Zukunft des DRK Wachtberg „Es fehlte eine Führungsstruktur“

Wachtberg · Das Deutsche Rote Kreuz Wachtberg verlor sich zuletzt in Streitereien. Der DRK-Kreisverband musste einen kommissarischen Vorstand einsetzen. Wirtschaftlich ist es in der Vergangenheit drunter und drüber gegangen.

 Wollen das Wachtbeger DRK wieder auf gesunde Füße stellen: vl. Christoph Fiévet, Frank Malotiki, Ingos Stiener auf der Wache in Villip:

Wollen das Wachtbeger DRK wieder auf gesunde Füße stellen: vl. Christoph Fiévet, Frank Malotiki, Ingos Stiener auf der Wache in Villip:

Foto: Axel Vogel

Herr Malotki, dass Sie hier mit am Tisch sitzen, verheißt nichts Gutes über den Zustand des DRK.

Frank Malotki: Es war in der Tat so, dass der Kreisverband Ende letzten Jahres besorgniserregende Meldungen über Rücktritte aus dem Vorstand des Wachtberger DRK bekommen hatte. Wir als DRK Kreisverband Rhein-Sieg pflegen zwar eine föderale Organisation unserer 17 DRK-Ortsvereine im Kreis. Trotzdem hat der Kreisverband qua Satzung eine Aufsichtspflicht, darum haben wir auch nachgefragt.

Und was war los?

Malotki: Es gab eine Reihe von Baustellen, die letztendlich den Vorstand lähmten und zu den Rücktritten geführt hatten. Ein großes Problem war das wirtschaftliche Drunter und Drüber in dem Ortsverein: Das war chaotisch. Betroffen war die Buchhaltung zwischen den Jahren 2013 und 2015, hier fehlten zahlreiche Belege. Aber lassen Sie mich das sofort klarstellen: Die Belege waren nicht weg, sondern sie wurden alle wieder gefunden. Beispielsweise lagen Tankquittungen vergessen in Fahrzeugen. Oder Aufwandsentschädigungen waren nicht gezahlt worden, weil die Überweisungen liegengeblieben waren. So etwas schaffte natürlich Unzufriedenheit.

Müssen Sie sich als Kreisverband nicht vorwerfen lassen, zu spät eingeschritten zu sein?

Malotki: Grundsätzlich ist es so, dass alle DRK Ortsvereine erst alle drei Jahre ihre Gemeinnützigkeit neu erklären müssen. In Wachtberg hätte das bis vergangenes Jahr Zeit gehabt. Aber lassen Sie mich klar sagen: Auch wir als Kreisverband haben in diesem Fall jede Menge dazugelernt.

Wie haben Sie reagiert?

Malotki: Wir haben sofort unseren zuständigen Landesverband eingeschaltet und sind mit einem Revisor nach Wachtberg gefahren. Es wurde auch eine Mängelliste mit 187 Maßnahmen ausgearbeitet, von denen bereits 140 abgearbeitet wurden oder in der Mache sind. Daran sehen Sie: Wir sind nach der Phase einer sehr intensiven Kooperation auf einem guten Weg.

Zuvor aber musste der Kreisverband nochmals massiv eingreifen.

Malotki: Ja, leider, nachdem im Sommer vergangenen Jahres kein neuer Vorstand beim Siegburger und Bonner Amtsgericht eingetragen werden konnte. Daher sahen wir uns zu einer kommissarischen Beauftragung gezwungen, einer Maßnahme, zu der es bei uns im Kreisverband zuvor noch nie gekommen ist. Nun muss der kommissarische Vorstand in Person von Christos Chatzikalfas (Vorsitzender), Christoph Fiévet (Stellvertreter), Ingo Steiner (Schatzmeister) und Bernd Zimmermann (Bereitschaftsleiter) auf einer Mitgliederversammlung Ende des Jahres bestätigt werden.

Wie konnte es dazu kommen?

Malotki: Das Wachtberger DRK ist von den vielen Aufgaben schlicht überrannt worden.

Ingo Steiner: Es war in der Tat so, dass die Leistungsfähigkeit des DRK von der Gemeinde, die selbst unter Druck stand, aufgesogen worden war wie ein Schwamm. So wuchsen die Strukturen stark an. Wir generieren mittlerweile rund 500 000 Euro Umsatz pro Jahr. Und die Erfahrung lehrt: Wenn Strukturen wachsen, bleiben Dinge oft liegen, die keinen Spaß machen, und das war nun mal die Buchhaltung.

Viele sollen mit der Ausrichtung der Organisation auf die Flüchtlingshilfe unzufrieden gewesen sein.

Steiner: Als ich im vergangenen Sommer gebeten wurde, beim Wachtberger DRK mitzuarbeiten, gab es hier ein ausgeprägtes Gegeneinander vieler Gruppen. Darunter waren nicht nur Helfer, die ein Miteinander mit dem Kreisverband ablehnten, sondern es gab etwa auch die „Blaulichtfraktion“, deren Ding allein Einsatzfahrten waren. Und natürlich auch solche, für die Flüchtlingsarbeit zunächst neu und daher fremd erschien. Aber ich glaube, insgesamt ist hier in der Vergangenheit die wichtige Aufgabe auf der Strecke geblieben, alle Mitarbeiter mitzunehmen und vor allem zu führen. Es wurde nur reagiert und nicht agiert. Das Reden übereinander und nicht miteinander ist auch einer der zentralen Punkte, die wir angehen und ändern werden.

Christoph Fiévet: Was fehlte, war eine Führungsstruktur, um einen Interessenausgleich zwischen den einzelnen Aufgabenbereichen wie etwa Rettungsdienst und Flüchtlingshilfe zu schaffen.

Wird sich denn jetzt etwas an der Führung ändern?

Steiner: Sehr viel, wir haben bereits eine neue Führungsstruktur erarbeitet. Bei der wird es vor allem darum gehen, Verwaltung und Operatives zu trennen. Denn genau das operative Geschäft hat das DRK ja bislang super erledigt.

Fievet: In der Tat hat gerade die Öffentlichkeit die Arbeit des DRK als sehr positiv wahrgenommen. Daher wollen wir als Vorstand jetzt intern ein kritisches Auge auf Strukturen und Abläufe richten, sozusagen das operative Geschäft entlasten. Darum wurde auch jemand wie ich, der von außen kommt, gebeten, mitzumachen Zwar bringe ich als stellvertretender Vorsitzender des Ausschuss für Rettungswesen und Katastrophenschutz im Siegburger Kreistag inhaltlich einiges an Fachwissen mit, gehöre aber eben nicht zur bisherigen DRK-Organisation. Daher kann ich Dinge zukünftig ohne Scheuklappen analysieren.

Wie geht es jetzt weiter?

Malotki: Wir sind in der finalen Phase der Aufarbeitung der Krise und auch in Sachen Buch- und Betriebsführung wieder auf einem guten Weg. Auf der Mitgliederversammlung, die für Dezember geplant ist, sollen der neue Vorstand und der eingeschlagene Weg, der meines Erachtens sehr hoffnungsvoll ist, abgesegnet werden.

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