Reise ins Gestern Die Broicher Mühle in Villip

VILLIP · Seit dem Jahr 866 ist sie voll funktionstüchtig. „Da gab es die erste urkundliche Erwähnung, weil die Mönche des Eifelklosters Prüm einen Pachtvertrag abgeschlossen hatten“, so Bedorf.

Die Mühle gehörte zur Burg Gudenau. Mitte des 17. Jahrhunderts finden sich erstmals Vorfahren ihres Mannes als Pächter. „Sie schrieben sich noch anders, mit doppel F und S hintendran“, sagt Bedorf. Käufer war schließlich 1834 ein gewisser Jean-Baptiste, der Elisabeth Bedorf heute noch im Arbeitszimmer von der Wand entgegenlächelt.

Ihr Mann Werner übernahm das Zepter nach einem tödlichen Arbeitsunfall seines Vaters 1947. Auch ihr Sohn Alexander wurde früher in die Pflicht genommen als geplant. „1997 ist mein Mann sehr plötzlich gestorben, Alex war gerade im Studium“, erzählt Bedorf.

Die beiden fanden einen Weg, die Mühle in die elfte Generation hinüberzuretten: Der heute 43-Jährige lernte das Müllerhandwerk, blieb aber auch seiner Ausbildung treu. „Für ihn ist das schon anstrengend: Morgens und abends ist er Müller, tagsüber Software-Entwickler“, sagt die Mutter mit viel Stolz in der Stimme. Und lässt dabei unerwähnt, dass auch sie viel leistet. „Ich habe die Mühle immer als schön empfunden“, sagt die 69-Jährige, die im Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern nach Villip zog. Als geradezu erfüllend beschreibt sie die Arbeit in ihrem Lädchen. „Als Bonn noch Bundeshauptstadt war, sind viele Pakistaner und Inder gekommen, um bei mir ihr Mehl für Fladen und Ähnliches zu kaufen“, erinnert sich die Müllerin.

Aufgemacht hatte sie es parallel zur grünen Bewegung Anfang der 80er Jahre. „Jean Pütz war mit seiner Hobbythek in aller Munde und mein Sohn hat mir netterweise Regale und Tische gebaut“, so Bedorf. Zu kaufen gibt es zum einen das, was Sohn Alexander herstellt, also Roggen-, Weizen-, und DinkelVollkornschrote sowie Roggen-, Weizen- und Dinkelvollkornmehl. Zum anderen stehen regionale Produkte wie Senf oder Sirup in den Regalen. Nicht zu vergessen, die selbst gemachten Backmischungen. „Das Schwarzbrot ist der Renner, zumal es ein unkompliziertes Brot ist“, sagt die Villiperin.

Gemahlen wird nur auf Bestellung. „Wir lagern das Getreide, fördern es über sogenannte Schnecken, dann wird es gesiebt, abgesaugt und geht durch den Steinausleser“, sagt Alexander Bedorf. Den Antrieb der Mühle sichert wie eh und je das große Wasserrad. „Dafür stauen wir den Arzdorfer Bach, den Ölbach und den Zugenbach“, so der Müller. Wie er sich erklärt, warum gerade junge Familien zu ihm und seiner Mutter kommen? „Wir wissen, wo das gute Getreide herkommt, nämlich von einem Villiper Bauern und aus der Region“, sagt Bedorf. Neben einigen Bäckereien und Hofläden sind es die Privatkunden, die die Mühle am Laufen halten. „Die Großkunden setzen heute mehr auf Industriemühlen, da kämen wir mengenmäßig auch gar nicht mit“, meint die Müllerin. So ist die Mühle klein, aber fein.

Der Mühlenladen:

Der Mühlenladen, Im Bruch 32, von Elisabeth Bedorf in Wachtberg-Villip ist dienstags, mittwochs und freitags von 9 bis 13 Uhr sowie von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet. Samstags können sich Kunden von 9 bis 11 Uhr umsehen. Weitere Informationen unter Tel. 0228/32 48 78 oder unter www.muehle-bedorf.de.

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