Wachtberger Originale Er ist ein Gastronom aus Überzeugung

Niederbachem · Leo Baukhage bringt mit seinem Bistro im Henseler Hof die Kneipe zurück ins Dorf. Der 59-Jährige schätzt die Geselligkeit.

 Godesberg Wachtberger Original Leo Baukhage

Godesberg Wachtberger Original Leo Baukhage

Foto: Friese

Seit Anfang Oktober des vergangenen Jahres betreibt Leonhard Baukhage im Henseler Hof seine neue Kneipe: Leo's Bistro. In Wachtberg ein wohl bekannter Name. Immerhin führte der gebürtige Poppelsdorfer, den alle nur „Leo“ nennen, sein Bistro rund 15 Jahre unweit des Rathauses in Berkum. „Schuld war übrigens der General-Anzeiger, dass ich in Berkum gelandet bin“, erzählt Baukhage lachend.

Nach 15 Jahren als Gebietsleiter der Merkur Spielotheken sei 2001 irgendwie die Luft rausgewesen. „Der Job hat zwar viel Spaß gemacht, aber ich wollte jetzt etwas Eigenes machen“, so Baukhage. Also machte er sich auf die Suche und stieß auf eine Anzeige im GA. „Samstags stand die Anzeige im Blatt, Anfang der darauf folgenden Woche hatte ich die Zusage für die Übernahme.“

In Wachtberg lebt Baukhage seit 1989, als er mit seiner ersten Frau nach Adendorf zog. Zuvor hatte er in Tannenbusch gelebt, „aber ich habe irgendwie immer das Ländliche geliebt“, gesteht er. Seit 15 Jahren lebt er mit seiner zweiten Frau in Villip und ist glücklich, dass sie sein Leben als Gastronom voll unterstützt: „Sie macht das alles mit und muss deshalb auch oft alleine ausgehen.“

Einst eine Monopolstellung

In Berkum hatte Baukhage quasi eine Monopolstellung. „Da war ich viele Jahre sozusagen Alleinherrscher“, erinnert sich der 59-Jährige. Morgens kamen die Kinder, um Lutscher zu kaufen, mittags fanden sich Gäste zum Mittagessen ein, und abends wurde das Bistro zur Kneipe – gastronomische Rundumversorgung. Doch dann wurde das Einkaufszentrum in Berkum eröffnet. „Das hat mir das Genick gebrochen“, ist Baukhage überzeugt. „Ein Überangebot von Kuchen“ habe ihm unter anderem das Geschäft verdorben. „Und dann kam auch noch das Rauchverbot“, berichtet er.

Aber jemand wie Baukhage gibt nicht gleich auf – und auch das Glück blieb an seiner Seite, als er im vergangenen Jahr das „Knollestüffje“ im Godesberger Zentrum übernehmen wollte. „Zum Glück hat das nicht geklappt, weil im Juni das Hochwasser übers Knolleveedel hereinbrach“, erinnert er sich.

Abitur hat Leo Baukhage am Bonner Friedrich-Ebert-Gymnasium gemacht. Es folgten einige Semester Jurastudium, nebenbei arbeitete er in einer Druckerei und vernachlässigte die Juristerei. Mit dem Einstieg in die Merkur Spielothek begann eigentlich auch seine gastronomische Karriere, denn „die Spielothek ist die beste Schule für das Betreiben einer Kneipe. Dort kann man Menschen wieder aufbauen.“ Die Spielothek war für ihn auch Treffpunkt – zum Billard spielen, zum Kickern, zum Flippern. Billard spielte er sogar in der Landesliga – „so was gibt's heute gar nicht mehr. Heute sind Spielotheken Treffs für Internetfreaks.“ Das erste Jahr im neuen Job als Kneipier gestaltete sich schwer, „aber dann isses auch gelaufen“.

Im Henseler Hof „läuft's auch“

Im Henseler Hof „läuft's auch“, zeigt sich „Leo“ zufrieden nach den ersten sechs Monaten. Das liegt zum Beispiel auch an „Los Leos“, dem achtköpfigen Dartverein, der Baukhage von Berkum nach Niederbachem folgte. Aber es gibt auch andere Gruppen, wie beispielsweise eine Damenrunde, die regelmäßig zum Kartenspiel vorbeischaut. Aber auch die Männer pflegen ihre Liebe zum Kartenspiel beim „Sibbe Schröm“. „Es wird viel gelacht bei uns – und das nicht nur beim Kartenspiel oder Frühschoppen am Sonntag.“

Viele in Niederbachem würden sich freuen, dass es endlich wieder eine Kneipe gebe, sagt er. „Und es ist alles nicht so steif hier.“ Die alte Theke hat er nach einer Komplettsanierung übernommen. Ein schnuckliger Innenhof und ein Raum im Obergeschoss bieten Raum für Gesellschaften. Kochen tut der Chef selbst, die Speisekarte ist gut bürgerlich. Jeden ersten Freitag im Monat gibt's zudem Livemusik. Und Ostern wird beim Dartwerfen der Eierkönig ausgelobt.

Der FC Köln ist seine Leidenschaft

Hat jemand, der sechs Tage in der Woche in der Kneipe steht, noch irgendwelche Hobbys? „Na klar“, sagt er. „Da sind noch der FC und der Karneval.“ Der Karneval scheint familienbedingt. Bruder Willi beispielsweise ist Präsident der Großen Dransdorfer Karnevalsgesellschaft, Leo ist Mitglied bei den Rheinhöhenfunken in Oedingen. Und überhaupt: die Familie: „Die unterstützen mich immer“, sagt Baukhage.

Ach ja. „Alkohol und Arbeit geht gar nicht“, so der Chef. An seinem 59. Geburtstag hat er mit seinen Gästen gefeiert – mit Kölsch. Aber da hat dann eine Aushilfe hinterm Tresen gestanden. „Nächstes Jahr zum Runden lassen wir es dann richtig krachen“, freut sich der Gastronom aus Überzeugung auf den 60. Geburtstag. Bis dahin steht in Leo's Bistro auch weiterhin das im Vordergrund, was die Gäste am meisten schätzen: Geselligkeit.

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