Wachtberger Originale So wird man in Wachtberg zum Guru im Ashram

Wachtberg · Sebastian Gronbach leitet den Anahata Ashram auf dem Huppenberg in Wachtberg-Pech. Die großzügige Villa auf dem Pecher Huppenberg bietet seit Januar 2015 genügend Platz für die 14 Bewohner und Gäste.

 Sebastian Gronbach leitet den Anahata Ashram auf dem Pecher Huppenberg. Mitten in dem gutbürgerlichen Wohnviertel lebt er mit seiner Familie und einigen seiner Schülerinnen und Schüler. Als spiritueller Lehrer versucht er, Antworten auf die Sinnfragen des Lebens zu geben und bedient sich dabei bei unterschiedlichen Religionen.

Sebastian Gronbach leitet den Anahata Ashram auf dem Pecher Huppenberg. Mitten in dem gutbürgerlichen Wohnviertel lebt er mit seiner Familie und einigen seiner Schülerinnen und Schüler. Als spiritueller Lehrer versucht er, Antworten auf die Sinnfragen des Lebens zu geben und bedient sich dabei bei unterschiedlichen Religionen.

Foto: Iris Ollech

Wem beim Wort Ashram weichgezeichnete Bilder entrückt lächelnder Jünger in den Sinn kommen, stößt bei Sebastian Gronbach auf Nachsicht. Er kennt die Klischees und Vorurteile. Als sein Plan reifte, eine „religiöse Herberge“, so die Übersetzung aus dem Sanskrit, zu gründen, fragte seine Tochter: „Ashram? Lauft Ihr da alle nackt rum? Wirst Du dann ein Guru oder so was?“ Er verwendete zunächst lieber die Umschreibung einer Wohngemeinschaft mit Meditationsraum, weil das neutraler klang. „Aber wir sind keine abgedrehten Freaks, sondern Leute, die mitten im Leben stehen.“

Er sitzt im Gemeinschaftssaal des Ashrams im Schneidersitz auf einem bequemen Sitzkissen. An einer Seite des Raumes steht ein Altar mit Figuren des indischen Elefantengottes Ganesha, der Kraft und Weisheit symbolisiert. „Fragen Sie mich alles, was Sie möchten“, sagt Gronbach. Offenheit ist sein Prinzip, Besucher sind willkommen, Neugier ausdrücklich erwünscht. Also, wie wird man zum Guru?

Bis vor wenigen Jahren lebte der 47-Jährige mit seiner Familie ganz bürgerlich in einem Haus in Meckenheim und arbeitete als Journalist für eine anthroposophische Zeitschrift. Spiritualität spielte schon immer eine große Rolle in seinem Leben. Besonders angesprochen hat ihn die „Integrale Theorie“ des amerikanischen Philosophen Ken Wilber, die verschiedene weltanschauliche und religiöse Richtungen vereint. Doch erst die tiefgreifende Erfahrung während einer Meditation hat Gronbachs Leben grundlegend verändert. „Ich habe eine Glückseligkeit und Offenheit erfahren, die alle Ängste von mir abfallen ließen“, erinnert er sich. „Ich weiß, das klingt kitschig. Aber die Erfahrung war so radikal, dass ich mein Leben in Davor und Danach einteile.“

Bei seiner journalistischen Arbeit fiel ihm nun auf, dass etliche seiner Interviewpartner seinen Rat bei persönlichen Problemen und schwierigen Entscheidungen suchten. „Da wurde mir klar, dass ich die professionelle Distanz nicht mehr wahren konnte und kündigte meinen Job.“ Sein Haus in Meckenheim wurde mehr und mehr zu einer Anlaufstätte für Menschen auf der Suche nach spiritueller Erfahrung und platzte bald aus allen Nähten. Die großzügige Villa auf dem Pecher Huppenberg bietet seit Januar 2015 genügend Platz für die 14 Bewohner und Gäste.

Dem Elefantengott Ganesha wird täglich die Ehrerbietung erwiesen

Der Tag beginnt um 6.30 Uhr am Altar des Elefantengottes Ganesha. Mit dem Mantra „Om Sri Gam Ganapataye Nahama“ erweisen der Guru und seine Schüler ihm ihre Ehrerbietung. Nach einem Moment der Stille spricht jeder einen inneren Wunsch für den Tag. Es folgt eine buddhistische Andacht, dann eine christliche Tageslosung und zum Schluss ein Gebet des heiligen Franziskus vor der sogenannten Weltfriedensflamme im Foyer des Ashrams. „Aus jeder Religion suchen wir das Beste heraus“, erklärt Gronbach.

Auch der Gründer der anthroposophischen Bewegung, Rudolf Steiner, hat seinen Platz in der spirituellen Welt des ehemaligen Waldorf-Schülers Gronbach. Und selbst der Facebook-Gründer Marc Zuckerberg. Warum, wird bei der abendlichen Puja klar, einer Mischung aus Gottesdienst, Meditation und Vortrag. Gronbach klappt den Laptop neben ihm auf und startet eine Live-Übertragung. „Wir nennen uns auch Ashram 2.0, weil das Internet enorm wichtig für uns ist“, erklärt er. Wer sich weder digital noch analog mit den spirituellen Ideen des Gurus von Pech anfreunden kann, für den hat er auch ganz und gar Weltliches im Angebot: Rücken-Fit-Kurse zweimal pro Woche. Und das ganz ohne „Om“.

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