Wachtberger Originale Der Trompeter aus Niederbachem

Wachtberg-Niederbachem · Dieter Zettelmeyer alias „de Deumann“ ist seit über 30 Jahren als St. Martin und Knecht Ruprecht unterwegs. Und der überzeugte Niederbachemer spielt leidenschaftlich Trompete.

 Wachtberger Originale; Trompete spielen ist Jakob Dieter Zettelmeyers großtes Hobby; er wohnt in Niederbachem.

Wachtberger Originale; Trompete spielen ist Jakob Dieter Zettelmeyers großtes Hobby; er wohnt in Niederbachem.

Foto: Axel Vogel

In den letzten Tagen war Dieter Zettelmeyer wieder mit seinem Kumpel Rudolf Kilian unterwegs. Seit mehr als 30 Jahren schlüpfen die beiden Herren in ihre Kostüme und besuchen viele Familien mit Kindern. Kilian ist der Nikolaus und Zettelmeyer der Knecht Ruprecht, „der Hans Muff“, wie er sagt.

„Ich sehe dann grässlich aus“, sagt er lachend. Den „Job“ hat er einst von seinem Vater Paul übernommen, so wie auch die Rolle als Sankt Martin, in der er seit 33 Jahren auftritt. In diesem Jahr war er erstmals mit einem fremden Pferd unterwegs, „aber das war schon in Ordnung“, erzählt der 68-jährige, der schon als Jugendlicher im Reitverein Oberbachem hoch zu Ross saß und viel Freude am Reiten hatte.

Am Wohnzimmertisch präsentiert Zettelmeyer einige Fotos aus den vergangenen Jahren, die ihn als Sankt Martin zeigen. „Auf diesem Foto ist er noch ein paar Jahre jünger, aber im Wesentlichen hat er sich gut gehalten“, sagt schmunzelnd Ehefrau Renate, die mit am Tisch sitzt und mit der Dieter Zettelmeyer seit 43 Jahren verheiratet ist. Drei Kinder und vier Enkel hat das Ehepaar. Vor allem den Enkeln versuchen die beiden weiterhin Niederbachemer Platt beizubringen. „Wir sprechen das noch“, erzählt Dieter Zettelmeyer, „zum Beispiel auch mit meinen Kameraden aus der Jugendfeuerwehr von früher.“

Zettelmeyer ist in Niederbachem geboren, quasi um die Ecke des Hauses, in dem er heute mit seiner Frau lebt. In Oberbachem ist er in den Kindergarten gegangen, in Niederbachem hat er die Volksschule besucht. Nach seinem Schulabschluss hat er eine Lehre als Elektroinstallateur begonnen, das war 1962. Die Lehre war im wahrsten Sinne das Naheliegendste. „Die Firma Elektro Weber war im Nachbarhaus meines Elternhauses untergebracht“, sagt er. So einfach war das.

40 Jahre bei der RWE

Schon früh engagierte sich Zettelmeyer in der Jugendfeuerwehr in Niederbachem, mit den verbliebenen elf Kameraden von damals trifft er sich heute noch regelmäßig. Sein Berufsleben hat das Niederbachemer Urgestein bei den Rheinisch-Westfälischen-Elektrizitätswerken (RWE) als Netzmeister verbracht. Nach mehr als 40 Jahren war vor sechs Jahren Schluss.

Aktiv ist er dennoch geblieben. Zum Einen gilt das für seine große Leidenschaft, das Trompetespielen, zum Anderen seiner Tätigkeit als sogenannter Nebenerwerbslandwirt. Am Rodderberg und auf der Heide pflegt er eine etwa ein Hektar große Johannis- und Stachelbeerplantage. „Das ist ein richtiger Betrieb und sicher mehr als ein Hobby“, sagt er. Wenn im Sommer Erntezeit ist, packen Familienmitglieder und einige Senioren mit an. „Mein Mann macht das mit viel Liebe“, meint Renate Zettelmeyer. „In Niederbachem hatte früher fast jeder eine Obstplantage“, erzählt sie. „Übrig geblieben sind gerade einmal zwei professionelle Obstbauern.“

Einer der letzten Obstbauern

Und da ist ja auch seine Leidenschaft: die Trompete. „Bereits in den 60er Jahren habe ich Trompetenunterricht genommen, heute unterrichte ich selbst, zum Beispiel meine neunjährige Enkeltochter“, so Zettelmeyer. Auch sein Sohn spielt Trompete. Wie der Vater in mehreren Kapellen, „allerdings mehr Jazz als ich“, gesteht der Vater, der liebsten Traditionelles spielt, „zum Beispiel Polka.“

Jahrelang hat Zettelmeyer beim Wachtberger Kammerorchester trompetet, heute spielt er „nur“ noch in zwei Kapellen: Bei den Berkumer Dorfmusikanten und in der Musikkapelle Leimersdorf in der Grafschaft. Montags wird in Berkum geprobt, dienstags in der Grafschaft. Damit verbunden sind „jede Menge Auftritte“ – in Altencafés, bei Adventsnachmittagen, auf Weihnachtsmärkten und vielen anderen Veranstaltungen, „sehr zum Leidwesen meiner Frau“. Doch die verneint das sofort und korrigiert ihren Gatten. „Früher hat mich das wegen der Kinder manchmal geärgert, heute ist das was anderes.“

Apropos Zettelmeyer. Da gibt es in Niederbachem viele mit dem Namen. Einer von ihnen war Peter Zettelmeyer, ein Vorfahre von Dieter Zettelmeyer, den alle nur „de Deumann“ nannten. „Der hat so um die Jahrhundertwende mit seiner Obstpresse das Bonner Sterntor verschoben“, erzählt Renate Zettelmeyer.

Seitdem hatte er den Spitznamen „de Deumann“ weg, den heute in Niederbachem Dieter Zettelmeyer hat. „De Deumann steht auch ein bisschen für clever sein und manchmal auch dafür, gerne Unsinn zu machen“, lacht Renate Zettelmeyer.

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