2000 Jahre Römer im Rheinland Swisttaler wandern zum Römerkanal in Buschhoven

Swisttal-Buschhoven · Auch 2000 Jahre später führt der Schacht immer noch drei Meter in die Tiefe: Die Rede ist vom Einstiegsschacht zum Römerkanal im Garten der gleichnamigenn Buschhovener Gaststätte. Eine Wanderung führte zahlreiche historisch Interessierte hin.

50 Jahre Swisttal und 2000 Jahre Römer im Rheinland: Zum runden Geburtstag der Flächengemeinde hatten unter dem Motto „Veranstaltungen von Bürgern für Bürger“ die Gemeinde, der Heimat- und Verschönerungsverein Buschhoven (HVV) um den Vorsitzenden Frank Wendorf und der Rheinbacher Freundeskreis Römerkanal mit den beiden Vereinsvorsitzenden Lorenz Euskirchen und Rolf Greiff mit Experte Klaus Grewe eine gemeinsame Führung entlang der römischen Wasserleitung auf die Beine gestellt.

Und die Nachfrage war groß. Irmgard Pickertz-Mickley war eine der mehr als 60 Teilnehmer, die sich schon beim Treffpunkt am Burgweiher in Buschhoven auf die Erläuterungen der historischen Hintergründe und der baulichen Details des ältesten Denkmals Swisttals gefreut hatten. „Diese Zeit hat mich schon immer interessiert. Ich bin ein ausgesprochener Römerfan“, sagte die Morenhovenerin.

Die meisten Zuhörer nahmen die technischen Fertigkeiten der Römer und ihre Kreativität in der Entwicklung neuer Ideen staunend zur Kenntnis. Das Baudenkmal selber erleben konnten Interessierte schon beim Einstiegsschacht im Garten der Gaststätte „Zum Römerkanal“. Die Römer nutzten den Schacht regelmäßig, um eventuelle Schäden am Kanal feststellen und beheben zu können. Und auch 2000 Jahre später ging es drei Meter in die Tiefe. Auch Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner wagte per Leiter die Kletterpartie, „um eine Vorstellung vom Römerkanal zu bekommen. Durch das Regenwasser war es da unten auch ein wenig feucht, sodass sich das Gefühl für den Kanal sogar verstärkte.“

Den Verlauf des sogenannten „Eifelkanals“ durch das Tal der Swist kann man vom Rand des Kottenforstes aus gut übersehen. So war es kein Wunder, dass der Vermessungsingenieur und Archäologe Klaus Grewe in der Nähe des Kapellchens die Trassenführung detailliert erläuterte und auf die Probleme der Ingenieure von damals hinwies. Auf einer Länge von knapp 95 Kilometern bauten die Römer Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus den heute noch in Resten zu sehenden Kanal von Nettersheim nach Köln. Bei der damals stetig wachsenden Bevölkerung der „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ (Köln) wuchs dort auch der tägliche Wasserverbrauch. Die fertiggestellte Leitung transportierte denn auch aus der Eifel 20 Millionen Liter kalkhaltiges Wasser täglich.

„Das kalkhaltige Wasser sorgte auch für die Versinterung (Kalkablagerung) der Bleirohre im innerstädtischen Druckleitungsnetz. Aber schon die Römer wussten sich gegen Bleivergiftung zu schützen“, erklärte Grewe. Warum die Römer ihre Leitung entlang des Vorgebirgshanges von Buschhoven über Brenig nach Köln gebaut haben, sei, so Grewe, bis heute nicht ganz geklärt. Denn es sei ein Graben zwischen Heimerzheim und Weilerswist gefunden worden, der als ursprünglicher Kanal an der Südwestseite des Vorgebirges von Buschhoven über Weilerswist nach Köln hätte führen können, „aber wir haben dort keine Steine und nichts anderes gefunden“, sagte Grewe.

Er kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er über die technischen Leistungen der römischen Bauingenieure spricht und was diese in „fünf Jahren geschaffen haben. Das kann nicht länger gedauert haben, da der Statthalter von Niedergermanien und Initiator des Kanals Sextus Iulius Frontinus in dieser Zeit versetzt wurde und er das Bauwerk mit Sicherheit noch hatte einweihen wollen“, so Grewe.

Und er erzählte von der Trassenvermessung und vom römischen Fachschriftsteller Vitruv (erstes Jahrhundert vor Christus), der einen Chorobaten – ein fast sechs Meter langes Nivelliergerät - beschrieben hat, das sich mittels Loten und einer Wasserwaage horizontal stellen ließ. Damit wurden die Höhen Punkt für Punkt übertragen. Gerätefehler wurden durch das Wenden des Chorobaten eliminiert. „Einfach genial“, so Grewe. Auf die Frage eines Zuhörers, wer denn die Arbeiten ausgeführt habe, verwies Grewe auf damals schon existierende Fachfirmen und Experten. „Denn Sklaven waren einfach zu teuer.“

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