Flüchtlingssituation in Wachtberg Asylsuchende reisen immer öfter freiwillig aus

Wachtberg · Was die Flüchtlingsarbeit angeht, ist Wachtberg gut aufgestellt. Das ging am Donnerstag aus der Sitzung des Ausschusses für Demografie, Soziales, Kultur und Sport hervor. Allerdings gab es über den ein oder anderen Punkt noch Redebedarf.

 In der alten Schule in Berkum, wo Flüchtlinge untergebracht sind, will die VHS Räume einrichten

In der alten Schule in Berkum, wo Flüchtlinge untergebracht sind, will die VHS Räume einrichten

Foto: Axel Vogel

Nicole Loheider, Abteilungsleiterin der Ausländerbehörde des Rhein-Sieg-Kreises, klärte die Fraktionen zu Beginn der Sitzung über die Probleme bei der Verteilung von Flüchtlingen auf. Derzeit würden 357 Asylsuchende in Wachtberg leben, die im Leistungsbezug stehen. Darüber hinaus seien 37 Flüchtlinge anerkannt und 20 weitere abgeschoben worden. „Die Zahlen sind jedoch meistens nicht exakt“, fügte sie hinzu. Eine Abschiebung von Asylsuchenden, die kein Anrecht auf Bleiberecht haben, sei zumeist ein sehr schwieriges Unterfangen. Deshalb sei sie umso erleichterter, dass immer mehr Betroffene überzeugt werden könnten, freiwillig auszureisen. „In Wachtberg haben sich bislang zehn Menschen dafür entschieden. Leider mussten wir heute aber auch wieder einen Wachtberger Asylsuchenden in Abschiebehaft nach Düren schicken“, berichtete Loheider. Bis Mitte Mai seien immerhin keine weiteren Zuweisungen von Flüchtlingen an die Gemeinde Wachtberg geplant.

Unterbringung von Flüchtlingen unproblematisch

Allerdings gebe es laut der Verwaltung derzeit auch keinerlei Probleme, was die Unterbringung von Flüchtlingen angehe. Aktuell seien Optionen für weitere hundert Menschen vorhanden. Insofern würden zunächst keine Wohnhäuser zusätzlich angemietet. Jürgen Kleikamp (CDU) wollte daraufhin wissen, weshalb das ehemalige Hotel „Wiesenau“ in Pech bis Mai umgebaut werden soll. „Scheinbar haben wir doch ausreichend Plätze für Flüchtlinge“, führte er an. Alfons Engels, Fachbereichsleiter der Gemeinde, wies darauf hin, dass dieses Projekt bereits vor längerer Zeit beschlossen worden sei. „Außerdem können wir derzeit keine Prognosen abgeben, wie viele Flüchtlinge noch kommen werden“, sagte er.

Auch in der Alten Schule in Berkum finden derzeit Umbauarbeiten statt. In den Kellerräumen soll ein Unterrichtsraum für Sprachkurse entstehen. Währenddessen wird die Alte Schule in Ließem renoviert. Ende Mai sollen die Arbeiten dort beendet sein. Hier sollen später einmal zehn Menschen untergebracht werden.

Ursula Schöpf (UWG) hält wenig von dem Plan der Gemeinde. Sie ist der Meinung, dass weitere Flüchtlinge nicht in der Alten Schule in Ließem, sondern in der Alten Schule in Berkum untergebracht werden sollten. „In Berkum ist die Infrastruktur einfach besser“, argumentierte sie.

Großes Engagement bei Flüchtlingsarbeit

Ein weiterer großer Punkt im Ausschuss war die Zusammenarbeit der Gemeinde mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Ökumenischen Arbeitskreis Wachtberg. Michael Bau vom Ortsverein des DRK Wachtberg ist bislang sehr zufrieden. „Alle Asylsuchenden sind registriert. Vor Kurzem haben wir außerdem eine Befragung durchgeführt, bei der jeder anerkannte Flüchtling seine Qualifikationen angeben konnte, damit wir einen Berufseinstieg oder Praktika vermitteln können.“

Andrea Walter vom Ökumenischen Arbeitskreis Wachtberg hob zudem das vielfältige Programm für Flüchtlinge hervor. „Wir planen zurzeit ein Ferienprogramm. Wir wollen mit den Flüchtlingskindern zum Beispiel Zelten gehen oder den Kölner Zoo besuchen.“ Kurt Zimmermann, ebenfalls vom Ökumenischen Arbeitskreis, arbeitet außerdem an einem Willkommenspaket, das eine Hausordnung der jeweiligen Unterkunft, Bildwörterbücher und eine Übersicht über Freizeitangebote und Sprachkurse beinhalten soll. Jutta Danylow (SPD) wünschte sich für die Zukunft jedoch noch mehr Angebote im musischen Bereich. „Wir könnten zum Beispiel das Orchester mit einbinden“, schlug sie vor. Außerdem forderte sie noch mehr Sprachkurse speziell für Kinder.

Gesundheitskarte bleibt leidiges Thema

Ein Problem stellt nach wie vor die Einführung einer Gesundheitskarte für Asylsuchende dar. Jürgen Kleikamp (CDU) forderte diese vehement ein. „Selbst Köln hat mittlerweile eine Gesundheitskarte eingeführt. Und wir schaffen es nicht“, ermahnte er die Gemeinde während des Ausschusses. Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD) sprach von einem „leidigen Thema“. Es sei eine Arbeitsgruppe der drei Kommunen Bornheim, Troisdorf, Hennef sowie des Rhein-Sieg-Kreises eingerichtet worden. „Allerdings weiß ich nicht, wie lange es braucht, bis die Gesundheitskarte endlich kommt“, sagte sie.

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