Viel Freilauf in Niederbachem Biolandwirt hält Hühner in mobilem Stall

Niederbachem · Ein Niederbachemer Biolandwirt kann dank eines mobilen Stalls seine Hühner artgerecht halten. Das soll die Tiere zufriedener und die Eier besser machen.

 Sebastian Luhmer sammelt die Eier aus der Hühnerstall.

Sebastian Luhmer sammelt die Eier aus der Hühnerstall.

Foto: Axel Vogel

Zufrieden gackerende und nach Nahrung pickende Hühner gehörten vor einigen Generationen noch zum Straßenbild in vielen ländlichen Gemeinden. Im Wortsinne jedes Kind hatte damals schon einmal eine Henne und einen Hahn aus der Nähe gesehen.

Diese Zeiten sind auch in Niederbachem schon lange vorbei – wenigstens waren sie es bis vergangene Woche: Da konnten erstaunte Passanten rund 300 freilaufende Hühner zum ersten Mal mitten im Ort in Aktion bestaunen, genauer gesagt auf einer eingezäunten Wiese am evangelischen Gemeindezentrum: Die Hühner gehören dem ortsansässigen Landwirt Sebastian Luhmer, der sich einer biologischen Bewirtschaftung seines Hofs verschrieben hat.

Auch bei der Hühnerhaltung will Luhmer, der Anfang des Jahres den elterlichen Hof übernommen hat, mit gutem Beispiel vorangehen, sprich: die Hühner sollen möglichst artgerecht gehalten werden, was nach Ansicht den Landwirts die Tiere nicht nur zufriedener, „sondern auch die Qualität der Eier besser macht“.

Den Freilauf auf Wiesen jeder Art ermöglicht nicht nur ein tragbarer Weidezaun, sondern vor allem ein eigens angeschaffter mobiler Stall zur Legehennenhaltung, Warum der mobile Stall, von dem es bereits einige in der Region gibt, so wichtig für glückliche Hühner ist, erklärte Luhmer bei einem Ortstermin.

„Legebatterien“, in denen oft Tausende Hühner bei künstlichem Licht und in drangvoller Enge ihrer Eier legen, sind für Tier- und Naturschutzverbände immer wieder ein großes Ärgernis. All das, was Hühner lieben, nämlich herumzulaufen und nach Nahrung zu suchen, entfällt bei dieser Art der Haltung in vielen Fällen.

Moderne Technik regelt Zugang zum Legestall

Überhaupt sei es schwierig, Hühnern den entsprechenden Auslauf zu bieten, erklärt Sebastian Luhmer, „weil die eine Wiese schnell abgefressen haben“. Ein Ausweichen auf ein anderes Areal scheiterte dann oft daran, dass kein Stall in der Nähe ist, wo die Hennen Unterschlupf und Ruhe für das Legen der Eier finden können.

Genau diese Lücke schließt nun der mobile Legestall, den der 24-Jährige Luhmer im März für eine fünfstellige Summe angeschafft hat. Zu dem Zeitpunkt war die Entscheidung zur Einführung einer Hühnerhaltung auf seinem Hof bereits gefallen: Exakt 306 Tiere einer Hybridkreuzung gehören jetzt zum Tierbestand. „Dazu zählen auch insgesamt sechs Hähne“, ergänzte Luhmer.

Aus seiner Sicht ist der mobile Legestall, mit dem er nun seit Frühjahr von einer Wiese zu anderen ziehen kann, optimal für die Tiere. Etwa weil sein Federvieh im Innern den vorgeschriebenen Platz zum Sitzen auf der Stange und zum Eierlegen bekommt.

Zudem regelt moderne Technik ganz automatisch per Photovoltaikanlage auf dem Dach und Zeitschaltuhr den Zugang zum Legestall beziehungsweise den täglichen Auslauf auf die Wiese. Freilich ist trotzdem noch viel Handarbeit von Nöten, „so beim täglichen Einsammeln der Eier“, erklärt der Niederbachemer Landwirt.

Den Aufwand muss er dann auch auf den Preis umlegen: 48 Cent kostet ein Ei. Dafür bekomme der Kunde freilich ein Ei, „dessen Geschmack positiv ausfällt“, zitierte er Verbrauchermeinungen. Überhaupt findet diese Art der Tierhaltung viel Anklang im Ort, weiß Ute Luhmer, die Mutter des Landwirts, aus Gesprächen in den letzten Tagen zu berichten: „Vor allem viele ältere Bewohner fühlten sich an frühere Zeiten und ihre Kindheit erinnert.“

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