Reaktion auf Juni-Starkregen Alte Gräben gegen neue Flut

Wachtberg · Rund ein Dreivierteljahr liegen die verheerenden Überflutungsschäden vom 4. Juni zurück, und gerade mit Blick auf die ab Frühjahr wieder einsetzende Unwetterzeit stellt sich die Frage: Was hat sich seitdem auf Gemeindeebene vor allem unter dem Aspekt der Prävention getan?

 In den Fokus nimmt die Gemeinde das alte Grabensystem zwischen Fritzdorf (hinten) und Arzdorf.

In den Fokus nimmt die Gemeinde das alte Grabensystem zwischen Fritzdorf (hinten) und Arzdorf.

Foto: Axel Vogel

So viel vorab: Es tut sich einiges zwischen Fritzdorf und Pech in Sachen Optimierung der Gewässer wie auch bei einer verbesserten Warnung und Information der Anrainer. Ein wichtiger Punkt auf der To-Do-Liste, über die Wachtbergs Beigeordneter Jörg Ostermann in der Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Bau informierte, ist ein altes Grabensystem bei Fritzdorf und Adendorf. Dessen Reaktivierung sowie die Dimensionierung und Standsicherheit der Durchlässe hatten die Vorsitzenden der jeweiligen Ortsvertretungen in den beiden Ortslagen, Jörg Schmidt und Joachim Heinrich, bereits kurz nach dem 4. Juni zur Diskussion gestellt. Hintergrund: Im Bereich Fritzdorf und Arzdorf hatte es 2016 besonders schlimme Starkregenfälle und Überflutungen gegeben.

Schmidts und Heinrichs Überlegungen sehen so aus: Wenn es gelänge, die vorhandenen Gräben wieder zu nutzen, könnten Starkregenfluten zwar nicht abgefangen, wohl aber ein Stück weit verringert und kontrollierter abgeführt werden. Ursprünglich stammt das Grabensystem laut Ostermann aus den 1980er Jahren. Es sollte Niederschlagswasser in zwei Bögen um Fritzdorf herum in Richtung Swist und Arzdorfer Bach ableiten. Nun könnte eine Reaktivierung anstehen: „Das Grabensystem südlich der Ortslage Fritzdorf wurde bis zur Einleitung in den Godesberger Bach am nördlichen Ende der Ortschaft Arzdorf aufgemessen und hydraulisch nachgewiesen“, heißt es dazu in der Verwaltungsvorlage für den Bauausschuss.

Auf der Grundlage dieses Nachweises sollen Verbesserungen insbesondere bei nicht leistungsfähigen Durchlässen durchgeführt werden. Konkret geht es um die Durchlässe an der L 123 und der L 267, für die wiederum Straßen NRW zuständig ist. Die entsprechenden Ergebnisse hat die Gemeinde an die Straßen-NRW-Niederlassung in Euskirchen zur weiteren Bearbeitung weitergeleitet.

Auch die Gemeinde will handeln, ist in der Verwaltungsvorlage weiter zu lesen: „Das Grabensystem im Bereich der Ortslage Fritzdorf wird im Rahmen von Investitionen der Gemeindewerke in den Jahren 2017 und 2018 ertüchtigt.“ Das Arzdorfer Gebiet steht noch an einer weiteren Stelle im Fokus. Konkret geht es um eine 1,2 Hektar große landwirtschaftliche Fläche, welche seit Ende vergangenen Jahres im Besitz der Gemeinde ist.

Auf einer Länge von 325 Metern fließt hier der Arzdorfer Bach in Halbschalen aus Beton, so Beigeordneter Ostermann, die man nun zu einem „mäandrierenden Gewässerverlauf“ umgestalten wolle. Nachdem bereits ein entsprechender Planungsauftrag erteilt wurde und es Gespräche mit der Unteren Wasserbehörde sowie der Unteren Naturschutzbehörde gegeben hat, plant die Gemeinde Ende des Jahres einen Baubeginn. Dabei soll das Renaturierungsprojekt auch mit Landesmitteln gefördert werden.

Eine ungeahnte Großbaustelle hatte sich nach dem Unwetter im vergangenen Jahr am Godesberger Bach aufgetan. Vor dem 4. Juni bestand nämlich die Annahme, dass dieses Gewässer „halbwegs sicher ist“, so Beigeordneter Jörg Ostermann: „Doch das war ein Trugschluss.“ Darum habe die Kölner Bezirksregierung den Godesberger Bach nach dem Unwetter im vergangenen Jahr zu einem „Risikogewässer erklärt“. Mit der Folge, dass von der Regierungspräsidentin der Auftrag für die Erstellung von Hochwassergefahren- und -risikokarten, die vor allem Anrainern wichtige Warnhinweise geben, für den gesamten Gewässerverlauf erteilt wurde.

Laut Gemeinde haben die Vermessungsarbeiten bereits begonnen. Verläuft alles nach Plan, soll das Projekt Ende des Jahres abgeschlossen sein. Was den Gewässerunterhaltungsplan für dieses Jahr angeht, sind Aufwendungen in Höhe von 135 000 Euro vorgesehen. Allein 50 000 Euro sollen für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ausgegeben werden, wobei die Gemeinde auf eine Landesförderung in Höhe von 40.000 Euro hofft.

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