Flüchtlinge in Wachtberg Die ersten Familien kommen nach

Wachtberg · Bei der Flüchtlingsarbeit in Wachtberg kommt es nun darauf an, sich um die Integration zu kümmern. Auch erste Familiennachzüge stehen an.

 Die Wiesenau hat die Gemeinde noch bis 2019 als Unterkunft gepachtet. Derzeit leben dort 24 Flüchtlinge.

Die Wiesenau hat die Gemeinde noch bis 2019 als Unterkunft gepachtet. Derzeit leben dort 24 Flüchtlinge.

Foto: FRIESE

Schon in der vergangenen Sitzung des Sozialausschusses hatte Kurt Zimmermann als Gast betont, dass sich die Flüchtlingsarbeit in der Gemeinde nach einem Jahr verändere. Diesmal konnte der Vorsitzende des ökumenischen Arbeitskreises gleich mehrere Beispiele mitliefern.

Es gehe nicht mehr nur um Begegnung, sondern um erste Familiennachzüge. „Am 6. Februar kommt eine Mutter mit fünf Kindern zu ihrem Mann nach Niederbachem, der dort drei Zimmer bewohnt und ein Bett hat“, sagte Zimmermann.

Integrationsarbeit nennt der engagierte Mann das, was auf die Gemeinde zukommt und nicht mehr nur nebenher zu leisten sei. Denn: „Wir brauchen im Ehrenamt derzeit Bürokraten und eine Eins-zu-eins-Betreuung der Schutzsuchenden“, so Zimmermann.

Beim ersten Besuch des Integration Points der Arbeitsagentur habe er selbst bei der Anmeldung eines Flüchtlings zwei Stunden gebraucht dank aller Bürokratie. „Den Flüchtlingen ist nicht klar, wie sie Geld bekommen, sie sind überfordert und verzweifelt“, so der Arbeitskreis-Vorsitzende.

Deshalb sei der bereits beschlossene kleine Runde Tisch so wichtig, der am 20. Februar das erste Mal tagen soll und dem unter anderem ein Mitglied aus jeder Fraktion angehört. Zimmermann forderte vor den Ausschussmitgliedern aber auch, baldmöglichst einen neuen Ehrenamtskoordinator einzustellen. Möglichst mit Sprechstunden im Rathaus in Berkum.

„Wir wollen auch, dass eine Anlaufstelle geschaffen wird, denn die Thematik wird uns ja mittel- bis langfristig beschäftigen“, bestärkte Hildegard Philippi (CDU). Bürgermeisterin Renate Offergeld stellte eine rasche Besetzung der Stelle in Aussicht, da es schon entsprechende Gespräche gegeben habe.

Zudem rücken in dieser Woche die ersten Handwerker zum bisher ungenutzten Wohnhaus am Köllenhof aus. Hier soll unter anderem der Ehrenamtskoordinator sein Büro beziehen. Im Sommer, so Beigeordneter Jörg Ostermann weiter, werde mit den Arbeiten am Herrenhaus begonnen.

260 Personen befinden sich derzeit in Wachtberg laut Verwaltung im Asylverfahren, weitere 39 sind anerkannte Flüchtlinge und 78 abgelehnt, aber geduldet. 100 sind in gemeindeeigenen Gebäuden untergebracht, 143 in angemieteten Objekten. Und 134 Flüchtlinge haben sich selbst Wohnungen besorgt und diese gemietet. Wobei Zimmermann betonte, dass genau das ein Problem sei: Bezahlbaren Wohnraum für die Ankömmlinge in Wachtberg zu finden.

Hildegard Philippi wollte zum einen von der Verwaltung wissen, wieviel die Gemeinde denn an Gesamtmietkosten bezahle. „Und ich frage mich, warum von den abgelehnten Personen 64 privat untergebracht sind? Wäre es nicht einfacher, diese zentral unterzubringen?“, so die CDU-Frau.

Auf die privat abgeschlossenen Mietverträge habe man keinen Einfluss, entgegnete Bürgermeisterin Offergeld. Zudem wehrte sie sich gegen die von Jürgen Meinberg (FDP) vorgeschlagene Zusammenlegung von Flüchtlingen, um Immobilien frei zu machen.

Neben bestehenden Mietverträgen wie bei der Wiesenau in Pech gebe es auch inhaltliche Gründe. „Wir haben zum Beispiel Jugendlichen aus der Alten Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr im Familienzentrum vermittelt. Da würde es wenig Sinn haben, sie in einem anderen Ort unterzubringen“, so Offergeld.

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