Auszeichnung für Comedian Bernhard Hoecker Von Haus aus neugierig

Swisttal-Morenhoven · Der Bonner Comedian Bernhard Hoëcker ist im Kreaforum mit der 29. Morenhovener Lupe ausgezeichnet worden. Er präsentierte sein Programm "So liegen Sie richtig falsch".

Eigentlich, tja eigentlich wollte Bernhard Hoëcker mit dem Publikum im ausverkauften Morenhovener Kreaforum eine kleine Online-Umfrage starten. Und es haben ja auch alle mitgemacht: alle vier, die im Saal ein Netz finden konnten. Dem Abend an sich und der Verleihung der 29. Morenhovener Lupe an den Bonner Comedian hat das allerdings keinen Abbruch getan: Seine Spontanität, die Dinge zu nehmen, wie sie gerade sind und vor allem so, dass alle ihren Spaß daran haben können, war auch einer der Gründe, weshalb die Jury von KuSS (Kunst und Kultur im Swisttal) eben ihn ausgewählt hat.

Und überhaupt: Wer sein Soloprogramm mit dem launigen Titel „So liegen Sie richtig falsch“ überschreibt, wird mit so etwas spielend fertig. Unsere Kulturgeschichte steckt so oder so voller Irrtümer. Das wurde dem von Haus aus neugierigen sowie überzeugten und selbstredend gut katholischen Wahlrheinländer schon klar, als er sich fragte, wozu in aller Welt es fünf heilige Lanzen braucht, wo all die Nägel vom Kreuz herkommen und warum die Idee mit den Kontaktreliquien letztlich ein ziemlich cleverer Schachzug war.

Oder warum wir uns heute unter den Walküren doch ziemlich voluminöse Figuren vorstellen – während es sich doch im Original um elfenhafte Wesen handelte, die die Gefallenen vom Schlachtfeld aus auf direktem Wege nach Walhalla geleiteten. Die Antwort: Richard Wagner war schuld – genauer gesagt, die Damen, die für seinen Ring-Zyklus gecastet wurden (und werden).

Der Abend mit Bernhard Hoëcker dauert gar nicht lange, um hier und da etwas klüger zu sein als zuvor. Aber vor allem beeindruckt, wie leicht und locker das wirkt. Was ihm wiederum die Freiheit und den Raum gibt, seine Zuschauer aktiv mit einzubeziehen. Kein Abend dieses Programms dürfte also wie der andere sein. Und dieser ohnehin nicht. Zumal Morenhoven für den Bonner Bernhard Hoëcker gar kein Neuland ist. 1994 stand er schon einmal auf der Bühne des damaligen Krea-Theaters: zusammen mit den Freunden Bastian Pastewka, Keirut Wenzel und Oliver Bröker – alias „The Comedy Crocodiles“. Und das ist den Initiatoren der Morenhovener Kabarett-Tage offenbar in bester Erinnerung geblieben. Das beruht nunmehr auf Gegenseitigkeit: mit Blick „auf den erlauchten Kreis – den Hochadel der Kleinkunst, in den ich nun aufgenommen bin“, wie Hoëcker seinem Dank hinzufügte. Die Auszeichnung gebührt ihm für seinen Umgang mit der Sprache: „Schade, dass ein paar meiner ehemaligen Deutschlehrer heute Abend nicht hier sind. Die konnte ich davon nämlich nicht überzeugen.“

Sei's drum: Hoëckers Sorge, dass es sich bei der Lupe um eine Art Wanderpokal handeln könnte, hat sich selbstredend als unbegründet erwiesen. Aber wie er schon sagte: Die Geschichte steckt voller Irrtümer. Und es ist ganz einfach ein Vergnügen, ihm zuzuhören, wenn er ein paar davon aufdeckt. Und seiner Faszination für den kleinen rosagrauen Kasten – „mein absolutes Lieblingsorgan“ – im zweiten Teil des Programms freien Lauf lässt. Wobei es wieder die kleinen Tücken des Systems sind, die das Ganze für Hoëcker erst so richtig interessant machen. So wie die auf den ersten Blick ein wenig ernüchternde Tatsache, dass der Hochleistungsrechner im Kopf zu fast zwei Dritteln aus Fett besteht. Oder dass das mysteriöse Déjà-vu durch banale optische Verzögerungen verursacht wird. Ganz zu schweigen von einer Überbewertung des Einzelereignisses in Form der langsamsten Supermarktkasse überhaupt und Verschwörungstheorien im Allgemeinen. Im Ernst: Dieser Abend hatte am Ende nur einen Fehler – er war zu kurz.

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