Pferd erlebt kometenhaften Aufstieg Wachtberger Stute Mary Lou gehört zur Weltspitze

Niederbachem · Mit der Westfalen-Stute Mary Lou besitzt der Wachtberger Karl Schneider ein hochtalentiertes Springreitpferd. Es ist eines von mehr als 100 Tieren in den Stallungen der Familie.

 Auf dem Niederbachemer Broichhof: Karl Schneider (l.) und Henrik von Eckermann mit Weltklasse-Springpferd Mary Lou.

Auf dem Niederbachemer Broichhof: Karl Schneider (l.) und Henrik von Eckermann mit Weltklasse-Springpferd Mary Lou.

Foto: Ronald Friese

Mehr als 100 Pferde stehen in den Stallungen der Familie Schneider auf Gut Broichhof und dem Gestüt Kreuzbusch in Niederbachem. Ein besonderes darunter ist Mary Lou. Die elfjährige Stute hat innerhalb der letzten Monate einen kometenhaften Aufstieg absolviert und gehört mittlerweile zur Weltspitze der Springpferde. Geritten wird sie vom Schweden Henrik von Eckermann, der mit Mary Lou zuletzt für Furore sorgte: Nach dem Sieg beim Weltcup in Göteborg sicherte sich das Duo überraschend den dritten Platz beim Weltcup-Finale in den USA. „Dass es so schnell gut laufen würde, damit habe ich nicht gerechnet“, gibt der 36-Jährige zu.

Die gemeinsamen Erfolge des Duos sind deshalb so überraschend, weil von Eckermann das Pferd erst seit Mitte des vergangenen Jahres reitet. Zu verdanken hat er diesen Umstand allen voran Karl Schneider, der die Stute Anfang 2016 gekauft hat. Bei einem Turnier in Münster hatte sie den 42-Jährigen mit ihren Leistungen beeindruckt, sodass er in Verhandlungen mit dem damaligen Besitzer trat. „Ich habe sie dann gekauft, ohne einmal Probe zu reiten, was eigentlich ungewöhnlich ist. Bis heute habe ich es nicht bereut“, versichert Schneider.

Neun weitere Pferde in Niederbachem

Als er sich nach dem Kauf persönlich ein Bild von ihrem Talent gemacht hatte, entschied er sich gegen einen direkten Wiederverkauf. „Mein Gedanke war dann, sie einem Top-Reiter zu geben“, erinnert sich Schneider, der Mary Lou für ihre Vorsicht und Trainingseinstellung schätzt. Seine Wahl fiel auf von Eckermann, der damals noch bei der Reitsport-Ikone Ludger Beerbaum arbeitete und mittlerweile selbstständig ist. Neben Mary Lou stehen neun weitere Pferde des Schweden, die verschiedene Besitzer haben, in den Ställen in Niederbachem.

Die Westfalen-Stute ist mit einem einstelligen Millionenwert eines der wertvollsten Pferde auf dem Gestüt Kreuzbusch – und nicht die erste Prominenz: Vor einigen Jahren war die Holsteiner-Stute Bella Donna bei den Schneiders untergebracht, die einst von Meredith Michaels-Beerbaum ausgebildet worden war. Um überhaupt an junge Pferde zu kommen, müssen Käufer inzwischen immer tiefer in die Tasche greifen, wie Schneider berichtet: „Unter einer Million Euro bekommt man heute kaum noch ein Spitzenpferd.“

Vermehrte Anzahl an Turnieren

Die gestiegenen Preise hängen laut Schneider vor allem mit der ebenfalls vermehrten Anzahl an Turnieren zusammen, weshalb die Reiter mehr Pferde bräuchten. Die Nachwuchstalente fallen ihm besonders bei Turnieren auf, die er als Trainer der Reiter der Vereinigten Arabischen Emirate verfolgt. Vor seinem Engagement in den Emiraten war er bereits Trainer in Katar. Der Kontakt in die Region kam vor einigen Jahren über den Verkauf eines Pferdes zustande, in dessen Folge die Katarer Schneider einen Trainerjob anboten. „Zuerst kam das für mich gar nicht infrage, weil ich zu der Zeit noch selbst erfolgreich geritten bin. Aber dann habe ich darin eine spannende neue Aufgabe gesehen.“

In der Regel ist er nun zwischen Dezember und März in den Emiraten und betreut die Reiter bei den dortigen Turnieren, danach folgen die Wettkämpfe in Europa und dem Rest der Welt. Auf von Eckermann und Mary Lou trifft er dabei jedoch nicht: Während der Schwede auf Fünf-Sterne-Niveau reitet, sind die Araber noch auf den Wettkämpfen mit drei bis vier Sternen unterwegs.

Zu Hause in Niederbachem steht dann noch der Pensionsbetrieb auf dem Arbeitsprogramm. Neben der Reitschule betreuen die Schneiders auf dem Broichhof die Pferde von Privatpersonen. Darunter sind sowohl Pferde fürs Springreiten als auch für die Dressur und Vielseitigkeit. „Einige Kunden haben schon seit Jahrzehnten ihre Pferde bei uns untergebracht“, sagt Karl Schneider, der mit seinem Vater Dirk und Schwester Cordula über ein Areal von über 40 Hektar verfügt. Genug Platz, um Spitzenpferden wie Mary Lou ein optimales Training zu bieten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort