Viel mehr als nur Fußball FC Pech feiert 60 Jahre

Pech · Der FC Pech feiert am Wochenende sein 60-jähriges Bestehen. Vorstandsmitglieder erinnern sich an die Anfänge und die Entwicklung des Vereins.

 Prägen den Verein in der Gegenwart: (von links) Johannes Scharbach, Katja Dynewski, Oliver Neft, Beate Steiner, Heide Wandelt, Ernst Verholen, Anja Wind und Johannes Berchem.

Prägen den Verein in der Gegenwart: (von links) Johannes Scharbach, Katja Dynewski, Oliver Neft, Beate Steiner, Heide Wandelt, Ernst Verholen, Anja Wind und Johannes Berchem.

Foto: Katharina (FM) Weber

Dass ein Sportverein mehr als nur eine Gelegenheit sein kann, sich körperlich zu betätigen, stellt der FC Pech unter Beweis. Auch der gemeinschaftliche Aspekt wird hier seit jeher großgeschrieben. Erinnerungen an ihre Zeit im Verein teilten kurz vor den Feierlichkeiten Ende August einige Mitglieder mit dem GA.

„Der FC Pech ist 1957 von Fußballern gegründet worden“, erinnert sich Oliver Neft, der 1970 in den Verein eintrat. „Damals gab es eigentlich nur Fußball und Tischtennis, sonst nichts.“ Wer den Verein ins Leben rief, weiß man heute nicht mehr so genau. Josef Fleischhauer sei darunter gewesen, ist sich der heutige Vorstand sicher, genauso wie Wilhelm Gaeb, den alle nur als „Opa Gaeb“ kannten, sowie ein Herr Stoscheck, dessen Vorname den Jahren zum Opfer fiel. Auch Ferdi Theisen und Eberhardt Wähner sollen eine Rolle gespielt haben.

Ein Jahr nach Nefts Beitritt zog Heide Wandelt nach Pech und folgte seinem Beispiel. „Ich bin dermaßen toll hier aufgenommen worden. Es fühlte sich direkt wie Heimat an“, blickt sie froh zurück. Dass der Verein heute nicht mehr nur Fußball- sondern Breitensportverein ist, hat er Wandelts Engagement zu verdanken.

Sie absolvierte eine Ausbildung zur Übungsleiterin und sorgte zunächst dafür, dass auch Kinderturnen und „Damengymnastik, wie es damals hieß“ ins Programm aufgenommen wurden. Schließlich erhob sie die damalige Vorsitzende zur Frauenwartin. „Dann habe ich mich reingehängt“, erinnert sich Wandelt. 17 verschiedene Breitensportkurse wie Aerobic und Rückengymnastik gingen auf ihr Konto, aber auch Spezielleres wie Gesundheitskurse, Krebsnachsorge und Ernährungskurse für Kinder. Mittlerweile leitet sie den Verein als Präsidentin.

Zum Programm gehören heute auch Bogenschießen, Pilates, Zumba, Tanz, Power-Lift- und Fatburner-Kurse, Nordic Walking, ein Lauftreff und – dank einer Kooperation mit dem Gut Haus Holzem in Berkum – Voltigieren.

600 Mitglieder habe der Verein, darunter 280 Fußballer, so Neft. Verglichen mit der Einwohnerzahl Pechs (2600) sei das „ein wahnsinniges Verhältnis“. Viele kämen von außerhalb, heutzutage sei es deshalb viel schwieriger, die Mitglieder aktiv ins Vereinsleben einzubinden. „Die Leute haben nur Interesse, in den Verein zu gehen, um Sport zu machen, aber das Gemeinschaftsgefühl ist nicht mehr so stark wie früher“, bemängelt er.

Erschwerend käme auch die Teilung von Pech hinzu, die entstand, als Wachtberg zusammen mit der jungen Bundeshauptstadt Bonn Mitte des letzten Jahrhunderts anfing zu wachsen, meint Pressewartin Beate Steiner. Im Ortskern lebten früher vor allem Alteingesessene, an den Hängen hingegen die Zugezogenen, die „hier primär nur ihre Schlafstätte“ hatten, so Steiner. „Das war schon eine gewisse Klientel.“ Damals sei es nicht leicht gewesen, „den Damen der besseren Gesellschaft ein Sportangebot zu bieten“. Bis heute bestehe diese Teilung in gewisser Weise fort. Steiner, die nicht in Pech wohnt und dem Verein vor zwei Jahren beitrat, äußert sich trotzdem weniger kritisch als Neft: „Ich bin sehr nett aufgenommen worden. Das heißt, die Gemeinschaft ist etwas sehr Wichtiges und funktioniert durchaus noch.“

Den FC Pech zeichne vor allem seine gute Jugendarbeit aus, meint Neft. Bei seinem Eintritt vor 47 Jahren habe neben der ersten Mannschaft nur eine Altherrenmannschaft und eine Hand voll Jugendmannschaften existiert. Heute sind es zwei Senioren-, eine Damen- und 14 Jugendmannschaften, berichtet Geschäftsführer Ernst Verholen.

Viele Spieler aus der A- und B-Jugend würden zwar früher oder später zu besseren Vereinen abwandern, aber einen Ausflug in die Bezirksliga schaffte der Verein trotzdem. Drei Jahre spielte er dort, bevor es in die B-Klasse zurückging. Zu groß war die finanzielle Bürde. Das Spielfeld des Vereins hat eine im wahrsten Sinne des Wortes bewegte Geschichte hinter sich. Früher habe der Platz an der Herrenkauler Allee gelegen, sagt Neft.

Er wurde gedreht, an seine heutige Stelle am nordwestlichsten Zipfel von Pech verlegt, gedreht und wieder gedreht, erhielt eine Flutlichtanlage und wurde zwischen Sommer 2010 und Winter 2011 schließlich vom Aschen- zum Kunstrasenplatz umgewandelt. Letzteres bezeichnet Kassenwart Johannes Scharbach als „das größte, jemals vom FC Pech selbst durchgeführte Projekt“. Rund 348 000 Euro plus 1710 Helferstunden à zehn Euro die Stunde habe es gekostet. Aber es habe sich gelohnt: Der Platz sei so beliebt, dass zu den Hauptzeiten vier Mannschaften gleichzeitig darauf spielten, so Steiner.

Ernst Verholen trat dem Verein „erst“ vor 22 Jahren bei, hatte früher aber mit anderen Vereinen gegen den FC Pech gespielt. „Wenn man Pech hatte“, sagte er doppeldeutig, „musste man manchmal zuerst die Kühe wegtreiben, die von der benachbarten Wiese herübergekommen waren. Dann kam es vor, dass man um Kuhhaufen herum Fußball spielen musste“, erinnert er sich lachend.

In der Vergangenheit war der Verein eng mit Haribo verbunden. Hans Riegel fungierte 17 Jahre lang als Präsident. „Er förderte mit Bargeld und gab seinen Namen für den Haribo-Volkslauf des FC Pech“, berichtet Scharbach. 15 Mal habe er den Lauf gesponsert. „Seine Unterstützung hörte 1996 auf, als der FC Pech entschied, eine Flutlichtanlage am Sportplatz zu installieren“, so Johannes Scharbach. „Das, so glaubte er, störe seine Rehe im direkten Waldumfeld.“

Die Zukunft birgt einige Herausforderungen für den Verein: Den Status quo einigermaßen aufrechtzuerhalten, „da hängt schon eine ganze Menge dran“, betont Steiner. Übungsleiter müssten bezahlt, der Kredit für den Platz getilgt und spätestens nach 15 Jahren der Kunstrasen erneuert werden. Ohne unentgeltliche Unterstützung sei das nicht zu stemmen.

Wichtig sei es deswegen, Ehrenamtliche heranzuziehen, so Neft. „Halten, fördern und ein bisschen füttern“, sei das Motto, auch wenn das in der heutigen Zeit zunehmend schwerer würde.

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