Neujahrsempfang Das "Haus Europa" steht im Mittelpunkt

RHEIN-SIEG-KREIS · Der deutsch-französische Elysée-Vertrag, das "Haus Europa", die Euro-Krise - irgendwie kamen sie immer wieder auf Europa zu sprechen, die Redner beim Neujahrsempfang von Rhein-Sieg-Kreis, Rhein-Sieg- und Bonner Rundschau am Freitag.

 Hans-Dietrich Genscher spricht beim Neujahrsempfang von Kreis und Rundschau.

Hans-Dietrich Genscher spricht beim Neujahrsempfang von Kreis und Rundschau.

Foto: Axel Vogel

Rund 250 Gäste trafen sich zum Gedankenaustausch im Atelier des Künstlers Michael Franke in Wachtberg-Gimmersdorf - darunter Bürgermeister, Vertreter von Politik, Wirtschaft, Kirche, Exekutive und Medien; als Vertreter des General-Anzeigers waren Chefredakteur Andreas Tyrock, sein Stellvertreter Andreas Mühl und Geschäftsführer Werner Hundhausen dabei. Große Beachtung fand der Auftritt von Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher, der selbst Wachtberger Bürger ist.

Der 85-Jährige, der als einer der Architekten des sprichwörtlichen "europäischen Hauses" gilt, hielt eine launige Rede, bei der er sogar europäische Geschichte und sein eigenes Wohnhaus in Zusammenhang brachte. Als dieses frisch gebaut war, empfing er dort einmal - es war die Zeit des Ost-West-Konflikts - den sowjetischen Außenminister Andrej Gromyko. "Sehr schön", befand der, schränkte aber sogleich ein: "Aber zu klein."

Genscher konterte: "Ist aber Eigentum." Und schon war das Eis gebrochen. Mit Blick auf die Gegenwart sagte Genscher: "Dieses Jahr wird für Europa ein entscheidendes." Deutschland müsse sich immer seiner Verantwortung für die Union bewusst sein. Die aktuelle Bundesregierung habe in diesem Sinne Entscheidungen getroffen, "nicht immer populär, aber zuverlässig".

Rundschau-Herausgeber Helmut Heinen unterstrich das: "Unser Land profitiert wie kaum ein anderes von der Idee der Europäischen Union." Die positive Entwicklung Deutschlands könne nur weitergehen, wenn Vertrauen in Stabilität vorhanden sei. Auch auf die Situation der Zeitungsverlage in Deutschland ging Heinen ein, auch vor dem Hintergrund der Insolvenz der Frankfurter Rundschau und der Einstellung der Financial Times Deutschland.

Heinen warnte davor, voreilig von einer Zeitungskrise zu sprechen: "47 Millionen Menschen in Deutschland lesen eine Tageszeitung, 27 Millionen nutzen das Angebot von Zeitungen im Internet - so viele haben wir noch nie erreicht."

Landrat Frithjof Kühn ergänzte: "Eine freie, unabhängige und meinungsstarke Presse, wie wir sie im Kreis und der Region haben, verdient Unterstützung." Kühn hob außerdem die Wirtschaftskraft des Kreises hervor und erneuerte seine Kritik am SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, der die im Bonn/Berlin-Gesetz festgeschriebene dauerhafte Arbeitsteilung der Bundesregierung an den Standorten Bonn und Berlin infrage gestellt hatte. "Was das Bonn/Berlin-Gesetz angeht, gilt es wachsam zu bleiben", appellierte Kühn.

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