Gelungene Integration in Swisttal Neu-Odendorferin aus Syrien mit Perspektive

Swisttal-Odendorf · Sie hat Wirtschaftswissenschaften studiert und seit 2006 bei Egyptair in Aleppo gearbeitet. Bis der Krieg begann, der Flughafen bombardiert und in der Folge geschlossen wurde.

 Syrerin Lucin Barmakszian aus Odendorf; mit ihrem Mann Vrej Kozakjian und Sohn Keyork; hinter ihnen auf dem Bild die festung von Aleppo

Syrerin Lucin Barmakszian aus Odendorf; mit ihrem Mann Vrej Kozakjian und Sohn Keyork; hinter ihnen auf dem Bild die festung von Aleppo

Foto: Axel Vogel

Heute lebt Lusin Barmakszian mit ihrem Mann Vrey und dem fünfjährigen Sohn Keyork in Odendorf. Die Familie flüchtete Ende 2013 aus Syrien, nachdem Vrey zum militärischen Reservedienst verpflichtet wurde. Über Umwege kam sie im September 2015 nach Deutschland.

In ihrer neuen Heimat will sich die Familie möglichst schnell integrieren. Das Netzwerk Flüchtlingshilfe Ludendorf-Essig-Odendorf (Leo) unterstützte sie bei der Suche nach einer Wohnung und einem Sprachkursus. Keyork besucht den Kindergarten, seine Eltern lernen Deutsch. Und das mit beachtlichem Erfolg: Lusin Barmakszian spricht bereits so gut, dass sie beim diesjährigen Stiftungsfest des Kameradschaftsvereins Ludendorf am Ehrenmal eine Rede hielt.

Stefan Arth, Präsident des Kameradschaftsvereins, hatte auf seine Ansprache verzichtet, um die 34-jährige Syrerin von ihren Erfahrungen im Krieg und seinen Folgen sprechen zu lassen. „Im Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt, zur Mahnung an den Frieden in Freiheit und Gerechtigkeit“ steht auf der Messingtafel am Ehrenmal. „Das sind Gedanken und Gefühle, die mich und meine Familie, meine Freunde und sehr viele Flüchtlinge berühren“, sagt Barmakszian.

Verfolgung als Familientradition

Schon ihre Großeltern mussten vor Gewalt und Verfolgung fliehen. Sie lebten als Armenier in der Türkei und flohen 1915 vor dem Völkermord, bei dem Schätzungen zufolge zwischen 300 000 und anderthalb Millionen Armenier ums Leben kamen. Fast 100 Jahre lebte die Familie dann in Syrien. Der Abschied von ihrer Heimat sei ihr schwergefallen, sagt Barmakszian. Zunächst flüchtete sie mit ihrer Familie in den Libanon, dann in die Türkei. Doch mit ihrem armenischen Namen und christlichen Glauben fühlte sie sich in der Türkei nicht sicher.

Über den Seeweg gelangten die Barmakszians nach Griechenland und schlugen sich mit Bussen und Zügen bis nach Deutschland durch. Hier haben sie Verwandte und Freunde. Und: „Hier kann man arbeiten“, sagt Barmakszian. Sie habe bereits Kontakt mit Egyptair aufgenommen und gute Chancen, in Düsseldorf eine Stelle zu bekommen, erzählt die Syrerin.

Nach einer einjährigen Wartezeit konnte die Familie Anfang September bei der Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in der Bonner Ermekeilkaserne ihren Asylantrag stellen und wartet auf den Bescheid, der ihren Aufenthaltsstatus klärt. Sie sei froh und erleichtert, dass dieser Schritt getan sei, sagt Barmakszian. Von den Menschen in Swisttal fühle sie sich willkommen geheißen.

In ihrer Rede beim Stiftungsfest sagte sie: „Die Leute, die ich hier getroffen habe, sind gute Leute und öffneten uns deshalb die Türen ihrer Häuser.“

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