SEK-Einsatz in Wachtberg Familienclan im Visier der Bonner Polizei

Niederbachem · Die Polizei ist erneut gegen einen gemeindebekannten Familienclan in Niederbachem vorgegangen. Immer wieder rückt die Polizei zu dem Gebäude an, in dem die Familie lebt.

 Im Schnitt dreimal im Monat ist die Polizei vor dem Mehrparteienhaus an der Konrad-Adenauer-Straße in Niederbachem im Einsatz – hier gegen einen 16-Jährigen Intensivtäter, der einen Mitbewohner die Kellertreppe hinuntergestoßen hatte.

Im Schnitt dreimal im Monat ist die Polizei vor dem Mehrparteienhaus an der Konrad-Adenauer-Straße in Niederbachem im Einsatz – hier gegen einen 16-Jährigen Intensivtäter, der einen Mitbewohner die Kellertreppe hinuntergestoßen hatte.

Foto: Privat

Wie erst jetzt bekannt wurde, waren die Beamten mit mehreren Mannschaftstransportern am 2. Oktober gegen 10 Uhr an der Konrad-Adenauer-Straße im Einsatz, vor Ort wurde eine Person auf offener Straße überwältigt und abgeführt. Das zumindest berichtete ein Zeuge.

Hintergrund sei ein Raubdelikt unter Bekannten gewesen, so Polizeisprecher Robert Scholten auf GA-Nachfrage. Da es Hinweise darauf gab, dass eine Waffe im Spiel gewesen sein könnte, wurde ein Spezialeinsatzkommando (SEK) angefordert. „Wir haben allerdings keine Waffe gefunden“, so Scholten. Zwei Personen seien festgenommen worden, aber inzwischen wieder auf freiem Fuß. Da die Polizeiaktion ohne größeres Ergebnis geblieben war, sei der Fall auch nicht in einer der üblichen Polizeimeldungen kommuniziert worden.

Bei den beiden zunächst Festgenommenen soll es sich nach GA-Informationen um Mitglieder eines Familienclans aus dem ehemaligen Jugoslawien handeln, der die Behörden bereits seit längerer Zeit beschäftigt und in dem Niederbachemer Mehrfamilienhaus wohnt. Zur genauen Identität der Personen mochte sich Polizeisprecher Scholten aber nicht äußern.

Immer wieder war die Polizei in der Vergangenheit zu dem Gebäude, in dem die Familie lebt, ausgerückt. In den letzten 13 Monaten laut Scholten 38 Mal – allerdings sei es meistens um Ruhestörungen gegangen. Nicht immer stand der Clan im Mittelpunkt des Interesses, es gab auch Vorfälle mit anderen Hausbewohnern. Das Problem, so Kenner der Verhältnisse vor Ort: Die Eigentumsverhältnisse in dem Mehrfamilienhaus sind höchst unterschiedlich, eine Verbesserung der Wohnverhältnisse in dem teils sichtlich heruntergekommenen Bau ist schwierig.

Familie trat immer wieder in Erscheinung

Zum Beispiel wohnte 2016 ein damals 16-jähriger Türke in dem Haus, der laut eines Ermittlers der führende Kopf der sogenannten Bandana-Bande gewesen war. Diese soll zwischen Juni und Oktober 2014 in wechselnder Besetzung in Bonn und Beuel junge und angetrunkene Opfer ausgeraubt haben. Maskiert waren die Täter dabei mit Halstüchern, sogenannten Bandanas. Vor allem der 16-Jährige, der sich inzwischen in die Türkei abgesetzt haben soll, war dabei durch besondere Brutalität aufgefallen. Davon zeugte unter anderem die Auseinandersetzung mit einem anderen Hausbewohner, den er derart getreten hatte, dass dieser die Kellertreppe hinuntergefallen war.

Auch die Familie aus dem ehemaligen Jugoslawien trat immer wieder in Erscheinung. So Anfang 2017, als der Polizei ein Ermittlungserfolg gegen eine international organisierte Einbrecherbande gelang. Sieben 20- bis 25 Jährige wurden damals festgenommen, unter anderem in Niederbachem. Sie sollen für mehr als 70 Einbrüche, Autodiebstähle und -aufbrüche verantwortlich gewesen sein. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Brüder oder Cousins, die teilweise bereits polizeibekannt waren.

Die Mehrheit von ihnen waren geduldete Asylbewerber, die zwischen 1992 und 1998 geflüchtet waren, so ein leitender Ermittler damals. Teilweise hätten sogar sogenannte Abschiebeverfügungen gegen die Täter vorgelegen. Dass es wiederum Clanmitglieder waren, wollte Scholten mit Hinweis auf den Datenschutz nicht kommentieren.

Das Ausländeramt in Siegburg versucht dem Vernehmen nach bereits seit geraumer Zeit wenigstens Teile des Familienclans abzuschieben, was wohl wegen der teils unklaren Herkunft der Beteiligten schwierig zu sein scheint. Insgesamt soll es sich bei dem Niederbachemer Ableger des Clans neben den Eltern um vier Kinder handeln, von denen zwei der Polizei etwa wegen Eigentumdelikten und Körperverletzung bekannt sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort