Sankt Gereon in Wachtberg Evangelische Gemeinde zieht aus St. Gereon

Wachtberg-Berkum · Die lange Geschichte der Protestanten in der katholischen Kirche geht zu Ende. Die Kirche soll weiter genutzt werden, ein Konzept liegt aber noch nicht vor.

 Vor dem Ersten Weltkrieg: Eine Innenaufnahme der Berkumer Pfarrkirche.

Vor dem Ersten Weltkrieg: Eine Innenaufnahme der Berkumer Pfarrkirche.

Foto: Privat

Verschlossen bleiben derzeit die Türen der alten Kirche in Berkum. Wie berichtet, schimmelt es in dem Gotteshaus, weshalb die evangelische Kirchengemeinde den seit 1981 bestehenden Nutzungsvertrag mit der katholischen Kirchengemeinde zum 31. Dezember 2016 gekündigt hat. Es bleibt den Protestanten in Berkum das Haus Helvetia als Gotteshaus.

Wie es mit St. Gereon weitergeht, ist ungewiss: Die alte Kirche ist Eigentum der katholischen Kirche. Wie die ebenfalls nach dem heiligen Gereon benannte ehemalige Pfarrkirche in Niederbachem, der sie jahrhundertelang unterstellt war, wurde die Berkumer Kirche vom Kölner Stift St. Gereon gegründet. Noch um 1300 gehörte Berkum zur Pfarrei Niederbachem. Schon damals muss in Berkum aber ein Kirchengebäude gestanden haben, worauf die noch heute vorhandene Glocke aus dem 13. Jahrhundert hindeutet.

Weissbaum erster Berkumer Pfarrer

1498 wird erstmals beiläufig ein Pfarrer in Berkum erwähnt. 1547 fasste der Patronatsherr der Kirche, das Kölner Stift St. Gereon, den Beschluss, die Pastöre von Bachem und Berkum ihres Amtes zu entheben, sofern diese weiterhin ihre Amtspflichten vernachlässigen und nicht ständige Residenz in ihren Pfarreien halten würden. Das lässt darauf schließen, dass es unter dem Kölner Erzbischof Hermann von Wied (1515 bis 1547) im Zuge der Reformationsbewegung auch in den beiden genannten Pfarreien zu Unruhen und Verwirrungen kam. Erst dessen Nachfolger sorgte energisch für eine Rückkehr zum katholischen Bekenntnis. Somit wurden in St. Gereon vielleicht schon vor 1981 evangelische Gottesdienste abgehalten.

Im März 1597 beschwerte sich der Pastor von Niederbachem beim Kapitel von St. Gereon über die „Inkompetenz und Treulosigkeit“ des Pfarrers von Berkum. Das Kapitel bestimmte daraufhin folgendes: Die Kirche von Berkum sei die Tochter der Kirche von Niederbachem, weshalb der dortige Pastor solange die Seelsorge in Berkum übernehmen solle, bis das Kapitel einen neuen Pfarrer für Berkum ernannt habe. Erster namentlich bekannter Pfarrer von Berkum ist dann der ab 1613 erwähnte Adamus Marianus Weissbaum, der bis etwa 1636 amtierte.

Um 1770 muss sich das Kirchengebäude in einem so schlechten Zustand befunden haben, dass das Kölner Stift einen Neubau beschloss. Zu dieser Zeit bestand das Dorf Berkum aus 27 Häusern, was auf eine Zahl von rund 120 bis 180 Einwohnern schließen lässt. Wie üblich, musste der Patronatsherr – also das Stift St. Gereon – den Bau des Kirchenschiffs bezahlen. Bau und Unterhalt des Kirchturms, der auch von der Zivilgemeinde mitgenutzt wurde, waren hingegen Sache der Gemeinde, in diesem Fall also der Dörfer Berkum, Züllighoven, Gimmersdorf und Werthhoven.

1770 neues Kirchenschiff fertig

Der Bauplan des Neubaus ist im Kölner Stadtarchiv zu finden. 1770 war das neue Kirchenschiff vollendet, während der Turm erst 1783 fertiggestellt oder renoviert war. 1898 wurde eine Sakristei angebaut.

Von der ehemaligen Ausstattung der Kirche haben sich – abgesehen von der Kanzel und einigen Figuren – keine Spuren erhalten. Alte Aufnahmen zeigen noch den neugotischen Altaraufsatz, der 1891 an die Stelle des barocken Hochaltars getreten war. Heute ist auch dieser verschwunden, ebenso wie die schlichten Seitenaltäre mit den 1854 entstandenen Gemälden des Düsseldorfer Malers Friedrich Busch.

Letztere waren bereits 1914 durch zwei – ebenfalls nicht mehr erhaltene – Figurengruppen ersetzt worden. Heute befindet sich in der Kirche wieder ein Altar aus der Barockzeit. Es ist der ehemalige linke Seitenaltar der Kirche von Euskirchen-Palmersheim, entstanden wohl um 1690. 1957 war er von seinem ursprünglichen Platz entfernt und 1962 der katholischen Gemeinde von Berkum geschenkt worden.

Durch den starken Bevölkerungszuzug nach dem Zweiten Weltkrieg schien die alte Kirche den damaligen Verantwortlichen zu klein zu werden. 1971 wurde daher an der Straße „Am Bollwerk“ die neue, deutlich größere Pfarrkirche St. Maria Rosenkranzkönigin eingeweiht. Für die alte Gereonkirche fand sich erst 1981 eine zufriedenstellende Verwendung.

Vereinbarung der Kirchenstammt von 1981

Damals schloss die evangelische Heiland-Kirchengemeinde mit der katholischen Gemeinde eine Nutzungsvereinbarung, um St. Gereon als Gottesdienststätte nutzen zu können. Die evangelische Gemeinde zahlte eine symbolische Miete. Die Instandhaltungskosten sollten zwischen katholischer und evangelischer Kirchengemeinde geteilt, die Betriebskosten von der evangelischen Gemeinde getragen werden. Am Palmsonntag und am Patronatsfest des heiligen Gereons stand die Kirche weiterhin den Katholiken zur Verfügung.

Gemeinsam genutzt wurde auch das historische Geläut der alten Kirche. Die neue katholische Pfarrkirche hatte keinen Kirchturm erhalten, sondern war über Fernleitung mit den Glocken der alten Kirche verbunden. Diese riefen die Gläubigen nun gleichermaßen zu den katholischen wie zu den evangelischen Gottesdiensten.

Durch die Kündigung dieser Vereinbarung ist nun das beispielhafte ökumenische Projekt beendet. Wie Dechant Hermann Josef Zeyen versichert, soll die Kirche auch zukünftig genutzt werden. Die Berkumer, insbesondere diejenigen, die das Gotteshaus schon seit Kindertagen kennen, wird es freuen. Ein konkretes Konzept gibt es zur Zeit allerdings noch nicht.

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