Frühere und heutige Pfadfinder erzählen Bachemer Gespräche drehen sich um Pfadfinder

Wachtberg-Niederbachem · Erhard Schoppert und Reiner Kraetsch erzählten bei den "Bachemer Gesprächen" von alten Zeiten und bleibenden Erinnerungen, während Mitglieder des Wachtberger Pfadfinderstamms "Kleiner Bär" von den aktuellen Aktionen der Pfadfinder berichteten.

 Bachemer Gespräch bei Heimatverein Niederbachem zum Thema "Jugendfahrten - einst und jetzt", Vorsitzender Töpner (M) empfängt Reiner Kraetsch (l) und Mitglieder des Pfadfinderstamms Kleiner Bär vom christlichen Pfadfinderbund Saar

Bachemer Gespräch bei Heimatverein Niederbachem zum Thema "Jugendfahrten - einst und jetzt", Vorsitzender Töpner (M) empfängt Reiner Kraetsch (l) und Mitglieder des Pfadfinderstamms Kleiner Bär vom christlichen Pfadfinderbund Saar

Foto: Axel Vogel

Wenn Pfadfinder zu einer Wanderung aufbrechen, sprechen sie oft davon, „auf Fahrt“ zu gehen. Diese Tradition stammt aus der Zeit der Jugendbewegung, die in einer Zeit der Strenge und Disziplin romantische Ideale wie Freiheit, Frieden, Offenheit und Toleranz anstrebte. Welche dieser Werte sind bis heute erhalten geblieben? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Heimatverein Niederbachem im Rahmen seiner „Bachemer Gespräche“.

Erhard Schoppert und Reiner Kraetsch erzählten von alten Zeiten und bleibenden Erinnerungen, während Mitglieder des Wachtberger Pfadfinderstamms Kleiner Bär von den aktuellen Aktionen der Pfadfinder berichteten. Moderator Walter Töpner, Vorsitzender des Heimatvereins, hat selbst an Jugendfahrten teilgenommen und entlockte den Gästen viele Anekdoten.

Reiner Kraetsch trat 1953 einer kleinen Gruppe der Schwäbischen Jungenschaft bei, die die traditionellen Werte der Jugendbewegung vertrat. Die regelmäßigen Ausflüge mit Gitarre und Kompass im Gepäck, bei denen nach Lust und Laune Musik gemacht und gecampt wurde, sollten ihn viele Jahre begleiten. Regelmäßig trampte und wanderte die Gruppe zur Ruine der Burg Waldeck im Hunsrück, ein Gelände, das von vielen Jugendgruppen genutzt wird. Der Ort wurde für Kraetsch schnell zu einer zweiten Heimat.

1953 in Griechenland

Im Sommer 1953 machte man sich auf den Weg nach Griechenland – ausgestattet mit Lederhosen und „Affen“, eine mit Stoff oder Fell bespannte Rucksackart. Kraetsch war besonders davon beeindruckt, dass die Einheimischen den deutschen Jugendlichen trotz des kaum überwundenen Elends des Zweiten Weltkriegs mit größter Herzlichkeit und Gastfreundschaft begegnete.

„Solche Reisen schweißten die Gruppe für das ganze Leben zusammen.“ Noch heute engagiert sich Kraetsch für die Burg Waldeck und hat den Spaß am Wandern nie verloren.

Das Fernweh verleitete Erhard Schoppert im Jahr 1958 dazu, in die deutsch-katholische Pfadfinderschaft Sankt Georg einzutreten. Die Jungen trugen bei ihren Wanderungen nicht nur Schweizer Messer, Kompass und Mundharmonika, sondern auch die „Lilie“ der Pfadfinder stets bei sich. Traditionell schliefen sie in Zelten ohne Boden, „Kohten“ genannt. Schoppert wusste aber – vor allem bei Regen – auch Jugendherbergen zu schätzen: „Das Kohtenleben ist ein hartes Leben.“

Von Siegburg bis Istanbul

Im Alter von 17 Jahren beschloss er, mit einem Freund von Siegburg bis nach Istanbul zu trampen. Gerne erinnert er sich an unvergessliche Momente dieser Reise. Als sie nach einem abenteuerlichen Weg ihr Ziel, die Türkei, erreicht hatten, kamen sie in Bad Godesbergs Partnerstadt Yalova unter. Ein Empfehlungsschreiben von Bürgermeister Franz Linz brachte ihnen Sympathie bei Rahmi Üstel, dem damaligen Bürgermeister von Yalova, ein, sodass sie sich um eine Unterkunft keine Sorgen mehr machen mussten.

Auf der Rückreise durch Bulgarien trafen die beiden auf andere Tramper, von denen einer „wie Jesus höchstpersönlich“ ausgesehen habe. Als die Männer am Abend durch ein Dorf gingen, begegnete ihnen eine alte Frau, die sich beim Anblick der Gruppe bekreuzigte und dem bärtigen Mitreisenden ein Brot reichte, das er mit seinen „Jüngern“ teilen sollte. Das ist nur eine von vielen Geschichten, die Schoppert zu erzählen hatte. Ein erster Zeitungsartikel über ein Erlebnis dieser Reise war der Beginn einer langen Karriere als Journalist.

Was von dem Gefühl der Jugendbewegung geblieben ist, beantworteten junge Mitglieder des Pfadfinderstamms „Kleiner Bär“ in Wachtberg, der zum Christlichen Pfadfinderbund Saar gehört. Paul Groschinski berichtete über die vielfältigen Aktivitäten der Jugendgruppe. Der Pfadfinderstamm hat 45 Mitglieder ab acht Jahren beiderlei Geschlechts. Einmal pro Woche finden Gruppenstunden mit Geländespielen, Musik, Gesang und Fahrtenplanung statt, ganz so, wie es früher schon gemacht wurde. Auch die technischen Grundfertigkeiten der Pfadfinder erlernen die Jugendlichen im Verein.

Smartphones sind verboten

Die Mitglieder des Pfadfinderbunds Saar gehen nicht nur wandern, sondern segeln und fahren Kanu. Meistens bleibt es aber bei den klassischen Wanderungen, wobei der Pfadfinderstamm „Kleiner Bär“ entweder im Freien oder in Kohten übernachtet. Smartphones sind dabei verboten, und das Essen für die Gruppe wird auf offenem Feuer oder mit einem Gaskocher zubereitet. Oft kommen Instrumente im Gepäck mit, damit bei den Wanderungen Musik gemacht werden kann. Groschinski nahm zum Abschluss die Gitarre in die Hand und verleitete die Zuhörer dazu, bei typischen Fahrtenliedern mitzusingen und in Erinnerungen zu schwelgen.

Die Referenten waren sich am Ende des Gesprächs beim Heimatverein einig: Von der damaligen Bewegung sei in den Herzen der heutigen Pfadfinder vieles erhalten geblieben. Es sei die gleiche romantische Einstellung, die gleichen Ideale, die die Jugendlichen auf ihren Wanderungen vorantrieben. „Die Staffelübergabe von der früheren zur heutigen Generation hat funktioniert. Die Angebote haben sich geändert, und das ist auch gut so“, schloss Walter Töpner.

Mehr Infos zum Pfadfinderstamm „Kleiner Bär“ bei Benjamin Groschinki unter 01 57/39 41 18 30 oder nach einer E-Mail an nutoka@cpsaar.de.

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