Ehemaliger Steinbruch Der Dächelsberg in Wachtberg ist jetzt ein Biotop

Wachtberg · Als Zeitzeuge zeichnet Johannes Adenäuer ein spannendes Bild von der Entstehung des Steinbruchs Dächelsberg über den Basaltabbau bis zum Biotop mit Aussichtsturm.

 Die Steinmühle am Dächelsberg

Die Steinmühle am Dächelsberg

Foto: HEimatverein Niederbachem

Mit einem Umzug vom kleinen in den großen Saal des Sankt Gereon Hauses begannen die Bachemer Gespräche Anfang Mai in Niederbachem. „Mit so vielen Besuchern hatten wir nicht gerechnet“, erklärte der Vorsitzende des einladenden Heimatvereins, Walter Töpner. Über 80 Neugierige wollten Johannes Adenäuers Diavortrag über die Geschichte des Dächelsbergs verfolgen. „Ich habe über 500 Bilder von Oberbachem und vom Dächelsberg“, berichtete der Wachtberger. Als Zeitzeuge zeichnete Adenäuer ein spannendes Bild von der Entstehung des Steinbruchs über den Basaltabbau und seine Begleiterscheinungen bis zum Biotop mit Aussichtsturm. Heute gehört das Areal als Punkt der Feuerroute zum Naturpark Rheinland.

Die Gesteinsschichten im Dächelsberg entstanden vor 25 Millionen Jahren bei Ausbrüchen eines Subvulkans, der erst Asche, später Magma ausstieß. Im Jahre 1857 hatte man erstmals beantragt, auf dem Areal einen Steinbruch einrichten zu dürfen. Nachdem die Genehmigungen vorlagen und die technischen Möglichkeiten geschaffen waren, baute man hier mit Muskelkraft, Brechstangen, Hämmern und Sprengstoff den begehrten Basalt ab.

Zweimal täglich Sirenen

Johannes Adenäuer lebt seit 1941 in Oberbachem und hat die Zeit des Steinabbaus von der Nachkriegszeit bis heute verfolgt. „Zweimal am Tag hörte man die Sirenen“, berichtete er. Sobald das akustische Signal erklang, waren Sperrungen und Mindestabstände zu berücksichtigen. An der Straße stoppte ein aufgeklapptes gelbes Schild mit der Aufschrift „Achtung Sprengung“ den Verkehr. Danach folgten die Schüsse, wie die Sprengungen genannt wurden. Aus Sicherheitsgründen gab man die gesperrten Bereiche erst nach einem erneuten Sirenensignal wieder frei. „Immer um 10 und um 13 Uhr war das angekündigt“, erinnerte sich Adenäuer. Außerdem sei das nur der Winterzeitplan gewesen. Weil man im Sommer viel länger über Tageslicht verfügte, erfolgte die Prozedur bis zu Viermal am Tag.

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen hatte sich damals ein Unfall ereignet. Ein Niederbachemer verlor ein Bein durch einen fliegenden Felsblock, weil eine Sprengung zu früh einsetzte. Aber auch heitere Geschichten schrieb die Ära Steinbruch Dächelsberg. „Als die ersten Lastwagen aufkamen, waren die völlig untermotorisiert, wenn die beladen waren“, amüsierte sich Adenäuer. Als Kinder hatten sie sich mit den Fahrrädern an die den Berg hinauf ächzenden Lastwagen gehängt, um sich mitziehen zu lassen – solange es die Polizei nicht sah. „Dann wurde es teuer“, erinnerte sich ein Besucher.

JVA-Häftlinge waren Attraktion

Auch die Häftlinge aus der Justizvollzugsanstalt Rheinbach, die als Arbeiter im Steinbruch eingesetzt waren, empfanden die damaligen Kinder und Jugendlichen als spannend. „Man hat uns gesagt, das wären böse Menschen“, erklärte der Referent. Die habe man sich natürlich ansehen wollen. Am Steinbruch angekommen, fühlten sich die Häftlinge offenbar begafft und man schnitt sich gegenseitig Grimassen.

1967 wurde der Steinbruch am Dächelsberg geschlossen. Die Feuerwehr brannte die Holzaufbauten Anfang der 1980er Jahre nieder und der Beton wurde weitgehend gesprengt. Wegen der Steinschlaggefahr sperrte man das Gebiet weiträumig ab, sodass sich viele Tier- und Pflanzenarten ansiedeln konnten. Seit 1984 steht das Areal unter Naturschutz und ist heute von einem Aussichtsturm aus zu beobachten. Informationstafeln bieten den Besuchern dieser Station der Feuerroute einen Einblick in die Geschichte des Bergs.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Kein Freibrief
Kommentar zum Streit im Wachtberger DRK Kein Freibrief