Innensanierung für 300.000 Euro Der Köllenhof in Wachtberg-Ließem wird umgebaut

Ließem · Die 300.000 Euro teure Innensanierung des ehemaligen Wohnhauses im Ließemer Köllenhof macht Fortschritte. Bauingenieur Josef Axer berichtet von den Arbeiten.

 Ingenieur Josef Axer (hinten) und Beigeordneter Jörg Ostermann in einem Raum, den künftig die VHS nutzen wird. Die Kölner Decke wird ausgebessert.

Ingenieur Josef Axer (hinten) und Beigeordneter Jörg Ostermann in einem Raum, den künftig die VHS nutzen wird. Die Kölner Decke wird ausgebessert.

Foto: Axel Vogel

Der Köllenhof – so sehen das viele – ist so etwas wie „Ließems Schmuckstück“. Und dieses Schmuckstück wird derzeit in einem Teilbereich weiter saniert: Genauer gesagt geht es dieses Mal um das ehemalige Wohnhaus der Anlage, das seit fast 30 Jahren leer stand.

Dank Fördermitteln kann das Fachwerkhaus bereits seit Anfang des Jahres für rund 300.000 Euro baulich wieder ertüchtigt und umgebaut werden. Denn wohnen soll hier keiner mehr, wohl aber arbeiten und unterrichten: Hauptsächlich schafft die Gemeinde Büros für die neue ehrenamtliche Flüchtlingskoordinatorin, erklärt Beigeordneter Jörg Ostermann.

Zudem bekommen die Energieberater für das Köllenhof-Klima-Quartier ebenso eine Anlaufstelle wie Volkshochschule und Vereine. Zusammen mit Ostermann und dem federführenden Bauingenieur Josef Axer, dessen Rheinbacher Büro auf die Sicherung und Wiederherstellung alter Bauten spezialisiert hat, besuchte der General-Anzeiger die Baustelle.

Bereits 1988 ließ die Gemeinde, die den denkmalgeschützten, vierflügeligen Hof einige Jahre zuvor gekauft hatte, große Teile der Anlage zu einem Kultur- beziehungsweise Begegnungszentrum umbauen. Zudem hat eine Bücherei des Wachtberger Büchereiverbundes hier ihren Sitz. Was allerdings lange außen vor blieb: Das Fachwerk-Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert. Dafür gab es lange Zeit einen guten Grund: Altbürgermeister Johannes Köllen, dessen Familie bislang Eigentümer des Hofes war, wohnte hier. Und zwar ausgestattet mit einem lebenslangen Wohnrecht noch bis zu seinem Tod im Jahr 1999.

Für eine Sanierung fehlten der Gemeinde dann aber lange Zeit allerdings die Gelder zur Sanierung des Wohnhauses. So blieb es bislang bei einem Außenanstrich der Fassade und Sicherungsarbeiten am Fachwerk. Inzwischen ist aber Geld für eine Innensanierung da: Im Zeichen der Flüchtlingskrise gelang es Bundes- und Landesmittel für die Einrichtung eines Büros für die ehrenamtliche Flüchtlingskoordinatorin zu akquirieren, erklärt Beigeordneter Ostermann. Seit Februar kann daher nun an der Sanierung und dem Umbau des Wohnhauses gearbeitet werden.

Ansprüche niedrig gehalten

Freilich sind aus Sicht von Bauingenieur Josef Axer angesichts der vergleichsweise überschaubaren Mittel die Ansprüche etwas niedriger zu schrauben: „Normalerweise muss man für die Sanierung eines solch alten Fachwerkhaus rund 500.000 Euro kalkulieren“, rechnet Axer vor. Die Gemeinde müsse mit der Hälfte auskommen. Der Rheinbacher verfügt über viel Erfahrung bei Aufarbeitung und dem Erhalt von altem Fachwerk.

So war Axer bereits unter anderem mit der denkmalgerechten Instandsetzung des Beethovenhauses und Sanierung des Runenhauses in Hennef-Blankenberg betraut, hat den Umbau der Fachwerkhofanlage Hof Raaf zum Kindergarten und die Instandsetzung des Fachwerkhauses Hauptstr. 10 in Rheinbach geleitet.

Damit die Kostensumme bei der Sanierung nicht überschritten wird, heißt es an vielen Stellen in dem rund 100 Quadratmeter großen Gebäude ausbessern, statt neu machen. Das gilt beispielsweise für die berühmten „Kölner Decken“ in den Räumen. Dabei handelt es sich um eine Konstruktion aus Deckenbalken und den darüber liegenden Dielen, die vollständig mit Putz überzogen waren. „Es sollte damals aus repräsentativen Gründen der Eindruck entstehen, es handelt sich um eine massive Decke“, erklärt Fachmann Axer.

Dort, wo es geringe Schäden gibt, werden die Kölner Decken aufgearbeitet. In einigen Räumen ist das aber wegen des schlechten Zustands derzeit nicht finanzierbar. „Die Decken hängen wir mit Rigips ab“, erklärt Axer „So bleiben Sie auf jeden Fall erhalten.“ Auch die alten Fenster, die teils noch markant gewelltes Glas besitzen, sollen nur aufgearbeitet werden. Ebenso die uralte Holztreppe, deren Aufarbeitung die Fritzdorfer Fachfirma von Peter Schmitz übernimmt. „Wir ersetzten nur an einigen Stufen den vorderen Bereich, der abgelaufen war“, erklärt Mitarbeiter Peter Frings.

Ebenfalls verstärkt wird der Dachstuhl. Als oberer Abschluss wird eine begehbare Dämmplattenlage aufgebracht, um einen Mindestwärmeschutz zu gewährleisten. Ein Schmankerl am Rande: Im straßenseitigen Dachboden befindet sich eine mit Dielen abgetrennte Gesindekammer. Die Dielen waren tapeziert. Als Untertapete kamen alte Zeitungen zum Vorschein, auch Ausgaben des General-Anzeigers. Geht alles gut, rechnet Ostermann damit, dass der Innenausbau im Oktober abgeschlossen ist.

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