FC-Traditionself spielt gegen Morenhoven Stephan Engels: „Die Leute sollen ein Spektakel sehen“

Swisttal-Buschhoven · In den 80er Jahren war Stephan Engels vom 1. FC Köln einer der besten Mittelfeldspieler Deutschlands. Mittlerweile ist der Mondorfer 55 Jahre alt – und immer noch topfit. Denn wöchentlich kickt er mit früheren FC-Stars wie Wolfgang Overath in der Sportschule Hennef. Und er spielt in der FC-Traditionself. Die tritt am nächsten Samstag, 16.30 Uhr, in Buschhoven anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Altherrenmannschaft Morenhoven gegen diese an.

 Die deutsche Nationalelf am 23. April 1983 in Izmir vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei, das sie 3:0 gewann: (v.l.) Stephan Engels, Karlheinz Förster, Rudi Völler, Hansi Müller, Pierre Littbarski, Wolfgang Dremmler, Bernd Schuster, Hans-Peter Briegel, Gerd Strack, Harald Schumacher und Karl-Heinz Rummenigge.

Die deutsche Nationalelf am 23. April 1983 in Izmir vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei, das sie 3:0 gewann: (v.l.) Stephan Engels, Karlheinz Förster, Rudi Völler, Hansi Müller, Pierre Littbarski, Wolfgang Dremmler, Bernd Schuster, Hans-Peter Briegel, Gerd Strack, Harald Schumacher und Karl-Heinz Rummenigge.

Foto: picture-alliance/ dpa

Mit welcher Aufstellung geht die FC-Traditionself in das Spiel gegen Morenhoven?

Stephan Engels: Wir haben 15 Mann im Kader, darunter Pierre Esser, Matthias Hönerbach, Armin Görtz, Karsten Baumann, Patrick Helmes, Thomas Zdebel, Matthias Scherz, Holger Gaißmayer, Nino Flohe und ich. Bernd Cullmann und Herbert „Zimbo“ Zimmermann sind die Teamchefs. Ich kümmere mich um die Organisation.

Mit welcher Taktik gehen Sie ins Spiel?

Engels: Wir spielen offensiv. Die Leute sollen ein Spektakel sehen mit vielen schönen Toren.

Ihre Mannschaft ist leicht favorisiert. Wie halten Sie die Spannung bis zum Anpfiff hoch?

Engels: Wir stehen immer unter Strom und sind nach wie vor ehrgeizig. Wenn ich sehe, wie wir in der Halle spielen, fast schon zu ehrgeizig.

Die Zuschauer wollen die Ex-Profis zaubern sehen. Ist es eine Gratwanderung, den Gegner, frühere Kreisliga-Spieler, nicht lächerlich zu machen?

Engels: Wir wollen ehrlichen Fußball spielen und keinen Gegner lächerlich machen. Auch die Morenhovener werden ihre Chancen bekommen.

Wie halten Sie sich fit?

Engels: Ich spiele im Sommer 15 Mal für die Lotto-Elf Rheinland-Pfalz und zehn Mal für die FC-Traditionself. Dienstags spielen wir in der Sportschule Hennef, donnerstags in der Halle des FC.

Joggen Sie?

Engels: Nein. Ich bin in meiner aktiven Zeit genug ohne Ball um den Decksteiner Weiher gelaufen. Jetzt laufe ich nur noch mit Ball.

Sie sind Spielerberater. Wen beraten Sie?

Engels: Ich betreue 14 Spieler, darunter Yannick Gerhardt, der vom FC nach Wolfsburg gewechselt ist, Manuel Konrad von Dynamo Dresden und drei Spieler des Bonner SC. Für meinen Sohn Mario hoffe ich, dass der Transfer vom FSV Frankfurt zum polnischen Erstligisten Slask Wroclaw klappt.

Hat der Sohn das Talent des Vaters?

Engels: Er ist sehr schnell und kann mit dem Ball umgehen. Zwei wichtige Attribute im modernen Fußball.

Ist für Sie eine Rückkehr auf die Trainerbank oder ins Management denkbar?

Engels: Eher nicht. Der Beraterjob macht Spaß. Ich habe genug zu tun. Ich betreue die 14 Spieler selbst. Deshalb muss ich sie oft auf dem Platz sehen, um mit ihnen über ihre Leistungen sprechen zu können. Ich will sie ja weiterbringen.

