Männer mit klarer Kante Luther und Lenin im ICE Zukunft

SWISTTAL-MORENHOVEN · Bei der "Schlachtplatte" im ausverkauften Kreaforum lassen vier Kabarettisten das Jahr 2017 Revue passieren.

 Das Ensemble der Schlachtplatte in Aktion: (v. l.) Robert Griess, Guntmar Feuerstein, Chin Meyer und Fred Ape.

Das Ensemble der Schlachtplatte in Aktion: (v. l.) Robert Griess, Guntmar Feuerstein, Chin Meyer und Fred Ape.

Foto: Rainer Timm

Da reiten sie - die unerschrockenen Vier - zur Musik von Johnny Cash auf die Bühne und werfen sich dort sogleich in Positur. Warum? Nun, sich einen quietschgelben Fiffi auf den Kopf zu setzen und den US-amerikanischen Präsidenten zu mimen, scheint dieser Tage einfacher als das. Viel zu einfach, um genau zu sein.

Da braucht es Männer, die klare Kante zeigen. Womit der rote Faden der Schlachtplatte 2017 - der satirischen Endabrechnung von und mit Robert Griess, Fred Ape und Guntmar Feuerstein sowie Chin Meyer - gespannt wäre. Und den Zuschauern im ausverkauften Morenhovener Kreaforum nun zum Abschluss der Kabarett-Tage einen zwerchfellstrapazierenden Abend beschert hat. Wer das Format kennt - und das sind nach nunmehr sieben Jahren nicht wenige - kann mit Fug und Recht von einer der pointiertesten Ausgaben sprechen.

Wären wir beim Fußball, würde es nun wohl heißen, dass die Mannschaft einen Treffer nach dem anderen versenkt und ein wahres Schützenfest gefeiert hat. Womit wir wieder bei der verbalen Kraftmeierei und - siehe da im Weißen Haus - angelangt sind. Dort hat 2017 ein "Potentat mit Größenwahn, Zugriff auf Massenvernichtungswaffen und einer komischen Frisur" einen anderen zu immer neuen Höhenflügen angespornt.

Doch ist die Lage bei näherem Hinsehen wohl etwas verzwickter als anno 1944, wo unsere amerikanischen Freunde in der Normandie anlandeten, um einem anderen Potentaten mit Zugang zu Massenvernichtungswaffen und komischer Frisur den Garaus zu machen. Sollten wir ihnen dann nicht unsere helfende Hand reichen - so wie Vietnam, dem Irak und Afghanistan?

Die Entscheidung darüber vertagen wir flugs mal und wenden den Blick stattdessen inwärts, wo wir seit September 2017 ohne Regierung durch die Lande gondeln. Das Problem , so Griess, hatte Belgien lange Jahre auch, weil sich Flamen und Wallonen in etwa so grün waren wie Katrin Göring-Eckardt und Christian Lindner.

"Zufällig waren das die wirtschaftlich erfolgreichsten Jahre." Überhaupt die Grünen. Biegen und strecken sich bei ihren Yoga-Übungen und plädieren für mehr Diesel. "Denn als die Atomkraftwerke abgeschaltet wurden, ging es für uns bergab", wie Feuerstein beklagt.

Um sich anschließend ans Klavier zu setzen, um den Eurovision Song Contest zu begleiten: "Ein Lied für Katalonien?" Da trifft es sich gut, dass Puigdemont schon mal in Brüssel vorstellig geworden ist.

Unbestrittener Höhepunkt einer jeden Schlachtplatte ist das Gegenwartsdrama des Jahres: heuer mit Robert Griess alias Martin Luther und Chin Meyer als Lenin im ICE Zukunft. Überhaupt hat der Neuzugang im Ensemble eine Visitenkarte abgegeben, die sich sehen und hören lassen kann.

Und allen, die erstens "Sympathy for the Devil" von den Rolling Stones und zweitens den Zeichentrick-Kurzfilm "Ein Münchner im Himmel" von 1962 schätzen, empfiehlt sich zu guter Letzt der Blick nach oben, wo Satan, Beelzebub, Luzifer und Mephisto so ihre Zweifel hegen, ob sie auf Erden genug hinterlassen haben.

Aber gewiss doch: zum Beispiel einen US-Präsidenten mit quietschgelbem Fiffi: "Lujah soag i, verflixt Halleluja."

Die Schlachtplatte ist am 24. Januar noch einmal im Bonner Pantheon, Siegburger Straße 42, zu sehen.

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