Wachtberger Originale „Kunstgärtnerin“ von Gimmersdorf

Gimmersdorf · In der Ließemer Straße liegt ein Garten, den viele kunstinteressierte Wachtberger schon besucht haben dürften: Hier lädt Gudrun Rosenberg seit 2006 alljährlich zu einer Ausstellung in spätsommerlicher Atmosphäre ein.

 Offener Kopf, ausdrucksstarke Hände: Gudrun Rosenberg mit typischen Beispielen ihrer Tonplastiken.

Offener Kopf, ausdrucksstarke Hände: Gudrun Rosenberg mit typischen Beispielen ihrer Tonplastiken.

Foto: Alexander Barth

Die 73-jährige Künstlerin lebt dort, seit sie 1972 mit ihrem Mann und zwei Söhnen aus Bonn zuzog – eine Bereicherung für Gimmersdorf, denn die gelernte Kauffrau übernahm gemeinsam mit ihrer Freundin Christa Schaefer den einzigen Gemischtwarenladen im Ort und hielt diesen noch fünf weitere Jahre am Leben. In diesem Beruf hätte sie später nicht noch einmal arbeiten wollen, als sozialer Treffpunkt sei der Laden aber eine gute Institution gewesen, sagt sie rückblickend.

Aus ihrer Ausbildung hat sie die Gestaltung von Werbeplakaten in guter Erinnerung, sie habe „immer wahnsinnig gern gemalt, als Kind aber nicht mehr als andere auch“, meint sie. 14 Jahre lang brachte Rosenberg sich bei der Gestaltung der Festwagen des Karnevalvereins Grün-Gold-Gimmersdorf ein, dessen Damengruppe, die „Lindenblüten“, sie mitbegründete und der bis heute fortbesteht.

Mit Plastik oder Skulptur habe sie lange nichts zu tun gehabt, erinnert sie sich: „Töpferei habe ich in die Blumentopf-Gartenschnecken-Ecke geschoben.“ Als sie jedoch 1990 begann, Aktmalkurse zu nehmen, habe ihre Lehrerin sie zur Arbeit mit Ton motiviert: „Sie sah meine Zeichnungen und sagte: Das müssen Sie dreidimensional umsetzen.“ Das Ergebnis, ein unterarmgroßer Frauenakt aus Ton, hat als erste Rosenbergsche Plastik einen Ehrenplatz im Regal.

"Meterweise Kunstbücher"

Im Laufe diverser Keramikkurse gelangte sie über die Jahre zu dem Stil, für den sie heute bekannt ist. Auf die persönliche Note legt sie großen Wert: „Ich will nicht das Gleiche machen wie alle anderen.“

Die Einrichtung ihres Hauses, in dem sie „meterweise Kunstbücher“ hortet, gewährt Besuchern einen Einblick in ihr Repertoire, eigene Werke zieren jeden Raum. Als wichtige Inspirationsquelle nennt sie Auguste Rodin. Auch Tiere faszinieren mich“, erzählt sie und stellt eine Figurengruppe aus Mischwesen vor, die den Gemeinderat darstellen.

Hier offenbart sich Rosenbergs Beobachtungsgabe, Tierkopf und Körperhaltung bringen prägnant verschiedene Charaktertypen zum Ausdruck. „Im Grunde sind das Karikaturen, aber ich glaube, das hat niemand persönlich genommen“, sagt sie verschmitzt. Ihren Rohstoff bezieht sie aus der traditionellen Töpfergemeinde Adendorf: „Da bekommt man immer noch sehr guten Ton“, lautet ihre Erfahrung.

Mit Verkäufen könne sie zwar Investitionen wie den eigenen Brennofen refinanzieren, habe jedoch nie von ihrer Kunst leben müssen – deshalb seien die Objekte lange zu Hause geblieben, bis sie 1999 zusammen mit Freunden die erste eigene Ausstellung im Dorfsaal wagte. „Das Haus war irgendwann voll, und wenn man sich lange genug anschaut, was andere gemacht haben, sinkt irgendwann die Schamgrenze“, sagt sie lachend.

Kunstveranstaltungen als Brücken zwischen Alt- und Neubürgern

Für künstlerischen Narzissmus hat sie aber nichts übrig: Führungen, bei denen Leute nur sich selbst darstellen, empfindet sie als Zumutung. Sie betrachtet sich selbst als Amateurin, ihr Wahlspruch ist ein Zitat von Theodor Heuss, den sie im Deutschen Museum entdeckt hat: „Ich bin für mein Leben Dilettant, würde es aber sehr krumm nehmen, wollte mir jemand nachweisen, dass mein Tun zu nichts tauge.“

Nicht nur visuelle Kunst genießt Rosenberg am liebsten in Gesellschaft, seit 2002 verbringt sie an jedem zweiten Dienstag im Monat einen musikalischen Abend im Köllenhof: „Jazz ist mein Laster“, verrät sie augenzwinkernd. Die Clique sei inzwischen auf rund 80 Freunde und Bekannte angewachsen, die Musik erlebe sie als „zeitlos und entspannend, besonders zu einem Glas Rotwein“, schwärmt sie.

Kunstveranstaltungen könnten auch Brücken bauen zwischen Alt- und Neubürgern, glaubt die leidenschaftliche Gastgeberin. Auf die nächsten Wachtberger Kulturwochen freut sie sich jetzt schon: „Es ist unglaublich, was für ein kreatives Potenzial in der Gemeinde steckt.“

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