Wie ist Ihr Verhältnis zum FC ein Jahr nach der Trennung?

Engels: Ich habe den Vertrag damals selbst aufgelöst, weil ich den Eindruck hatte, dass die U 21 nicht genug Stellenwert im Verein hatte. Sie wäre ja auch letzte Saison eigentlich sportlich abgestiegen. Jetzt scheint ein Umdenken stattgefunden zu haben. Zum FC habe ich ein gutes Verhältnis. Ich habe eine lebenslange VIP-Karte und bin bei fast jedem Heimspiel dabei.

Abgesehen vom Geld, wie hat sich der Fußball seit Ihrer aktiven Zeit verändert?

Engels: Er ist schneller und athletischer geworden. Aber nach wie vor steht der Ball im Mittelpunkt. Ehrgeiz und Leidenschaft sind wichtig. Man muss für den Sport leben.

Sie haben eng mit Heinz Flohe zusammengearbeitet. Den Spieler kannte jeder. Wie war er als Mensch?

Engels: Ich war sein Zimmergenosse, wenn wir unterwegs waren. An guten Tagen war er Weltklasse. Unglaublich, was der „Flocke“ für Tricks drauf hatte, ein weißer Brasilianer. Er war ein 100-prozentiger Freund, auf ihn konnte man sich verlassen. Wer ihn aber einmal enttäuscht hatte, der hatte bei ihm keine Chance mehr. Dazu war er ein lustiger Typ und sehr bodenständig.

Haben Sie sich etwas von ihm abgeguckt?

Engels: Der FC hatte Ende der 70er Jahre eine tolle Mannschaft, da konnte man als junger Spieler von jedem was lernen.

Auch Sie gelten als bodenständig, leben immer noch in Ihrem Geburtsort Mondorf. Gab es nie den Wunsch, den FC zu verlassen?

Engels: Ich hatte zwischen 1981 und 1984 Angebote aus Spanien, vom HSV und von Bayern München. Ich bin aber beim FC geblieben. Denn wenn ich zu weit von Mondorf weg war, ging es mir nicht so gut.

Für einen Mann Ihrer Klasse sind acht Länderspiele recht wenig, oder?

Engels: Ja, es hätten ein paar mehr sein können. Aber ich hatte einige schwere Verletzungen: zwei Kreuzbandrisse und einen Knöchelbruch.

Wie bewerten Sie die Entwicklung des FC?

Engels: Das Team wurde gut verstärkt. Wichtig wird sein, ob die Abwehr ihr gutes Niveau halten kann. Lehmann wird oft unterschätzt. Er ist das Herzstück der Mannschaft.

Wie sehen die Leistung der Nationalelf bei der EM?

Engels: Man muss in Deutschland auch mal mit dem zweiten oder dritten Platz zufrieden sein. Portugal hat den Titel verdient gewonnen. Die machen eine tolle Nachwuchsarbeit.

Ist Podolski zum richtigen Zeitpunkt zurückgetreten?

Engels: Er hätte noch bis 2018 spielen können. Vielleicht hat ihm auch die absolute Rückendeckung des Trainers gefehlt.

Kehrt er noch einmal zum FC zurück?

Engels: Die Fans würden das sicherlich begrüßen. Wie die sportliche Führung das sieht, ist aber eine andere Frage.

Als Sie noch Jugendspieler in Mondorf waren, soll Reiner Calmund Ihren Eltern, die einen Bauernhof hatten, einen Mähdrescher geboten haben, wenn Sie zu Bayer Leverkusen wechseln.

Engels: Das war so: Reiner Calmund kam eines Samstags zur Mittagszeit zu meinen Eltern auf den Hof. Auf dem Tisch standen Eintopf und Hämmchen. Calmund hat mit großem Appetit gegessen und zu meinem Vater gesagt: Wenn der FC dir für den Stephan einen Traktor bietet, von mir kriegst du einen Mähdrescher.

Dennoch sind Sie zum FC gegangen.

Engels: Manager Karl-Heinz Thielen hat Wind von der Sache bekommen und Heinz Flohe und Bernd Cullmann zu meinen Eltern geschickt. Da war für mich klar: Wenn sich schon Nationalspieler um einen 16-Jährigen bemühen, da gehst du hin.

Eintrittskarten (fünf Euro) gibt es in der Gaststätte Alt-Morenhoven, Swiststraße 98, und bei Sport Krämer, Kölner Straße 31 in Heimerzheim.

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