GA-Serie: Wie läuft es eigentlich mit...? Einkaufen in Wachtberg erfordert Mobilität

Wachtberg · Wer als Wachtberger nicht in Berkum wohnt, muss für die Einkäufe stets aufs Auto oder den Bus setzen. Besonders für ältere Menschen ist die Situation bei mangelnder Mobilität eine Herausforderung.

Wer in Ließem plötzlichen Hunger auf ein Brötchen verspürt, der steht vor einem Pro-blem. Denn einen Bäcker oder einen Supermarkt mit Backwaren im Angebot sucht man dort vergebens. Für jeden Lebensmitteleinkauf müssen die Ließemer also ins Auto oder den Bus steigen und in die nächstgelegenen Supermärkte nach Berkum oder Bad Godesberg fahren. Auch die Einwohner in Arzdorf, Villiprott oder Gimmersdorf, um nur ein einige Beispiele zu nennen, kennen diese Situation.

In Ließem besteht durch den Obsthof Drenk lediglich ein Nahversorgungsangebot, der letzte kleine Lebensmittelmarkt schloss vor einigen Jahren. „Es ist schon schade, dass es hier keinen Bäcker oder kleinen Laden gibt“, sagt eine Ließemerin, die ihre Einkäufe in Berkum oder Lannesdorf erledigt. Würde im Ort wieder ein Lebensmittelgeschäft eröffnen, wäre sie auch bereit, höhere Preise für die Waren zu zahlen. Eine andere Bewohnerin vermisst vor allem einen Bäcker, um morgens frische Brötchen zu bekommen. „Solange man ein Auto besitzt, ist alles gut. Wenn man aber älter wird und vielleicht nicht mehr fahren kann, gibt es ein Problem“, sagt sie.

Dass sich in Zukunft etwas an der derzeitigen Situation ändern wird, glaubt Ließems Ortsvertretungs-Vorsitzender Hartmut Beckschäfer (CDU) nicht. Seine Skepsis begründet sich aus der Vergangenheit: Sowohl der letzte kleine Lebensmittelmarkt als auch eine Bäckerei im Köllenhof hätten sich nicht lange gehalten. „Leider sind beide Läden nicht richtig angenommen worden“, sagt Beckschäfer. Außerdem hätten sich noch keine Ließemer bei ihm über die fehlenden Geschäfte beklagt.

Nahversorgungsangebot unterdurchschnittlich

Die Gemeinde verweist bei der Frage nach der Entwicklung der Einkaufmöglichkeiten auf das Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Dieses wurde vor rund fünf Jahren von einer auf Stadt- und Regionalentwicklung spezialisierten Firma ausgearbeitet. Darin wird das Nahversorgungsangebot in Wachtberg als unterdurchschnittlich beschrieben und empfohlen, die bestehenden Angebote in den Ortsteilen zu sichern.

Andererseits wird auf die wichtige Bedeutung des Einkaufszentrums in Berkum hingewiesen: „Gerade in kleinen Städten und Gemeinden muss es das vorrangige Ziel sein, die vorhandenen und zukünftigen Nutzer räumlich zu bündeln und so die maximalen Synergieeffekte zwischen den Betrieben zu nutzen“, heißt es in dem Konzept. Und: Neben Berkum wird Niederbachem als zweiter Standort eines Nahversorgungszentrums empfohlen. Da der geplante Netto-Markt an der Konrad-Adenauer-Straße aber noch auf sich warten lässt (der GA berichtete mehrfach), sind auch die Niederbachemer auf Geschäfte in anderen Orten angewiesen.

Mobile Versorger liefern an ältere Bewohner

Bei der Frage nach den Einkaufsmöglichkeiten wird also deutlich: Von den Wachtbergern ist Mobilität gefragt. Da aber besonders ältere Menschen damit Probleme haben, gibt es im Drachenfelser Ländchen mit „Heiko“ und dem „Eifeler Frischdienst“ zwei mobile Versorger. Diese fahren mit ihren Lieferwagen in einige Wachtberger Orte und bieten ihren Kunden so einen Laden direkt vor der Haustür. „Wenn es den Wagen nicht gäbe, wären wir ganz schön aufgeschmissen“, sagt eine Stammkundin von „Heiko“, die in Villiprott wohnt.

Villiprott sowie Villip und Pech gehören jeden Dienstag zur Route von Udo Klinkhammer, der in den drei Orten für „Heiko“ rund 15 Kunden beliefert. „Viele ältere Menschen sind schon seit Jahren Kunden von uns“, sagt Klinkhammer. Besonders gefragt sind bei ihm Brot, Milchprodukte sowie Fleisch und Wurst. Donnerstags fährt ein Kollege noch Niederbachem, Oberbachem, Ließem, Gimmersdorf, Berkum, Werthhoven und Fritzdorf an. Die deutliche Mehrheit der Kunden ist älter als 70 Jahre – und hat eines gemeinsam: In ihren Ortsteilen gehören Tante-Emma-Läden längst der Vergangenheit an.

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