Wohnraum Bauhof soll Wohnhäusern weichen

Wachtberg · Der Hauptausschuss diskutiert die Entwicklung eines konzeptionellen Wohngebietes in Berkum. Derzeit ist dort der Bauhof angesiedelt.

 Noch hat der Bauhof am Erlenmaarweg in Berkum seinen Standort. Hier könnten Wohnungen entstehen.

Noch hat der Bauhof am Erlenmaarweg in Berkum seinen Standort. Hier könnten Wohnungen entstehen.

Foto: Axel Vogel

Es war einer der letzten Punkte auf der Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwochabend, dafür aber einer, der viel Diskussionsstoff bot. Denn auf Antrag der CDU wurde die Frage gestellt, ob sich die Wachtberger Gemeinde nicht einmal frühzeitig, sozusagen strategisch, an die Entwicklung eines größeren Wohnraumareals machen sollte – gerade in Zeiten, in denen bezahlbarer Wohnraum in der Gemeinde besonders knapp sei. Konkret geht es um das Gebiet am Erlenmaarweg in Berkum, auf dem jetzt noch der Bauhof seinen Standort hat. Ob er wirklich dort bleibt, steht noch nicht fest. Denn, so ein gemeinsamer Antrag aller Fraktionen: Die Verwaltung soll prüfen, ob der Bauhof nicht auf einem anderen Areal unterkommen könnte. Und darüber hinaus schauen, ob er auch künftig seine heutigen Aufgaben wahrnimmt. Außerdem solle seine Organisationsstruktur auf den Prüfstand. Der CDU-Antrag ergänzte also quasi den Vorschlag sämtlicher Parteien. Wie Beigeordneter Swen Christian erklärte, hat die Verwaltung sich dazu bereits erste Anregungen aus den Nachbarkommunen geholt, vor allem aus Rheinbach.

Die Ausgangslage für die Entwicklung eines solchen Wohnbauprojektes ist günstig, wie CDU-Fraktionsvorsitzender Franz Jäger in seinem Antrag ausgeführt hatte: „Der Rat hat mit dem im Jahr 2013 verabschiedeten Flächennutzungsplan (FNP) die Entwicklungsrichtung in Wachtberg vorgegeben.“ Eine bedeutsame Erweiterung der Wohnbebauung in den Siedlungsschwerpunkten Villip und Berkum sowie vereinzelte Möglichkeiten in anderen Ortschaften seien vorgegeben. Aus Sicht von Jäger bietet sich vor allem der Standort Berkum an: „Im Bereich Frauenhoferstraße/Erlemaarweg weise der FNP auf dem Standort des Bauhofes „eine Mischfläche aus“. Die CDU will nun prüfen lassen, „ob mit der Verlegung des Bauhofes die Mischfläche planerisch eventuell in einen Wohnfläche umgewandelt werden kann.“ Ferner sei zu prüfen, ob die Vermarktung der Grundstücke nicht in Eigenregie durch die Gemeinde erfolgen könne. Jäger plädiert für „eine Konzeptvergabe, bei der kommunale Grundstücke im Rahmen von wettbewerblichen Verfahren nach der Qualität des Nutzungskonzeptes und unter Berücksichtigung des Erfüllungsgrades der von der Gemeinde vorgegebenen Kriterien zur Verfügung gestellt werden“. Der große Vorteil für die Gemeinde wäre, so Jäger weiter, dass sie so bestimmte Kriterien wie eine Quote geförderter Wohnungen, integrative- und Mehrgenerationen-Wohnformen vorgeben könnte. Jägers Kollege Hartmut Beckschäfer unterstrich in der Sitzung auch, „dass der Bedarf da ist und es Sinn macht, jetzt eine konkrete Baufläche zu benennen. Vor allem im Geschosswohnungsbau.“ Ganz bei der CDU war in dem Fall Ratsherr Christian Feddern, der für Unser Wachtberg im Hauptausschuss sitzt. Feddern findet den Vorschlag mit Blick auf die Nähe zum Einkaufszentrum und die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel „klasse“. Auch Oliver Henkel hält das Projekt im Prinzip für interessant, er schränkt aber ein: „Schade, dass dieser Vorschlag nur auf eine Fläche beschränkt ist.“ Vor allem Kollege Hans Otto Schacknies von der SPD hält das CDU-Projekt für „zu kurz gesprungen“. Er fordert, „sich den gesamten FNP anzuschauen“ und den Erlenmaarweg in „eine übergreifende Betrachtung zu integrieren“. Ansonsten würde man genauso unkoordiniert verfahren wie beim Bau der Kunstrasenplätze: „Da hatte dann der eine Ort einen neuen Platz bekommen, und schon schrie der Nachbarort auf.“ Außerdem verwies Schacknies darauf, dass die SPD bereits vor zweieinhalb Jahren einen ähnlichen Antrag gestellt habe, „der aber nicht bearbeitet wurde“ .

Wohnraum für Familien und Studenten fehlt

Joachim Mittweg von der UWG will bei dem Projekt auf die Bremse treten und erst das Bauhofkonzept umsetzen, „das andere halte ich für verfrüht“. Recht bekam er von FDP-Frau Helga Frohberg: „Wir wissen ja noch gar nicht, ob der Bauhof einen neuen Standort bekommt.“ CDU-Ausschussmitglied Ulf Hausmanns erinnerte daran, dass gerade der Bedarf an kleinteiligem Wohnraum in Wachtberg nicht abgedeckt sei und man jetzt endlich einmal „für junge Familien, Studenten und Flüchtlinge mit einer Residenzauflage tätig werden kann“. Beigeordneter Swen Christian riet auch die Eignung eines solchen Neubaugebietes wie am Erlenmaarweg genau zu prüfen, insbesondere mit Blick auf die Starkregengefährdungen. Dabei ergänzte Bürgermeisterin Renate Offergeld, dass die gerade vorgestellten Starkregengefahrenkarten für das Gemeindegebiet ganz neue Möglichkeiten eröffneten (der General-Anzeiger berichtete). Nach einer Sitzungsunterbrechung wurde abgestimmt: Der SPD-Antrag, den FNP bei einer Ausweisung zukünftiger Bauflächen einzubeziehen, wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Dagegen bekam der CDU-Prüfauftrag an die Verwaltung mit neun zu sieben Stimmen die Mehrheit. Henkel hatte sich enthalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort