuen Standort in Pech brauchen, um einen Samstagstreff auch in dem Ort anbieten zu können.“ Neben der Unterbringung bleibt es laut Ackermann wichtig, für die Flüchtlinge mit einem Aufenthaltsrecht „eine Perspektive zu entwickeln“. Dies bleibe eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der es keine einfachen Lösungen gebe. Denn Flüchtlinge würden sich „in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen befinden“, in denen sie quasi abgeholt werden müssten. Das bedeute, dass die Betreuer auf Einzelschicksale zu schauen hätten und den Menschen eine möglichst „individuelle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen müssten“.

Um der Flüchtlingshilfe eine Struktur zu geben und diese für die Menschen möglichst „nachhaltig zu gestalten“, erarbeiten die Flüchtlingshelfer mit der Gemeinde gerade das sogenannte Wachtberger Modell, das laut Katja Ackermann „mit dem kommunalen Interaktionszentrum des Rhein-Sieg-Kreises abgestimmt wird“.

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